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Lamont

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Lamont. Eine Schriftfamilie von Michael Herold.

Lamont bei URW++

Michael Herold zur Schrift Lamont:
Während eines Englandaufenthaltes im April 2006 habe ich bei einem Besuch der Kathedrale von Wells im Innenhof eine Grabplatte gesehen. Die Schrift der Grabplatte von 1834 gefiel mir aufgrund ihrer Offenheit, Klarheit, Leichtigkeit. Die Zeichen inspirierten mich so sehr, dass ich im November 2007 mit den ersten Entwürfen der Lamont begann. Problematisch war, dass es einige Buchstaben und Ziffern auf der Grabplatte nicht gab und die Grabsteinschrift nur aus Versalien bestand.

Mein Ziel war es, die leicht organischen Züge und dennoch die Klarheit der Grabsteinschrift zu übernehmen. Die neue Schrift sollte modern, eigenständig und unverwechselbar sein. Den Charakter der Keilschrift und deren organischen Formen übertrug ich in den leichten kalligrafischen Zügen (in den Abstrichen). Durch ihre klare offene Form wirkt die Schrift dennoch nicht verspielt und ist sowohl für Technik-bezogene als auch literarische Texte geeignet.

Trotz der offenen und weiten Grundform (o) sollte die Schrift mit einer geringen Laufweite Platz sparend und dennoch gut lesbar sein — auch in kleinen Graden. Zeichen wie a, o, i, l, I sollten gut voneinander unterschieden werden können. Um die Schrift möglichst vielseitig nutzen und einsetzen zu können, ist sie mit 12 Ligaturen, echten Kapitälchen und 5 Ziffernsätzen umfangreich ausgestattet. Besonderen Wert legte ich auf den großen Zeichenausbau der Kapitälchen, die trotz ihrer Dichte und dunkleren Grauwertes den leichten und eleganten Charakter beibehalten sollten. Die Kursive hat eine geringere Neigung als andere Schriften, um die weichen runden Formen in den Glyphen auch in der Kursiven zu erhalten.

Nach über einem Jahr Inspirationsphase und fast 11⁄2 Jahren intensiver Entwurfs- und Produktionsarbeit mit dem ikarus-System von urw++ ist meine Lamont-Familie mit insgesamt acht Schriftschnitten jetzt als OpenType Pro fertiggestellt.



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