horst_typo.jpg

Horst Moser

Author:

Horst Moser, der allen als Editorial Desiger, Art Director und Autor (Bestseller: Surprise me) bekannt ist, schon zahlreiche Preise gewann und Büros ins München und Zürich hat, füllte heute um 15 Uhr “die Hütte” beziehungsweise die Typohall mit gut 1.000 Gästen.

Der sicher in dieser Form einzigartige Sammler von Zeitschriften sprach über das Image von Zeitschriften. Er machte in seinem Vortrag einen enzyklopädischen Rundumschlag und zeigte auch ein paar seiner eigenen Arbeiten, wie dies viele Redner auf der Konferenz tun.”Im Gegensatz zu anderen Designern, die sich ihre Inspiration in Annuals holen, lasse ich mich von Literaten inspirieren,” betonte Horst Moser, der gerne “alles anders macht als die anderen.” Wie beispielsweise bei dem Design der Kundenzeitschrift “Forum” von dem Finanzdienstleister MLP. Hier achtete er bei Cover und Innenseiten darauf, dass diese genau nach den gegensätzlichen Gestaltungsrichtlinien aufgebaut sind, wie dies vielleicht vergleichbare Kundenmagazine sind.

Was sind gute Überschriften? “Sie müssen bei den Lesern, einen Sog erzeugen, dass die Leute die Texte einfach lesen müssen,” so Moser, der in den Innenseiten von Forum immer mit großen und kleinen Worten spielt, die er in Verbindung mit Farbflächen setzt statt klassisch eine Head mit Vorspann oder Subhead über die ganze Breite zu verwenden.

Nach diesem Beispiel folgte ein Überblick über die Medienlandschaft Deutschlands, die allein 3.500 (!) Kundenzeitschriften verzeichnet und auch ein Querschnitt durch die Zeitschriften der letzten Jahrzehnte, wobei auffällt, dass speziell in den 20er Jahren bei Titelseiten mit Text gearbeitet wurde und es in den 50er und 60er Jahren eine Entwicklung von Antiqua- hin zu Groteskschriften gab. Kundenzeitschriften gibt es, das habe ich heute gelernt, erstaunlicherweise bereits seit rund 500 Jahren. Die Älteste ist die Zeitschrift der Fugger.

Klassische Beispiele schlechter Images bei Zeitschriften sind die Bäckerblume und die Apothekenumschau. Bei letzterer ist es mittlerweile das Gegenteil, wie Moser an Ansichtsbeispielen der im Wort und Bild-Verlag mit einer Auflage von 10 Millionen erscheinenden Zeitschrift nachweist.

Die ganzen Exemplare der Magazine, von Inflight-, Druck-, und Foto- bis hin zu Auto-Magazinen, liegen so keinem Museum der Welt vor, sondern nur Horst Moser, der diese in einer ganzen Halle lagert, die er gemietet hat um die Mags zu archiveren. Für ihn sind die Zeitschriften aber nicht nur eine Inspirationsquelle, sondern auch Arbeitsmittel und Material, dass er für seine Arbeiten gebrauchen kann.

Der Autor und Designer sagt, was er denkt. Wie jüngst bei dem im Dom Verlag erschienenen Buch “Young German Design” wo er im Interview äußerte, dass Fons Hickmann in München mittelmäßige Opern-Plakate entwarf. Dies wurde vom Verlag aus Selbstdarstellungs- und Reinwaschungsgründen nicht gedruckt, was Moser “unerträglich” findet.

Im Anschluss an den sehr guten und interessanten Vortrag wurde der zu beneidende Horst Moser gefragt, wie er denn an die ganzen Zeitschriften käme. Mittlerweile hat er ein Netz von Antiquariaten, die ihn mit neuen, anderen und guten Ausgaben versorgen.

Leider habe ich bei dem Vortrag verpasst von Horst Moser ein Bild zu machen, was ich dann aber später in der Eingangshalle nachholte und den sehr symphatischen und etwas schüchternen Mann, den Lars schon für Slanted interviewt hat, auch ein Mal persönlich kennen lernen durfte.

Gerade die, man darf mir diesen Ausdruck jetzt nicht verübeln, “alten Haudegen” wie Ed Benguiat, Jim Rakete, Kurt Weidemann oder Dietmar Henneka, die sich zur diesjährigen Typo (noch) mal wieder die Ehre geben, bereichern für mich diese Konferenz. Vielleicht ein Anstoss zur Rückkehr alter Tugenden, Werte bzw. Methoden? Es wäre möglich.

Mein Fazit: Wer diese und andere Gurus/Größen noch nicht gehört hat, zum Teil sind es doch öfter die gleichen Vorträge, sollte zu einem Vortrag dieser Herren gehen, wenn sie mal in der Nähe sind. Da können wir noch viel lernen und uns inspirieren lassen!

horst_typo.jpg