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Designblast 2010 – Mut / Courage

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Am Freitag fand an der HFG Karlsruhe der Designblast 2010 zum Thema Mut statt.
Internationale Sprecher, hauptsächlich aus dem Bereich des Graphikdesigns nahmen in ihren Vorträgen und hinterher Stellung zum Thema Mut.

Julia Lohmann, die ihren Vortrag als Erste hielt, hatten wir leider verpasst.

Benjamin Reichen von ÅBÄKE aus London, zeigte verschiedene Projekte; u. a. ein Alphabet aus Glas, welches in einer Glasbläserei in Finnland entstanden ist. Die Buchstaben sollten Serifen haben und freistehend sein ... anschließend wurden Röntgenaufnahmen davon gemacht, welche das interessante Innenleben dieser zerbrechlichen Buchstaben zeigt.

Benjamin und sein Team bewiesen Mut als sie ein sehr gut laufendes Plakat-Projekt genau in dem Moment stoppten, als es am erfolgreichsten war.
Seine Aussage zum Thema Mut: “It's not about doing things different than everybody else, but doing things different than yourself.”

Brendan Walker, Aerial London, ist ein Emotion-Designer, der eine ganze Studie zum Thema Gefahr, Mut und Angst durchgeführt hat. Sein Interesse: “... thrill, the excitement of pleasure ...”
Er hat diverse Experimente mit Leuten gemacht, sie u. a. verkabelt in eine Achterbahn gesetzt, dabei ihren Herzschlag gemessen und welche Muskeln sich im Gesicht anspannen, und wann die Person anfängt vor Aufregung zu schwitzen ... er wollte herausfinden wann aus diesem Nervenkitzel, Angst, Aufregung und Freude wird.
Er präsentierte verschiedenste Experimente zu seiner “Thrill” Studie, zeigte viele Videos, in denen er teilweise auch selbst aktiv war z. B. als Doktor, in einer Performance, die Mitten in einer Kneipe stattfand. Leute, die die Kneipe besuchten wurden mit »Horrorszenarien«, nachgestellten OPs etc. konfrontiert ...
Der ganze Vortrag war sehr unterhaltsam und emotional, zu Vortragsbeginn zeigte er ein Schreckensbild von 9/11 und der sinkenden Titanic ... Brendan Walker hat eben genau das getroffen, was er gerne studiert und was ihn fasziniert, die Emotionen der Menschen.

»Es gibt kein Mut im Design.« Diese Aussage stellt Marco Fiedler, einer der beiden Designer von VIER5 am Anfang seines Vortrages in den Raum.

Dagegen erzählte er zwei Geschichten außerhalb der Designwelt, Personen in völlig unterschiedlichen Lebensverhältnissen, welche jedoch beide Mut bewiesen haben. Eine ältere Frau, »Mama Maria« aus Afrika erfährt, dass sie Aids hat. Um sich die teuren Medikamente leisten zu können geht sie fischen und verkauft ihren Fang auf dem Markt – obwohl sie damit in eine Männerdomäne vordringt und sich nicht gerade beliebt macht. Ein Bundespräsident, »Horst Köhler« geht kurzerhand vor die Presse und erklärt, dass er mit dem Rücken zur Wand steht, ihm keine Unterstützung und Respekt entgegengebracht wird und tritt von seinem Amt zurück – obwohl er sich damit dem Spott der Presse freigibt. Marco Fiedler möchte mit diesen Beispielen zeigen, was Mut für ihn bedeutet: Sein Leben in die Hand nehmen und sich nicht aufgeben; Entscheidungen treffen, auch wenn sie unbeliebt sind.

Anschließend laß er ein paar Zeilen aus einem Brief an Studenten in der Schweiz vor, indem er Stellung nimmt, auf die Frage nach der sozialen Verantwortung des Designers. Eine Frage, die ihn immer mehr beschäftigt und im immer wichtiger wird. In diesem Zusammenhang erwähnte er kurz sein »hässliches« Corporate Design für das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt. »Ein Museum in einer kaputten Stadt, vor dessen Eingang Junkies sich Nadeln stechen, kann ich nicht Museum in Helvetica in Goldenen Lettern schreiben.« Daher ist die Typo für das Museum genauso kaputt wie deren Stadt. 

Abschließend ermunterte er die jungen Studierenden ihre soziale Stellung als Designer in der Gesellschaft wahrzunehmen und Ausdruck zu verleihen; sich die Frage zu stellen: In welcher Form ist meine Arbeit gesellschaftlich und sozial wichtig?

Einen recht persönlichen Vortrag hat Eike König von Hort gehalten. Als Kind, sagte er, kommt man mutig zur Welt, man steigt z. B. auf so etwas »gefährliches« wie ein Fahrrad ... und nach und nach, wenn man älter wird, wird einem der Mut genommen ... »Mut ist ein Motor, der gepflegt werden muss!«
Was ihn z. B. in seinem Studium entmutigte, war Kritik, die ihn als Person angegriffen hat. Für ihn ist es wichtig, dass Studenten, das, was Professoren sagen, hinterfragen. Sie sollen sich nicht so schnell entmutigen lassen, wenn sie eine Idee haben, und hinterher feststellen, dass jemand anderes die gleiche Idee hatte. Na und! Dann machen sie es eben anders.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Sprecher das Thema Mut mit der Persönlichkeit verbinden und weniger mit der Arbeit. Der Mensch an sich steht dabei im Vordergrund und seine Handlung, darin zeigt sich der Mut.

Hier ein paar Impressionen eines »mutigen« Tages ...

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