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100 beste Plakate 08

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In letzter Zeit hat kaum ein Beitrag mehr Diskussionsstoff geliefert als der über die
Plakatparade anlässlich der Ausstellungseröffnung »100 beste Plakate 08«. Weitaus weniger Diskussionsstoff dürfte hingegen das Jahrbuch liefern, wenn man die Qualität als Maßstab nimmt.

Prof. Henning Wagenbreth vergleicht in seinem Vorwort gute Gestaltung mit guter Küche. Greift man diese Metaphorik auf, kann man sagen, dass hier mit viel Liebe zum Detail und nur mit besten Zutaten gekocht wurde. Die exotischten Zutaten sind Schweizer Broschur mit offenem und bedrucktem Rücken, Schutzumschlag und Bildumschlag mit partieller UV-Lackierung natürlich nicht, aber selten werden sie so schön miteinander kombiniert – da übersieht man auch gerne das leicht abgeschmackte Revolutions-/Protestthema. »Typografisch gewürzt« ist das ganze mit der FF Netto von Daniel Utz und der Swift von Gerard Unger. Das Konzept und die Gestaltung wurde von Studierenden aus dem Fachbereich Design der Fachhochschule Potsdam unter der Leitung von Nauka Kirschner (doppelpunkt kommunikationsdesign; Berlin) und Prof. Hermann Weizenegger entwickelt – setzen, 1 mit Sternchen.

Auffällig ist bei der diesjährigen Auswahl ein hoher Anteil an rein typografischen Plakaten. Die »gemeinsame Sensibilität« der Jury gegenüber der Typografie wird damit begründet, dass oft starken Bildideen keine Überlegung bezüglich Schriftwahl vorangegangen ist, und sie oft nur dort untergebracht wurde, wo eben noch Platz war – auf deutsch soll das wohl heißen, dass gute Plakate nur zu oft mit schlechter Typografie kaputt gemacht werden und daher die Qualität der Schriftgestaltung ein wichtiges Kriterium bei der Beurteilung war. Diese »Sensibilität« führt allerdings auch dazu, dass ein paar Plakate ausgezeichnet wurden, die einem Schriftliebhaber zwar das Herz höher schlagen lässt, aber eben schon zu kryptisch beziehungsweise zu abstrakt sind, um sie auf Anhieb zu verstehen.
Inhaltlich gibt es als gelungene Zugabe neben den Preisträgern noch 40 Plakate aus 40 Jahren DDR Plakatkunst zu sehen, samt Essay von Sylke Wunderlich, ihres Zeichens Gründerin der Stiftung Plakat OST – lecker lecker.










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