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Look Book

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Das Projekt Look Book Informationsdesign im Studiengang Visuelle Kommunikation untersuchte während des Wintersemesters 2007/08 die Potenziale von Informationsdesign.

Die entstandenen Arbeiten der Studierenden sind vielfältig und zeigen die große Bedeutung der bewussten Gestaltung von Informationen in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Look Book stellt systematisch die verschiedenen Anwendungen von Informationsgestaltung dar.

Herausgegeben von Heike Nehl und Sibylle Schlaich, in Zusammenarbeit mit Kristin Barufke, Alexandra Bauch, Melchior Brislinger, Damir Cheremisov, Claudia Csato, Benjamin Dahl, Patrick Heypeter, Katharina Kiklas, Sara Krines, Dennis Leitmeyer, Olaf Mumm, Susanne Reip, Agnes Tóth, Holger Väth und Philip Zeller. Erschienen im Universitätsverlag der Bauhaus-Universität Weimar.

Zu beziehen über www.moniteurs.de oder www.uni-weimar.de/uv

Sybille Schlaich und Heike Nehl von Moniteurs (www.moniteurs.de) im Slanted-Interview:

Slanted: Gebt uns bitte ein paar Informationen über Euch und die in das Projekt involvierten Studenten/Studentinnen.

Sibylle Schlaich:
Gemeinsam haben wir 1994 Moniteurs, Kommunikationsdesign gegründet, das wir heute zusammen mit Isolde Frey führen. Unsere Arbeitsschwerpunkte liegen im Informationsdesign und Corporate Design. Wir haben beide schon an unterschiedlichen Hochschulen Typografie und Medienkonzepte unterrichtet. Dieses war das erste gemeinsame Unterrichtsprojekt zum Thema Informationsdesign. Es war auch das erste mal, dass in Weimar Informationdesign unterrichtet wurde.

Im Zuge dessen werden wir in diesem Sommer anlässlich des Bauhaus-Jubiläums dort im Rahmen der Sommer-Akademie „Bauhaus Basics, revisted“ einen Workshop geben: Information Walls (www.bauhaus-basics.com).

Die Studenten waren jahrgangsgemischt vom 3. bis zum 11. Semester und sehr engagiert. Ansonsten wäre es überhaupt nicht möglich gewesen nach nur einem Semester ein solches Buch auf die Beine zu stellen. Viele Studenten waren nach dem Projekt-Semester wieder in alle Winde zersteut – da hat es eine Weile gedauert, alle Grafiken und Texte zusammenzustellen und die Finanzierung zu sichern. Benjamin Dahl, Melchior Brislinger, Susanne Reip und Sara Krines organisierten die gesamte Produktion des Buches.

Slanted: Könnt Ihr uns eine kleine Beschreibung der Arbeit geben?

Heike Nehl: Das Buch ist die Dokumentation der Projektarbeiten von 14 Studenten des Studiengangs Visuelle Kommunikation der Bauhaus-Universität Weimar.

Unter unserer Obhut untersuchte die Studentengruppe innerhalb eines Semesters die Potenziale von Informationsdesign. Ziel der Auseinandersetzung war es, diesen Zweig der visuellen Kommunikation auf seine verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten hin zu untersuchen, kritische Herangehensweisen kennenzulernen und die Ergebnisse in Form eines Buches darzustellen.

Die entstandenen Arbeiten der Studierenden zeigen die große Bedeutung der bewussten Gestaltung von Informationen in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Gezeigt werden Visualisierungen wissenschaftlichen Materials, Gebrauchsanweisungen, Synchronopsen und Kalender, interaktive Programme und experimentelle Filme.

Die Beschäftigung mit der Vielfalt an Darstellungen im Informationsdesign mündete in der Erarbeitung eines persönlichen Themas. Die Studenten beschäftigten sich mit Daten, Fakten und Prozessen ihres eigenen Lebens.

Slanted: Warum habt Ihr diese Arbeit angefertigt? Was hat Euch zu dieser Arbeit bewegt und inspiriert?

