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TYPO Tag 2, 12 Uhr, Johannes Bergerhausen

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Obwohl sich Typografie und Semiotik doch im wesentlichen Punkt, nämlich der Zeichen, treffen, Gestalter sich mit ihnen tagtäglich sich mit ihnen auseinandersetzen, nimmt die Typografie wenig Bezug auf die Semiotik. Dabei sieht man eine enge Beziehung, wenn man nur einen Blick in die Geschichte wirft.
Johannes Bergerhausen, Professor für Typografie und Buchgestaltung an der Fachhochschule Mainz und Initiator des vielfach ausgezeichneten Projekts decodeunicode und Herausgeber der Publikation Digitale Keilschrift, gab mit seinem reich bebilderten, inspirierendem Vortrag einen Einblick in die Welt der Zeichen und die gegenseitige Beziehungen zwischen der Typografie und der Semiotik, der allgemeinen Lehre der Zeichen, an die sich nur wenige Gestalter bislang getraut haben. Allerdings gibt es, wie er zeigte, immer mehr Lektüre zu diesem Forschungsfeld, das die Grundlagenforschung bildet.

Er blendete Standpunkte der Typografie und der Semiotik ein, jeweils im Hinblick auf die einzelne Disziplin und zeigte Beispiele aus verschiedenen Zeichensystemen, von denen es 200 auf der ganzen Welt gibt, die von der Architektur, der Werbung bis hin zu Gesten reichen, aber auch einem einzelnen Produkt. Ein Beispiel dazu ist die europäische Teekanne, die aber auch für Waschungen im Islam genutzt werden und mit afrikanischem Muster bemalt ist. »Je mehr Wissen ein Mensch hat, desto mehr kann er Zeichen decodieren«.

Die Identität eines Zeichens in der Typografie hat viel mit seiner eingetragenen Stelle im Unicode zu tun, aber – wohl viel mehr – auch mit dem Namen des Zeichens, das teilweise die Bedeutung und Einsetzung vorschreibt. Denn es kann sich sowohl eine Bedeutung als Piktogramm annehmen, genauso aber auch als Ideogramm, wie das Herz, das als Organ einerseits zu verstehen ist, andererseits aber auch für die Liebe steht. Viele solcher Konnotationen der Zeichen sind auch schon in der frühen Geschichte zu beobachten. Die Schlange beispielsweise, hat in der Keilschrift die Bedeutung als Tier, es bedeutet aber auch lang.
So haben schon die Sumerer eine Flüssigkeit dargestellt, indem sie das Gefäß abgebildet haben. Dies begegnet uns noch heute im Fall der Kaffeetasse oder der Cola-Flasche.

Johannes Bergerhausen zeigte zudem auch Beispiele aus dem Bereich des Corporates, die zeigten, dass unbewusst zwar bestimmte Botschaften vermittelt werden, wenn man diese dann kennt oder sich an diese gewöhnt, sie bei genauerem Hinsehen doch irritieren, wie das Windows Logo, dessen Icon sich mit der Zeit von einem Fenster zu einer Art Flagge gewandelt hat.

Es wird deutlich, dass je mehr Zeichen es gibt, es komplizierter wird, aber je mehr Wissen da ist, mehr decodiert werden kann.

Zum Abschluss noch zwei “to dos” : Eigene Arbeiten zu signieren, denn Arbeiten nicht zu signieren, vermitteln Unwichtigkeit, und gute Piktogramme für »Ziehen« und »Drücken« zu entwerfen, die es ins Unicode Zeichensystem schaffen.

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