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Redaktionstag

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Wenn ich an Mannheim denke, denke ich an die Quadrate, den Maimarkt, die Popakademie, den Rosengarten, die SAP-Arena und seit gestern auch an die
Hochschule Mannheim und Komma. Denn gestern waren Lars, Julia und ich beim
ersten Redaktionstag bei dem sich Redaktionen von Hochschulmagazinen trafen.

Der Dekan der Mannheimer Fakultät für Gestaltung, Professor Kai Beiderwellen, begrüßte die rund 40 anwesenden Blattmacher aus Halle, Freiburg, Essen, Schwäbisch Gmünd, Krefeld, Folkwang und Potsdam. (Aufgrund von Schneefall war die Teilnehmerzahl leider noch kurzfristig etwas geschrumpft.) Beiderwellen betonte, was alle Anwesenden gemein haben: Sie alle haben etwas zu sagen, sie möchten etwas in und mit Ihren Magazinen kommunizieren und dies in einem autonomen Selbstverständnis – wie es auch bei der Komma-Redaktion in Mannheim der Fall ist. Sie möchten etwas freiwillig tun. Der Dekan stellte aber auch einige Fragen in den Raum: Was kann ein Magazin leisten? Wo sind die Grenzen von Hochschulmagazinen? Wo ist die Verantwortung, wo die Position zu bestimmten Themen wie Studiengebühren? Wer stellt die Regeln auf? Bei allen Zeitschriften ginge es um Design als Haltungsfrage. Die Redakteure sind Mittler, Kommunikationsdesigner, Multiplikatoren. »Wir sollten heute über Haltung nachdenken und Freiräume schaffen,« schließt Kai Beiderwellen, der den Redaktionstag als Vernetzung sieht und nicht als Konkurrenz, denn die gäbe es innerhalb der Hochschulmagazine nicht.

Im Anschluss hielt Mario Lombardo einen Vortrag. Er wurde eingeladen, weil er mit seinen Arbeiten auch stets Stellung bezieht. Gleich zu Anfang gab er den Studierenden einen wichtigen Tipp: »Man muss den Beruf nicht nur als Beruf sehen, sondern mehr als das. Man muss sich auch mal in der Nacht davon einholen lassen, aber auch seine Ruhephasen finden.«

Ich habe den Visual Leader 2008 bereits im Mai bei Designblast gehört. Dort sprach er über seine Zeit bei Spex, über diverse Arbeiten wie Liebling, Vertrautes Terrain und viele mehr.... und heute auch über aktuelle Arbeiten wie Advertorials für Fiat oder Toyota, das Cover »Silent Nights« für Scott Matthews bei dem es Blumen regnet, weil Matthews Musik Mario zum Weinen bringt. Über seine Aufnahmen für das Buch »Design Ecology«, das gerade bei Hermann Schmidt Mainz erschienen ist, oder auch über seine Arbeit bei VIER, dem Bremer Studentenmagazin, das er betreut und weswegen er vermutlich auch eingeladen wurde. Dieses war anfangs, wie er sagt, nicht sexy, sondern nur ein Produkt. Mittlerweile brachte er die Studenten dazu, Bildwelten zu schaffen und Dinge zu visualisieren. Alles dreht sich immer um ein Thema wie zuletzt »Spinat« oder »Haare«. Jede Ausgabe hat zudem bis auf die Copy eine neue Typo.

Inzwischen hat Mario Lombardo, der wie er selbst sagt zu 90 Prozent die Akzidenz Grotesk verwendet und diese immer verändert, so viel mehr gemacht. Mensch, Mario! Das war wirklich ein arbeitsreiches Jahr für Dich. Wahnsinn! Ich hoffe, Dir gelingt es, im Dezember etwas langsamer zu machen, was Du Dir zumindest vorgenommen hast.

