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Traumgedanken

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Jede Nacht träumen wir, verarbeiten unterbewusst Gedanken, Gefühle und Erlebnisse. Träume können daher sehr aufschlussreich sein, wenn wir sie nicht so schnell vergessen würden. Mit dem Thema »Träumen« hat sich Maria Fischer in ihrer Diplomarbeit, an der Fakultät für Gestaltung Augsburg, intensiv beschäftig. Entstanden ist ein Buch welches nicht nur zum Träumen sondern auch zum Stöbern über die Vielzahl an Traumtheorien einlädt.

Das Buch »Traumgedanken« beinhaltet eine Sammlung an Texten aus unterschiedlichen Theorien zur Entstehung und Funktion der Träume, sowie zu ihrer Beziehung zur Wirklichkeit. Darunter beispielsweise, dass sie Erlebnisse der Seele sind, die während des Schlafs auf Wanderschaft geht, dass sie Prophezeiungen beinhalten, oder dass das Leben ein großer Traum ist, aus dem wir eines Tages erwachen werden. Die Auszüge stammen aus den Bereichen Literatur, Philosophie, Psychologie und Traumforschung und bieten somit einen Einblick in die verschiedensten Sichtweisen rund um das Träumen. Ähnlich dieser Sammlung fügen sich im Traum Bruchstücke aus der Wirklichkeit, die meist nicht zusammengehören – scheinbar wirr durcheinander gemischt – zu einer Handlung zusammen.

Im Buch sind die einzelnen Texte durch Fäden, die an Schlüsselwörter anknüpfen, vernetzt. So werden Auszüge mit unterschiedlichen Aussagen verbunden, wodurch das Modell eines Traums vom Träumen entsteht. Die Fäden verdeutlichen die Verworrenheit und die Zerbrechlichkeit der Träume. Auf eingen Seiten sind abstrakte Illustrationen aus Fäden zu finden, die das Verknüpfen und Überlagern unterschiedlicher Eindrücke im Traum visualisieren.

Sie orientieren sich an den gegenüberliegenden Text-Seiten. Die Illustrationen bauen auf Quadraten auf, an deren Seiten die Fäden in Löchern verschwinden. Die Anzahl der Quadrate entspricht der Anzahl der verschiedenen Schlüsselwörter auf der Nachbar-Seite und die Farben der Illustrationen orientieren sich an den Farben der Fäden, die den jeweiligen Schlüsselwörtern zugeordnet sind. So entsteht ein Abbild der Verknüpfungen, also ein abstraktes Bild aus dem Traum vom Träumen (da das Buch ja das Modell eines Traums vom Träumen darstellt).

Zudem gibt es fünf Seiten, auf denen sich eine Art ›Traum-Typografie‹ befindet. Auf ihnen ist ein aussagekräftiger Auszug aus einem Text der gegenüberliegenden Seite mit Faden in das Papier gestickt. Er ist aber nicht zu lesen, da sich die eigentliche Vorderseite der Buchstaben auf der Innenseite der japanisch gefalzten Seite befindet. Dadurch kommt die Rätselhaftigkeit der Träume zum Ausdruck. Auch der Aspekt der Traumdeutung wird darin aufgegriffen, also die Ansicht, dass Träume eine Bedeutung haben, die im verborgenen liegt.

Wie bist Du auf die Idee gekommen ein Buch über Träume zu gestalten?
Ich hatte das Gefühl, dass viele Menschen ihren Träumen oft eine geringe Beachtung schenken, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass Träume schwer fassbar sind. Sie erscheinen uns häufig wirr und unsinnig und wenn wir uns nicht bemühen, sie in Erinnerung zu behalten, dann vergessen wir sie tagsüber teilweise oder sogar ganz.
Bei der Recherche zum Thema wurde aber auch deutlich, dass Träume die Menschheit durch ihre Rätselhaftigkeit schon seit jeher faszinieren, denn im Laufe der Geschichte ist eine Vielzahl an unterschiedlichen Theorien und Sichtweisen Rund ums Träumen entstanden. Doch bis heute gibt es noch zahlreiche offene Fragen auf diesem Gebiet.

