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Autoabastecerse – Selbstversorger

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Auf der Translation lernte ich Ilka aus Köln kennen, vor kurzem erhielt ich von ihr diese schöne Arbeit, bei der es sich um den deutschen Beitrag auf der Bienal Internacional de Pintura en Cuenca, Ecuador, April–Juni 2007 handelt.

Das Projekt „Autoabastecerse“ verbindet ein traditionelles Kunsthandwerk Ecuadors mit Interventionen der zeitgenössischen Kunst. Es bezieht die einheimischen Bauern und Kunsthandwerker und ihre Fähigkeiten der Textilgestaltung und Wollverarbeitung in Cañar (Andenregion in Ecuador) ein in ein aktuelles Kunstkonzept. Es entsteht ein Bild der Vernetzung, ein Ring der Ereignisse, das Motiv der Zirkulation verschiedener Verhältnisse, das Spiel der Selbstversorgung.

Die Aktion: Nachdem ein Schaf auf dem einheimischen Viehmarkt in Cañar (Andenregion in Ecuador) gekauft worden war, wurde das Tier in gewohnter Weise von den Bauern geschoren, die Wolle gesponnen und nach einem traditionellen Rezept mit Pflanzenfarben gefärbt. So entstand 1,5 kg fuchsienrote reine Schafwolle. Daraus strickten vier Indiofrauen einen passgenauen Pullover. Dieses Kleidungsstück mit einem Rollkragen, einem Reißverschluss und zwei Ärmeln wurde demselben Schaf wieder angezogen. Rosarot steht es nun auf seiner Wiese und frisst weiterhin grünes Gras.

Das Werk: Sämtliche Arbeitsschritte wurden dokumentiert und in der Ausstellung als Fotografien installiert. Des Weiteren sind ca. 50 Zeichnungen und einige Objekte entstanden, die das Konzept in seiner bildnerischen Dimension ausloten. Eine Videoprojektion von 15 min zeigt das rosa bekleidete Schaf auf grüner Wiese. Bestandteil dieses Konzeptes ist es, aus dem Arbeitsvorgang selbst die gestalterische Dimension zu definieren, die alle beteiligten Faktoren der ländlichen Umgebung und der sprachlichen Begriffe mit einbeziehen und zu sensiblen Kompositionen führt.
Die rosa Farbe nimmt im Programm des Künstlerteams eine dominante Stellung ein und steht als Symbol für den Blutkreislauf. Sie signalisiert durch die Vorliebe der Indiofrauen für diesen Farbton einen Bezug zu deren Kultur.

Die Ästhetik: Die Naturform kommt in der Arbeit unmittelbar in eine Umgestaltung und wird als Kulturform – ein gestrickter Pullover – gekämmt, gefärbt und zugeschnitten. Sie kehrt somit wieder an den Ursprung zurück. Dabei wird die Umkehrung des Produktionsprozesses und die Ausformung einer traditionsreichen Textilverarbeitung in ein innovatives Bild gebracht. Die Idee besticht durch ihre Einfachheit und ist gleichzeitig voller Esprit und Humor. Sie verzichtet auf eine gesellschaftliche Kritik und untersucht auf vielschichtige Weise eine ästhetische Dimension der Trivialität und Lebenswirklichkeit.

ilka helmig
leitwerk. büro für kommunikation
www.leitwerk.com
www.ilkahelmig.de

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