Die Hochschulmagazine stellten sich dann kurz selbst vor. Das ein oder andere Magazin wurde auf Slanted schon einmal, manches auch öfter, vorgestellt. Daher hier nur ein kurzer Überblick:

/Komma
Komma, das Magazin der Hochschule Mannheim, ist 2006 aus einer Diplomarbeit von Moritz Nolting entstanden und präsentiert in erster Linie die Highlights an studentischen Arbeiten. 1000 Exemplare werden pro Ausgabe kostenlos an Verlage und Agenturen versandt, 300 Hefte erhalten die Mitwirkenden. Der Rest kann kostenlos bestellt werden. Die Redaktion hat keinen Betreuer. Zu jeder Ausgabe gibt es ein Redaktionsfoto, das unter dem Motto des Magazins steht, und auch eine Release-Party. Nächstes Jahr im März erscheint die nächste Ausgabe. www.komma-mannheim.de

/Format
Das Magazin aus Schwäbisch Gmünd erhielt kürzlich eine völlige Überarbeitung. Die Studenten aus dem 2. Semester arbeiten ebenfalls ganz ohne Betreuung und hielten vom alten Layout lediglich den Titel »Format« bei. Hierbei setzen sie gemäß der Ulmer Gestaltungstradition auf eine schlichte und klare Linie. Im Moment erscheint das Magazin in einer Auflage von 750 Stück. www.formatmagazin.de

/Hochschule für Kunst und Design Halle, Burg Giebichenstein
An der Burg Giebichenstein wird demnächst auch ein Magazin entstehen, unter Betreuung der Professorin Anna Berkenbusch. Die Kunsthochschule aus Halle hat 21 Studiengänge, doch kaum einer kennt sie. Mit dem Magazin möchten die Studierenden ihre Hochschule bekannter machen. Ihr Ziel ist, dass die Redaktion mit Studierenden aus allen Studiengängen besetzt ist. Unter http://brug-halle.de gibt es bereits einen Blog.

/Zwiebelfisch
Der Zwiebelfisch ist das Freiburger Hochschulmagazin, das unter Leitung von Wolfgang Wick seit 2002 entsteht. Es kostet 10 Euro und wird hauptsächlich durch veranstaltete Partys finanziert. Die Studenten gewannen für die aktuelle Ausgabe Heidelberger für den Druck. Das Schöne bei diesem Magazin ist, wie bei einigen andern Magazinen auch, das Arbeiten ohne Richtwerte und das Entwickeln neuer Raster. Im Moment organisiert die Zwiebelfisch- Redaktion gerade das 5. Designforum Freiburg bei dem am 28. Februar sogar David Carson sprechen wird. www.zwiebelfisch-magazin.de

/Folkwangen Hochschule
Die Folkwangen Hochschule zählt mit ihren fünf Feldern Gestaltung, Musik, Tanz, Schauspiel und Wissenschaften zu den ältesten Kunsthochschulen Deutschlands. Sie vertritt die Idee, dass sich die Künste an einem Ort treffen. Wie die Studenten der Burg Giebichenstein befinden sich auch die Studenten der Hochschule Folkwangen noch in der Konzeptionsphase für ihr Magazin. Mit Thing (=Vollversammlung) steht der Name schon. Die Brücke zwischen den diversen Standorten soll mit dem Hochschulmagazin geschaffen werden und eine hohe Binnenwirkung erzielt werden. magazin(at)folkwang-hochschule.de

/Botenstoff
Von Botenstoff, dem Magazin der Hochschule Niederrhein, existieren bisher zwei Ausgaben, die völlig unterschiedlich sind. HD Schnellnack hat dies auf seinem Blog sehr anschaulich und treffend beschrieben. So lasen Sie Studenten bei ihrer Kurzvorstellung auch seinen Blogeintrag vor. Die zweite Ausgabe, die sich dem Thema Mittelmäßigkeit widmet, und für 8 Euro zu erstehen ist, ist alles andere als mittelmäßig. www.botenstoff-magazin.de

/Echtzeit
Echtzeit, das Magazin des Fachbereichs Design der Fachhochschule Potsdam, ist kein typisches Hochschulmagazin, sondern eher ein Projekt. (Die Hochschule streckt den Studierenden lediglich das Geld mittels eines zurück zu zahlenden Kredits vor.) Seit 2003 erschienen monothematische Ausgaben zu Themen wie »Fehler«, »Legenden«, »Staub«, »Jam Nein, Vielleicht« und »Hilfe«. Das Format ist immer wechselnd, das Logo adaptiv, bei der Typo gibt es eine feste Fließtextschrift, aber wechselnde Headline-Schriften. Statt Seitenzahlen enthalten die Seiten durchschnittliche Angaben, wie lange man für das Lesen benötigt. Dem Magazin beigelegt sind immer auch eine Musik-CD und ein Lesezeichen. Je nachdem auch ein Supplement. Es wird über einen Online-Shop, in 35 Buchhandlungen und auf Messen verbreitet. Aktuell werden 10 neue Redaktionsmitglieder eingearbeitet. www.echtzeit.org

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