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Erste Person Singular

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Erste Person Singular ist eine Pappschachtel, bzw. eine Art projiziertes Buch, das den Anspruch stellt, ein eigenes Ich zu besitzen, welches sich nicht von dem eines Menschen unterscheidet. Es persifliert dabei die gängigen Ansichten der meisten Philosophen und Neurologen, welche das menschliche Ich mehr oder weniger als Illusion ansehen.

Thema der Diplomarbeit von Paul Grabowski war das menschliche Selbstbewusstsein. Es entstand ein Buch bzw. eine Schachtel, die den unfassbaren und rätselhaften Aspekt des Bewusstseins nicht haptisch, sondern durch Form von projizierten Bildern kommuniziert. Der Inhalt wurde dabei ganz analog auf Diafilm belichtet, welcher nun mithilfe von einem eingebauten Linsensystem, einer starken LED-Lampe und vier Mono-Zellen projiziert werden kann.

Der Betrachter kann die Pappschachtel selbsthändig ein- und ausschalten, den Fokus einstellen und den Diafilm an den beiden Regler spulen, um den Inhalt zu lesen.

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Interview mit Paul Grabowski

Slanted: Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.

Ich bin Paul Grabowski und seit Februar diesen Jahres diplomierter Kommunikationsdesigner. Studiert habe ich an der FH Würzburg-Schweinfurt und bin zurzeit immernoch auf der Suche nach einer Festanstellung. Derweil versuche ich mich gerade als freischaffender Illustrator & Designer.

Slanted: Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Wo liegen Deine Stärken?

Meine Schwerpunkte sind neben der Illustration, die Konzeption und Typografie. Ich würde nicht behaupten, dass ich visuell (bereits) einen klar definierten Stil besitze. Ich versuche eher eklektizistisch zu arbeiten und verscheiden Dinge auszuprobieren.
Inhaltlich schlägt es mich dagegen deutlicher in einen bestimmten skurrilen und humorvollen Bereich, der stark von der Pop-Kultur beeinflusst ist.

Slanted: Wo arbeitest Du am liebsten?

Überall, wo ich das habe was ich dazu brauche, wie z. B. Papier, Stifte, Tusche Rechner mit Internet, Scanner, Leuchtpult, Grafik-Tablett, Schneideplotter, DIN A3-Drucker usw.

Slanted: Was inspiriert Dich?

Wie erwähnt die Popkultur, amerikanische Independentfilme (vorallem von Todd Solondz), Jazz, Electronica, Soul, Break Beat, Hip Hop und natürlich diverse Design-Blogs, -Zeitschriften und -Bücher.

Slanted: Kannst Du uns eine kleine Beschreibung Deiner Arbeit geben?

Erste Person Singular ist eine Pappschachtel, die den Anspruch stellt, ein eigenes Selbstbewusstsein zu besitzen, das sich nicht von dem eines Menschen unterscheidet. Der Inhalt dieser Schachtel stellt einen selbstreflexiven gedanklichen Monolog jener Schachtel dar. Diese setzt sich philosophisch mit dem Thema des eigenen Ichs auseinander und persifliert die heutigen gängigen materialistischen Ansichten der Philosophie und Neurologie zu diesem Thema.
Das besondere daran ist, das der Inhalt dieser Schachtel kein typisches Druckmedium darstellt, sondern auf Kleinbild-Dias belichtet worden ist und mithilfe eines Linsensystems und einer starken LED-Lampe projiziert wird.

Der Pappprojektor beinhaltet nun den 68-seitigen mentalen Monolog auf Diafilm, ein Linsensystem, 4 Mono-Zellen und eine 3-Watt-LED-Birne. Der Betrachter kann die Pappschachtel selbsthändig ein- und ausschalten, den Fokus einstellen und den Diafilm an den beiden Regler spulen...und natürlich die Batterien wechseln.

Slanted: Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?

Durch meine Affinität zu philosophischen Themen hatte ich recht schnell das Problem des menschlichen Selbstbewusstsein, also des Ichs, als Thema für meine Diplomarbeit gewählt.
Keine Wissenschaft konnte bisher vernüftig das Rätsel um das menschliche Selbstbewusstsein lösen und natürlich auch nicht den Sinn und Zweck erklären, weshalb Menschen sich selbst und ihrer Beschränkungen bewusst sind, weshalb sie überhaupt Dinge erfahren können oder müssen.
Dieser mystische Aspekt veranlasste mich dazu, kein typisches haptisches Printmedium zu realisieren, sondern den Kern meiner Arbeit durch eine Projektion zu kommunizieren, die eben diesen unfassbaren Charakter mit sich bringt.
Im Kontrast zu diesem komplexen Thema, fand ich es reizvoll, die Sprache der Arbeit humorvoll, einfach und vorallem skurril darzustellen.

Slanted: Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?

Geeigent wäre diese Arbeit als Einsteiger-Lektüre für Leute, die sich für Bewusstseinsphilosophie interessieren, obwohl ich mir dabei keine großen Chancen für eine Massenproduktion erhoffe.

Slanted: Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?

Die Konzeption ist einer meiner Schwerpunkt, weswegen ich auch verhältnismäßig lange am Inhalt arbeite und Ideen ausfeile. Viele kleine Ideen entstehen bei mir jedoch auch während der Ausführung.

Slanted: Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?

Angefangen hat das Diplomsemester im Oktober 2008. Dann gab es erstmal ein bis zwei Monate Recherche & Konzeption, wobei ich ungewohnt schnell die Idee mit dem projiziertem Buch verfolgt hatte. Die Ausführung hatte dann letzendlich bis Januar 2009 gedauert. Der Prototyp wurde ca. 7 Stunden vor Abgabe endgültig fertig. Drei weitere Exemplare habe ich dann bis Mai gebaut.

Slanted: Wer hat Dich betreut und wie hast Du davon profitiert?

Betreut wurde die Arbeit von Prof. Christoph Barth und Prof. Dr. Gerhard Schweppenhäuser. Wir habe uns dabei relativ häufig in regelmäßigen Abständen getroffen.
Prof. Christoph Barth war mir als Erstprüfer sowohl bei der Theorie, wie auch bei der Konzeption und Gestaltung, wie immer eine enorme Hilfe.
Prof. Dr. Gerhard Schweppenhäuser hatte mich als mein Zweitprüfer und Philosophie-Professor vor allem für den theoretischen Teil meiner Arbeit umfangreich unterstützt.
Beide waren außerdem auch so freundlich den Lektorjob zu übernehmen, da ja bekannterweise ALLE Design-Studenten Legasteliker sind!

Slanted: Hast Du Deine Arbeit handgemacht (gedruckt, veredelt etc.)?

Die erste Pappschachtel habe ich zusammen mit unserem Superdupa-Buchbinder Leo Pabst überzogen. Die restlichen drei habe ich dann in den Semesterferien zu Hause selbst gefertigt. Mein Vater hat mich dabei tatkrätig bei der Elektronik unterstützt, die Batterienfassungen und Lampen gelötet usw.

Slanted: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?

Erstmal eine Festanstellung mit monatlichem Lohn. Alles weitere lasse ich mit der Zeit auf mich zukommen...außerdem heirate ich in ca. 2 Wochen.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!

www.paulgrabowski.de









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