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TYPO Berlin,Tag 1, 15 Uhr: Julie K. Andersen

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Vor meinem ersten Vortrag habe ich schnell nochmal nachgeschaut unter welchem Thema die TYPO 2013 läuft: Touch. Fühlbares Design, Design das berührt, Gefühle auslöst.

Welch Überraschung, die dänische Designprofessorin Julie K. Andersen entspricht dem Thema mit ihrem Vortrag gleich auf mehreren Ebenen. Sie beginnt mit: In diesem Vortrag geht es um seeehr Privates, es geht um eine Beziehung. Genauer um das Ende einer Beziehung und um den Satz, den ihr Ex ihr an den Kopf wirft "Tak for lort, bitch", ins Englische übersetzt ungefähr: "Thanks for this shit, bitch". Sie ist entsetzt und wütend. Sie muss etwas tun mit diesen Gefühlen, dieser Energie und sie beginnt sich mit diesem Satz auseinanderzusetzen. Sie will Dinge machen, die wunderschön aussehen, die innerlich aber absolut hart und gemein sind. 

Sie beschäftigt sich mit Handwerk, also Dinge berühren, anfassen, selbst machen. Sie häkelt, strickt, stickt, webt mit Papierstreifen und sticht Löcher in Papier, und immer und immer wieder diesen einen Satz. Heraus kommen grandiose typografische Kunstwerke, die in ihrem Ansatz vielleicht nicht total neu sind aber in ihrer Konsequenz und Größe und Ausdauer absolut überzeugend und beeindruckend sind. 

Ihr Vortrag ist gespickt mit witzigen Anekdoten, die zeigen, wie unglaublich perfektionistisch sie ist, wie sie zum Beispiel nach Garn einer bestimmten Farbe und Materialität sucht oder wie sie keine Lust hat, eine Technik zu testen, sondern direkt mit dem komplexen Einzelstück beginnt und sich damit an die Grenzen des machbaren führt.

Mit all diesen Werken eröffnet sie eine Ausstellung am 14. Februar und nennt sie "Be my valentine, bitch". Und ihre Trennung hat sie schlussendlich verarbeitet und kann ihrem Ex sogar verzeihen, weil sein Satz der Impuls für diese wunderbaren Dinge war.

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