Welche Aspekte der Träume findest Du besonders interessant?
Ein Zitat des griechischen Philosophen Heraklit lautet: »Die Wachenden haben eine einzige und gemeinsame Welt, doch im Schlummer wendet sich jeder von dieser ab in seine eigene.« Ich sehe die Träume – sowohl Tag- als auch Nachtträume – ebenfalls als eine Art ›eigene Welt‹, in die wir manchmal eintauchen können, um der Realität zu entkommen.
Zudem fasziniert mich der schöpferische Aspekt der Träume. Ein Traum schafft zum einen im Schlaf beeindruckende Geschichten, die wir erleben, und zum anderen können wir aus unseren Träumen Anregungen beziehen. Aber auch das Entwickeln neuer Ideen in einem Tagtraum spricht für diesen schöpferischen Charakter.
Laut Sigmund Freud kommen im Traum unbewusste Wünsche zum Ausdruck und die Ansicht, dass Träume einen Einblick in unser Seelenleben ermöglichen, ist weit verbreitet. Auch diese Sichtweise ist äußerst spannend, da sie somit zu einer Informationsquelle über uns selbst werden.

Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen?
Mein Ziel war es also, die Leser mit meinem Buch zum Nachdenken und sich-Wundern über das Träumen einzuladen und ihr Bewusstsein für die eigenen Träume zu stärken. Des Weiteren sollte das Buch als Anregung zum Träumen – vielleicht vom Träumen oder auch von anderen Dingen – dienen.
Um diese Ziele zu erreichen, schien mir eine Sammlung an unterschiedlichen Theorien und Überlegungen zum Thema Traum passend. Gerade die Vielfalt von teilweise widersprüchlichen Aussagen zeigt auf, dass, was das Träumen betrifft, noch viele Fragen offen sind. Dadurch wird ein Spielraum für eigene Überlegungen geschaffen. Zudem regt die Vielzahl der Ansätze dazu an, diejenigen, die man besonders interessant findet, genauer zu betrachten und sich eventuell mit Hilfe weiterführender Literatur noch intensiver damit zu befassen. Das Bewusstsein für das Träumen wird durch die Textsammlung ebenfalls gestärkt, denn man erfährt etwas über die Bedeutung der Träume in verschiedenen Bereichen und schenkt ihnen somit vielleicht auch im eigenen Leben mehr Beachtung.

Was hat Dich inspiriert?
Inspiriert hat mich die Idee, das Buch als Modell eines Traums vom Träumen zu konzipieren, da dem Leser dadurch der Zugang zu dem schwer fassbaren Thema erleichtert wird.
Ich habe mich also beim Aufbau und bei der Gestaltung an Merkmalen des Traums orientiert. So sind die Texte beispielsweise nicht nach Inhalt oder Entstehungszeit geordnet, sondern bunt durchmischt im Buch verteilt, denn im Traum treffen ja auch Erinnerungen aus verschiedenen Lebensabschnitten ganz vermischt aufeinander. Die Fäden verbinden die Textauszüge, indem sie an bestimmte Schlüsselwörter, die eine grobe Aussage über den Inhalt des Textes machen, anknüpfen. Auf die Idee mit den Fäden bin ich ebenfalls durch das Betrachten von Traum-Merkmalen gekommen. Die Fäden sind, genau wie die Träume, zerbrechlich und verworren.

Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?
Von der Idee mit den Fäden bis zum fertigen Buch waren es etwa vier Monate. In dieser Zeit fanden die genaue Ausarbeitung des Konzepts, die weitere Suche nach geeigneten Texten, zahlreiche Näh-Versuche, das Layout des Buches und schließlich das Nähen ›an sich‹ statt. Das bloße zusammennähen des Buches hat etwa zwei Wochen gedauert.

Auf was für Schwierigkeiten bist Du gestoßen?
Die erste Schwierigkeit war, zu überlegen, wie ich die Fäden in das Buch nähen muss, damit es so aussieht und funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe. Dies ließ sich aber mit vielen praktischen Versuchen gut austüfteln. Ein weiteres kleines Problem war, dass sich das Papier auf den Seiten mit Illustrationen aus Fäden unter deren Spannung zu Beginn leicht verzog. Hier musste ich bei der endgültigen Produktion einfach mit großer Sorgfalt arbeiten, um das Problem zu umgehen. Natürlich war es während der ganzen Produktionsphase noch nicht 100%ig klar, ob am Ende alles wirklich wie gewünscht funktionieren würde, was die Sache schon spannend machte. Ich musste auch gut aufpassen, keinen Fehler zu machen, da es sich um ein Einzelstück handelt. Zum Glück hat aber alles, auch aufgrund der sorgfältigen Planung, recht gut geklappt.

Maria Fischer
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