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Rasterfahndung

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»Rasterfahndung« ist der Titel einer Publikation die zum Abschluss eines Typo-Workshops im Sommer 2007 unter der Leitung von Peter Brugger an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart entstanden ist. 4 Tage lang beschäftigten sich die Studenten mit Rastern, Matrizen und Modulen und entwicklten daraus ihre eigenen Zeichensätze.
Alle Ergebnisse wurden in Anlehnung an das Thema »Rasterfahndung« auf Endlospapier gedruck und in in einer Art Aktenmappe zusammengetragen. Eine wirklich spannende und sehr schön umgesetze Arbeit.

Rasterfahndung
Entwicklung von Zeichensätzen

Die Rasterfahndung ist ein in den 1970er Jahren infolge der vergeblichen Fahndung nach den RAF-Terroristen vom damaligen BKA-Präsidenten Horst Herold entwickeltes Verfahren zur vernetzten Durchsuchung von Datenbeständen. Dabei werden bestimmte Personengruppen aus öffentlichen oder privaten Datenbanken herausgefiltert, indem man nach Merkmalen sucht, von denen man annimmt, dass sie auch auf die gesuchte Person zutreffen.

Läßt sich aus der Ursprungsthematik ein Zeichensatz ableiten oder entwickeln? Dies war die Ausgangslage für einen 4-tägigen Workshop, der an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart stattfand. Unter der Leitung von Peter Brugger, dortiger Lehrer für Typografie und Schriftentwurf, nahmen neun Kommunikations-Design-Studenten an dem Workshop teil. Die Resultate liegen nun in Form einer 96-seitigen Publikation vor.

Die Workshop-Teilnehmer wurden zu Fahndern im weiten Feld von Raster, Matrix und Modulen. Sie fahndeten gezielt und analysierten akribisch. Die Analyse stellte den Grundstock der Elemente, aus denen Zeichen generiert wurden.

Die Ansätze und Sujets könnten in ihrer Art nicht unterschiedlicher sein: Man nehme einen Baustein als Grundlage, vervielfältige diesen, organisiere das Ganze mit Hilfe eines einheitlichen Rasters, fertig ist die »Baukasten Regular« von Anja Haas. »Block«, ein modulares System von Katja Schloz, besteht aus verschiedenen Rauten-Formen, die in der Kombination miteinander eine räumliche Schrift entstehen lassen. »Cobra Deluxe« von Til Schlevogt hat die Anmutung einer Pixelschrift, deren Basis (Quadrat) durch Dreiecke ergänzt wurde und so eine ganz eigene Formensprache zum Vorschein bringt. Natalie de Gregorios »DNA« basiert auf dem DNA-Strang, ein experimenteller Script-Font ist das Ergebnis. Bei der »Faedel« von Carolin Lintl ist die Basis ein perforierter Karton, der bestickt wurde. Durch diese Kombination entstand ein lebendiges Schriftbild. Auch der eigene Küchenboden kann zweckentfremdet einen neuen Zeichensatz entstehen lassen, wie im Falle von Oliver Harveys »Kitchen Floor«. Carola Plapperts »Korbfont« zeigt, dass ein Korbgeflecht eine perfekte Basis für eine Schrift sein kann. »Mia« von Katrin Koch entstand durch eine Matrix, die auf Diagonalen, Vertikalen und Horizontalen basiert. Das Schriftensystem lädt ein zum Experimentieren. Philipp Schmidts »Origami Bold« verrät es bereits: hier stand die asiatische Papiertfaltechnik Pate.

Die unterschiedlichen Schriften (insgesamt 18 Schnitte) werden im Charakter einer Akte präsentiert, die Haptik und Opazität des verwendeten Endlospapiers transportiert diesen Eindruck. Der limitierten Publikation liegt eine CD mit allen entstandenen Schriften bei. Das Projekt hat den Output-Award erhalten und wurde bereits in :output 11 Verlag Hermann Schmidt Mainz veröffentlicht.

Bei Interesse kann man sich unter folgender Adresse informieren:
ak.koch[at]abk-stuttgart.de

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