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Robin Kinross: Design und Redaktion – der anarchistische Weg

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Robin Kinross ist Typograph, Verleger, Kritiker und Autor zahlreicher Artikel zur visuellen Kommunikation und Typografie, hauptsächlich im angelsächsischen Raum und den Niederlanden. Nach einem Studium der Typografie an der University of Reading in den 1970er Jahren startete Kinross 1980 mit einer Neuausgabe von Norman Potters What is a designer seinen Verlag Hyphen Press.

Robin Kinnross beginnt seinen Vortrag, der aufgrund einer nachdrücklichen Einladung von Erik Spiekermann zustandekam, mit einer Beschreibung von Mentor, Kollegen und Hyphen Press Autor Norman Potter, dessen 1968 geschriebenes und 1969, zur Zeit der Studentenunruhen und der Besetzung von Kunstschulen in England erschienenes Werk 1980 die erste Publikation von Hyphen Press wird (und bis auf den heutigen Tag mehrmals wieder aufgelegt wurde). Das erste Bild seines Vortrags zeigt Potter im Anzug »weit formeller als er ansonsten auftrat und redete«.

"The first thing to learn about the deep structure of modern design is that it is relation-seeking and pleasurably so." Dieses Zitat aus What is a designer beschreibt im folgenden den roten Faden recht gut: Eher als um den »Micro-Level« des editorischen Handwerks (copy editing, e.g. use of italics) geht es ihm um die Darstellung der Zusammenarbeit zwischen Autor, Herausgeber, Designer und Drucker, deren Beiträge und Zusammenspiel innerhalb sich auf Augenhöhe begegnender »core groups« die Publikationen formen (»shaping material«) und zu editorischen und gestalterischen Entscheidungen führen.


»content embodied in the material« Die Verwendung von farbigem Papier für die reference section von What is a designer


»kindred spirits« Gerrit Noordzijs und Jost Hochulis Bücher und ihre englischen Ausgaben als Hyphen Press Publikationen.

Es ist letztendlich nur eine Handvoll von Personen, die ihn auf diesem »anarchistischen Weg« abseits vorgefundener industrieller Wege begleiten, und diese wird er in Folge zusammen mit den Publikationen vorstellen. Eine nicht zufriedenstellende Erfahrung mit der Arbeitsteilung des »letterpress« Zeitalters, illustriert am Beispiel des return proofs des Umschlags von What is a designer, gibt schliesslich den Ausschlag: Er kehrt England den Rücken und findet in den Niederlanden eine sympathetische Gruppe von Druckern und Gestaltern (Fransje Berserik, Saskia van Omme, Fred Smeijers), mit denen er das Projekt Hyphen Press fortsetzt.


»return proof« des Umschlags von What is a designer und die persönlich gefärbte Anmerkung des anonym bleibenden britischen Setzers


Mac SE 30 (Nachfolger des Mac Plus) und die darauf erstellte Ausgabe von Modern Typography

Folgerichtig erwirbt er 1990 seinen ersten Mac und einen Laserwriter und beschliesst damit das eigene Buch »Modern Typography« in Eigenregie zu produzieren. Die gewonnene editorische Freiheit entschädigt für die noch vorhandenen Unzulänglichkeiten der Technik, und es wird die erste Zusammenarbeit mit seiner in den Niederlanden gefundenen neuen »core group«. Die Vorstellung einer weiteren »self-managing small group« (Otto Neurath, Marie Reidemeister, Gerd Arntz und Joseph Scheer – die mit ihrer Isotype genannten Methode ab den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts quasi die Grundlage für die moderne Infografik legten – zwei ihrer Protagonisten, Otto Neurath und Marie Reidemeister gelangen nach der deutschen Invasion der Niederlande als Flüchtlinge nach Grossbritannien) und die entsprechenden Hyphen Press Publikationen vertiefen sein Anliegen. Ein Ausflug in die Welt der improvisierten Musik um den britischen Musiker Evan Parker, die anders als die der grossen Orchester (ein Bildbeispiel zeigt Herbert von Karajan und Orchester im Jahr 1941) ohne Dirigenten oder erkennbaren Leiter auskommt, beschliesst seinen Vortrag, der ein Plädoyer für das selbst bestimmte und selbst verantwortliche Arbeiten in kleinen Gruppen geworden ist.


Otto Neuraths From Hieroglyphics to Isotype und Kolophon


Human space, die neueste Hyphen Press Erscheinung und Kolophon

In these ways we try to embody the ideas and beliefs that Norman Potter wrote about in What is a designer: real material production (not just theory), critical thinking (not academic labour), the self-managing small group. (Robin Kinross | Hyphen Press)

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