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TYPO Berlin, Tag 2, 15 Uhr, Hansje van Halem

Die Grafikdesignerin Hansje van Halem ist bekannt durch ihre wiedererkennbare, besondere Typografie auf komplexen, ja fast schon psychedelischen Mustern. 2003 gründete sie ihr eigenes Studio. Ihre digitalen, komplexen, typografischen Experimente, die sich im Spannungsfeld zwischen Systematik, Methodik und Lesbarkeit bewegen, finden sich dann auf Briefmarken, Plakaten oder Bebilderungen wieder. Auch im öffentlichen Raum sind ihre Arbeiten zu finden. Wie zum Beispiel in Form eines Grenzzauns am Amsterdamer Flughafen Schiphol oder in einem Mosaikboden in einer Kirche. Arbeiten von Hansje van Halem haben es bereits in zahlreiche Museums Sammlungen geschafft. 

In ihrem Vortrag »Das magische Auge« möchte van Halem Einblick in ihre Arbeitsprozesse geben. Sie hat vor 15 Jahren an der Rietvelt Akademie in Amsterdam abgeschlossen und arbeitet seitdem selbstständig. Schon ihr Vater war Künstler und sie zeigt Bilder, wie sie bei ihm im Studio sitzt und ihre ersten Buchstaben malt. Ihre Mutter hat in der Textilindustrie gearbeitet und sie stellt fest, dass sie tatsächlich eine gute Mischung aus beiden ist. Zunächst wollte sie Buchdesignerin werden und hat in diesem Bereich auch die erste Jahre nach dem Studium gearbeitet. Doch sie begann Buchstaben zu zeichnen in der Hoffnung, sie irgendwann benutzen zu können. Entstanden ist daraus ein Buch, das alle Zeichnungen sammelt. Dieses Buch ist dann zu einer Art Katalog ihrer Arbeitsweisen geworden und war schon ausverkauft, bevor es wirklich erschienen ist. Seitdem hat sie dem Buchdesign eher den Rücken gekehrt und arbeitet fast ausschließlich im Bereich Typografie und Illustration. Sie sagt, dass sie sich für unterschiedliche Techniken interessiert. Sobald sie was sieht, das sie interessiert, packt es sie und sie versucht es auf ihre Buchstaben anzuwenden. Dazu zeigt sie Beispiele, wie Spitze geklöppelt wird und wie sie sich erst zeichnerisch dem Thema genährt hat und sich anschließend dazu entschieden hat, wirklich zu lernen wie man Spitze herstellt. 

Anschließend zeigt sie eine Auswahl von Postern, die sie für eine kleine Ausstellungsreihe gestaltet hat, die sie in ihrem Wohnzimmer veranstaltet hatte. Sie erzählt, wie sie erst eine Liebe zum Siebdruck und später auch zur Risografie entwickelt hatte. Es ist ein Balanceakt zwischen Gestaltung, die für sie zu lesbar ist, und Gestaltung, die zu unlesbar ist. Genau der Punkt in der Mitte dieser zwei Extreme interessiert sie am meisten und diesen versucht sie zu erreichen. Auf dem Weg dorthin entstehen hunderte Versionen, bis sie zufrieden ist. Diese Zwischenschritte sammelt sie akribisch in der Hoffnung, sie vielleicht doch nochmals für irgendetwas anderes wiederverwenden zu können. Seit 2017 ist sie auch die Gestalterin für das Lowlands Festival. Sie sagt, dass die Arbeit am Festival für sie magisch ist, da sie ihre Idee auf so viele unterschiedliche Medien vom Festivalzelt über die Website, Animationen für VJs bis hin zum Festivalbändchen übertragen kann. 

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