Sibylle Schlaich: In unserem Büro in Berlin arbeiten wir viel an Leitsystemen. In den meisten dieser Projekte gelangen wir während der Arbeit an die Schnittstellen zur Architektur, zum Corporate Design, aber auch an die konkrete Visualisierung von Daten, auf Infoboards oder Screens. Wir denken, dass der Bereich der Visualisierung von Informationen, z.B. in öffentlichen Gebäuden, auch digital, in Zukunft immer mehr zunehmen wird. Es wird ein immer wichtigerer Bereich in der Arbeit von Grafik Designern. Deshalb erachten wir es für sehr wichtig, dass sich die Studenten auch mit diesem Zweig der Visuellen Kommunikation auseinandersetzen.

Slanted: Welche Bedeutung hat für Euch Informationsdesign?

Sibylle Schlaich: Eine sehr große. Wie schon gesagt, wir denken, dass in Zukunft, wie wir z.B. schon an der Entwicklung der mobilen Kommunikation sehen können, den Menschen immer mehr Informationen zugänglich gemacht werden. Diese Informationen, ob sie einem den Weg weisen oder ob sie wissenschaftliche Erkenntnisse darstellen oder Communities visualiseren, müssen gestaltet werden. Und hier geht es nicht nur um die bessere Darstellung eines Sachverhaltes, es geht auch um eine gute Gestaltung, um eine emotionale Ansprache und um zielgruppenspezifische Aufbereitung.

Slanted: Ihr habt die Potenziale von Informationsdesign untersucht – gibt es Ergebnisse zu denen Ihr gekommen seid?

Heike Nehl: Die Arbeiten der Studenten haben gezeigt, dass Informationsdesign alle Medien erobert hat. Was klassisch im Printbereich angefangen hat, hielt Einzug in digitale Medien, Film, ect. Im Printbereich ist die besondere Herausforderung die Dinge in einem „Standbild“ sozusagen auf den Punkt zu bringen. Eine eingefrorene Einheit Information. Bei interaktiven Medien kann eine große Menge an Informationen zugänglich gemacht werden; der Benutzer hat eine Wahlmöglichkeit, eine gewisse Freiheit, sich Wissen auf seine Art zu erschließen. Der Informationsdesigner gestaltet Situationen. Im Film kommt der Faktor Zeit hinzu.

Slanted: Möchtet Ihr mit Eurer Arbeit etwas bestimmtes erreichen oder aussagen?

Heike Nehl: Dem Titel Look Book entsprechend wollten wir keinen theoretischen Zugang zu Informationsdesign bieten, sondern einen Einstieg über die Gestaltung. Und zeigen, das Gestaltung Information ist und Information Gestaltung.

Slanted: Das Spektrum der gezeigten Arbeiten reicht von Gebrauchsanweisungen bis hin zu interaktiven Programmen. Kann man den Bereich des Informationsdesigns innerhalb Eures Projektes konkreter definieren? Gibt es hier überhaupt Grenzen oder sind die Übergange zu anderen Gestaltungsbereichen fließend?

Sibylle Schlaich: Die Grenzen zu anderen Gestaltungsbereichen haben wir bewusst offen gehalten, dies wurde auch unterstützt durch die Art des Projektstudiums, wie es in Weimar unterrichtet wird. Die Gruppe setzte sich aus Studenten der Fachbereiche Design, NMediendesign und Architektur zusammen. Es waren auch viele international Studenten dabei, aus Spanien, Kanada, POlen.
Die Arbeit innerhalb des Projektes war bewusst breit angelegt: spontane analoge Klebe- und Schreibübungen zum „warm laufen“, flankiert von individuell erarbeiteten klassischen Aufgaben, wie Kalender oder Synchronopsen, um die Studenten an das Thema heranzuführen.

Slanted: In der Einleitung erklärt Ihr, dass Informationsgrafiken sich „zwischen persönlicher Interpretation, gestalterischer Ausdrucksweise und dem objektiven Sachverhalt“ bewegen. Ist dieser Spielraum nicht sehr weit gefasst, also sollte die primäre Funktion einer Informationsgrafik nicht die unmittelbare Erfassbarkeit des Sachverhaltes darstellen? In welche Richtung orientieren sich die gezeigten Arbeiten?

