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Obst- und Gemüse-Tiere von Christian Hückstädt

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Bei meinem letzten Posting zu den Illustrationen aus Obst und Gemüse von Christian Hückstädt habe ich angekündigt, dass wir über seine weiteren Arbeiten berichten werden. Jetzt ist das Buch »Neue Stiefel hat Frau Gans« im Düsseldorfer Sauerländer Verlag erschienen. Ein Bilderbuch für Kinder und klug gebliebene Erwachsene. Zu sehen sind 26 seltene und auch bewehrte Tiere, beschrieben in 23 erbaulichen Reimen.

Ein paar Beispielseiten zeigen wir hier:




Wir haben Christian Hückstädt ein paar Fragen gestellt, nachfolgend könnt Ihr das kleine Interview nachlesen. (Übrigens: Fragen wurden Christian seit dem letzten Beitrag auf Slanted einige gestellt; so gab es beispielsweise einen Bericht im MDR oder Veröffentlichungen in DB mobil oder dem Kölner Elternmagazin LUNA und auch einen kleinen Auftrag für ein Frauen-Lifestyle-Magazin. Wir wünschen ihm weiterhin alles Gute und viel Inspiration bei seiner doch sehr ausgefallenen und witzigen Tätigkeit.)

Wie kamst du darauf, aus Gemüse Figuren zu schnitzen?
Schnitzen tue ich eigentlich nicht. Das Wort Schnitzen lässt an mühevolle, langwierige Arbeit denken. Genau das versuche ich zu vermeiden. Ich versuche im Gegenteil, so wenig wie nötig zu machen, das heißt, gerade so viel, wie notwendig ist, um eine Frucht – meinetwegen eine Fenchelknolle – in ein Tier zu verwandeln. Die eigentliche Arbeit ist daher, das Obst (oder Gemüse) in der Hand zu drehen und zu schauen, was sich darin für Gestalten versteckt halten könnten.

Ja, aber wie kam es überhaupt zu dieser Arbeit mit Früchten?
Vor ein paar Jahren habe ich mir eine kleine Digitalkamera gekauft. Plötzlich war es einfach, all die kleinen Bilder, Bildsequenzen, die mir im Alltag so auffallen, festzuhalten. Es ist vielleicht ein menschliches Grundbedürfnis in Formen, Gestalt(en) zu erkennen. Ich möchte, dass meine Fotografien in der Schwebe bleiben. Deshalb verändere ich so wenig an an einer Frucht, dass sie möglichst Beides ist: noch Frucht und schon Figur. Die Bildidee, der eher einfache »Bauplan«, liegt ganz offen da und wird beim Entziffern des Bildes fast zwangsläufig nachvollzogen. Der Betrachter ist also quasi am Entstehungsprozess beteiligt. Ich glaube das macht den Reiz dieser Bilder aus.

Du hast gesagt, du versucht so wenig wie nötig zu machen, braucht es manchmal mehrere Anläufe bis eine Figur sitzt?
Nicht unbedingt. Ich überlege mir schon sehr genau wo ich ein Auge hinsetze (ein Auge ist ja fast das wichtigste. Setzt Du ein Auge, hast Du sofort ein »Lebewesen«. Vielleicht liegt das daran, dass wir so sehr über die Augen kommunizieren. Asiaten übrigens mehr als Europäer, welche abwechselnd auf Mund und Augen schauen. (Süddeutsche Zeitung, Ins Gesicht geschrieben, 14./15.8.09). Man kann also sagen, um eine beliebige Form in ein »Lebewesen« zu verwandeln, braucht es nur zweierlei: Augen und Mund.

Wie kommst du darauf?
Naja, meine Gemüse-Figuren (es gibt nicht nur Tiere) resultieren irgendwie auch aus meinen Arbeiten davor. Als Illustrator habe ich mich auch mit Icons und Character Design beschäftigt (Siehe Website / Vector). Das war ja vor einigen Jahren mächtig in Mode und ich finde es immer noch spannend: mit ganz, ganz wenig (Punkt, Punkt, Komma, Strich) eine Figur, einen Charakter zu erschaffen. Das Prinzip des Cartoons also, dass recht anspruchsvoll ist. Anspruchsvoll deshalb, weil es der Betrachter ist, der die Figuren belebt. Das erfordert aktive Mitarbeit. Und das fasziniert mich. Das ist etwas, das nur der Mensch kann: leblose Dinge (Striche, Formen) Kraft seiner – nun ja – Fantasie zu beleben. Und jetzt fand ich Bestätigung in dem Buch „Welcome To Your Brain“ ,Beck Verlag. Gleich vorne steht dort: Ein Foto betrachten ist schwieriger als Schach spielen. Und weiter sinngemäß: es ist unglaublich schwierig, Computern das Sehen beizubringen. Jedes 2-jährige Kind übertrifft spielend den besten Computer der Welt darin.

Welche Rolle spielt das Fotografieren der Gemüsewesen?
Eine große. Ich kann durch Licht, Untergrund und vor allem Blickwinkel den Ausdruck erheblich steuern. Erst durch das Entfernen von allem Störendem drum herum entsteht das Bild und seine Geschichte. Wie schon die Entscheidungen beim Schneiden ist auch das Fotografieren vor allem ein Prozess des Weglassens, des Klärens.

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