Das Versal-Eszett kommt

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Seit 128 Jahren gibt es Bestrebungen zur offiziellen Anerkennung des großen »ß«. Nun – das kann man wohl sagen – steht diese Anerkennung kurz bevor. Das versale Eszett [auch scharfes S genannt] wird laut einer Meldung von Andreas Stötzner – Autor der Zeitschrift SIGNA und Mitglied des Internationalen Arbeitskreis Signographie – aller Voraussicht nach als neuer Buchstabe in den internationalen Zeichensatz ISO 10646 bzw. Unicode aufgenommen. Dieser Beschluss wurde auf der Tagung des zuständigen ISO-Fachgremiums am 27. April 2007 gefasst. Der Kodierungsantrag zum Versal-scharf-S wurde vom Deutschen Institut für Normung eingebracht. Die Deligierten waren überwiegend der Meinung, dass das versale ß nachweislich existiert, seine Anwendung sinnvoll sein kann und es daher hinreichende Gründe für seine offizielle Anerkennung als Majuskel des Lateinischen Alphabetes gibt. Platz finden soll das neue Zeichen auf dem Codepunkt 1E9E im Block »Latin Extended Additional«.

Bereits im Jahr 2004 beantragte Stötzner beim Unicode Consortium die Aufnahme eines Latin Capital Letter Double S in den Unicode-Standard. Der Antrag wurde seinerzeit jedoch verworfen. Zum Einen aus technischen Gründen, zum Anderen, da die Existenz dieses Buchstabens [noch] nicht ausreichend bewiesen war. Diese Gründe scheinen heuer offensichtlich nicht mehr von Relevanz zu sein, so dass dieser Beschluss schon als möglicherweise entscheidender Durchbruch für die Aufnahme des Versal-Eszett in unseren grundsätzlichen Buchstabenschatz gesehen werden kann. Man darf gespannt sein, wie sich dieses Thema weiterhin entwickeln wird.