Heike Nehl:Diese Aussage trifft natürlich speziell auf die von uns gestellte Aufgabe zu, da die Studenten Aspekte ihres eigenes Lebens als Informationsgrafik darstellen sollten. Hätten die Studenten eine Datengrafik im Auftrag z.B. einer Tageszeitung erstellen sollen, wäre natürlich der Aspekt der persönlichen Interpretation weggefallen. Diesen Aspekt hatten wir an vielen Aufgaben diskutiert, z.B. sollten die Studenten eine bestehende Informationsgrafik überarbeiten. In einigen Fällen entstand durch das Redesign eine komplett neue Bedeutung, die nicht falsch war, aber einen anderen Fokus hatte. Aber ganz klar, dies ist eine Studienarbeit und unserer Meinung nach, soll das Studium die Augen öffnen und genau diese Grenzen, zwischen subjektiver Interpretation und objektivem Sachverhalt ausloten.

Slanted: Ihr beschreibt Informationsgrafiken unter anderem als individuelles Statement des Verfassers. Wie ist diese Aussage zu werten – Traue keiner Statistik, die man nicht selber gefälscht hat?

Sibylle Schlaich: Tatsächlich trägt, wie auch bei einem Beitrag im Internet, der Absender zur Aussage bei. Je nachdem in welchem Medium die Informationsgrafik abgebildet wird, muss sie natürlich hinterfragt werden. Man muss sie nicht nur hinterfragen, man muss Informationsgrafiken auch lesen lernen, wie wir im Projekt erfahren haben.

Slanted: Die Infografiken beziehen sich häufig auf den Alltag der mitwirkenden Studenten. Wurden bestimmten Zusammenhänge bewusst, die möglicherweise eine Änderung Eures Verhaltens bewirkt haben?

Heike Nehl: Die Langzeitbeobachtungen der Gruppe wurde erst am Ende des Semesters ausgewertet… Aber die Erkenntnis ist natürlich der erste Schritt zur Veränderung! Wir nehmen übrigens gerade an dem Vorbereitungs-Projekt für die DD4D Konferenz teil – Data Designed for Decisions (www.dd4d.net). Auf der Konferenz wird es nicht nur um Daten und Visualisierungen gehen, sondern um deren Relevanz und Bedeutung für Entscheidungen.

Slanted: Ich finde die direkt ersichtliche Gliederung des LookBooks durch die eingekürzten Seiten und den daraufhin abgestimmten Druck der Seitenränder sehr gut gelungen! Welche Details gefallen Euch persönlich am besten?

Sibylle Schlaich: Vielen Dank. Ja, wir hatten nach einer Möglichkeit gesucht, bei der das Buch auf den ersten Blick sagt, hier werden Informationen sortiert und geordnet. Dieser aufwendige Schnitt war übrigens nur möglich, da wir hier freundlich und kostenlos von der Firma SchoPa unterstützt wurden.

Wir mögen auch sehr gerne die grafisch/textliche Verlinkung innerhalb der Themen und Studenten. Jedem Studenten/Studentin ist ein Piktogramm zugeordnet, über dieses Piktogramm wird am rechten Seitenrand zu weiteren Seitenzahlen verlinkt auf denen weitere Arbeiten der Studentin/Studenten zu finden ist. Da das Buch nach Themen und nicht nach Personen geordnet ist und auch sämtliche Texte im Kapitel b zu finden sind, ist diese Verlinkung zum Auffinden bestimmter Themen und Zusammenhänge unerlässlich.

Slanted: Habt Ihr auf Grundlage der gesammelten Erkenntnisse Tipps für die Herangehensweise bzw. die Ausarbeitung von Infografiken?

Heike Nehl: Als erstes muss man als Grafik-Designer verstehen worum es geht, die darzustellenden Inhalte muss er/sie klar durchschauen. Grundlegendes grafisches und typografisches Wissen und Können ist unerlässlich. Eine gute Visualisierung interpretiert die Daten nicht nur, sondern sie verhilft zu besserem Verständnis, besserer Kommunikation und sie ermöglicht dem Betrachter Entscheidungen zu treffen.

Slanted: Danke für das Interview!








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