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Als das Licht laufen lernte

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Daniela Leitner hat sich in ihrer Diplomarbeit an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe im Fachbereich Kommunikationsdesign mit dem Thema Astrophysik beschäftigt. »Als das Licht laufen lernt« beleuchtet auf über 1.000 Seiten das physikalische Phänomen »Licht«. Betreut wurde sie von Prof. Sven Voelker und Prof. Urs Lehni Säde. 

Daniela über ihre Arbeit: »In sieben Kapiteln, die jeweils sieben ganze Bücher geworden sind, beschäftige ich mich zunächst mit der Welt des Al­ler­kleins­ten, die durch die Quantenmechanik beschrieben wird, anschließend wird die Licht­ge­schwin­dig­keit und die Spezielle Relativitätstheorie ins Visier genommen. Unsere Sonne, die Entstehung des Sonnensystems sowie die allerersten Sterne, die es in unserem Universum jemals gab, werden in weiteren Kapiteln intensiv beleuchtet. Mit dem ›Lichtvorhang‹, dem Moment, in dem das Licht laufen lernte, sowie dem Anfang von allem, dem Urknall, endet die umfangreiche Buchserie schließlich.

Der »Rote Faden« des Projekts ist die sogenannte ›Rotverschiebung‹. Licht wird nämlich, sobald es sich von uns entfernt, mehr und mehr ins Rote verschoben. Und da das Universum expandiert, erscheint Licht, von je weiter es kommt und je tiefer es sich somit in der Vergangenheit befindet, immer röter. Entsprechend verändert sich die Papierfarbe der einzelnen Kapitel, die ja von der Gegenwart immer weiter in die Vergangenheit führen, schrittweise von Violett nach Rot und auch die Farben der Fotografien passen sich dabei an.

Grundlage dieses Projekts war eine extrem intensive Recherchephase, in der ich mir autodidaktisch physikalisches Fachwissen angeeignet habe. Schuld an alldem war der Physiker und ZDF-Moderator Harald Lesch, der in mir mit seiner Sendung ›alpha-Centauri‹, zum Thema »Was ist Licht«, ein seltsames Erweckungserlebnis ausgelöst hat. (Zuvor war das Thema Physik für mich der absolute Horror ...) Harald Lesch hat meine Arbeit, obwohl ich keine Studentin an seiner Hochschule war, freiwillig betreut und auch das Vorwort dafür verfasst.«

Daniela im Slanted Interview:

Was interessiert dich insbesondere an Astrophysik?

Ich muss gestehen: Bevor ich zu meiner Diplomarbeit kam, fand ich Physik unglaublich abschreckend! Ich habe das Fach damals, mehr schlecht als recht, nach der 11. Klasse abgewählt und wollte nie wieder irgendetwas damit zu tun haben... Das hat sich dann allerdings recht abrupt geändert, als ich, eher aus einer Laune heraus, zum Thema »Licht« recherchierend, zufällig auf die Fernsehsendung alpha-Centauri auf BR-alpha stieß, die von Prof. Dr. Harald Lesch moderiert wird. Darin erklärt der Physiker sehr humorvoll und auch für Normalsterbliche verständlich in 15 Minuten einen Begriff aus der Astrophysik. Als ich die Folge »Was ist Licht?« sah, muss irgendetwas Seltsames mit mir passiert sein: Ich fand von der ersten Minute an Physik plötzlich unglaublich spannend und hatte sogar das Gefühl, verstanden zu haben, worum es ging! 

Das Tolle an dieser Thematik ist, dass sie versucht, zu beschreiben, wie unsere Welt überhaupt funktioniert. Das hat mich plötzlich unglaublich gefesselt. Ich habe mir die Folge »Was ist Licht?« schließlich noch einmal angesehen und diesmal alles von Hand mitgeschrieben. Dabei ist es dann allerdings nicht geblieben: Am Ende waren es fast 70 alpha-Centauri-Sendungen, die ich dokumentiert habe. Alles hängt schließlich zusammen. Wenn man verstehen möchte, was Licht ist, muss man im Grunde von heute bis zum Urknall die komplette Geschichte unseres Universums aufrollen. Dabei lernt man ganz nebenbei, warum unsere Welt so ist wie sie ist und welch unglaubliches Glück wir haben, dass es uns überhaupt gibt ... 

Mein Ziel war es deshalb, auch anderen diese »größte Geschichte aller Zeiten« zu erzählen und dabei das Thema verständlich, humorvoll und auf eine etwas andere Art als für wissenschaftliche Sachbücher üblich zu vermitteln. Schließlich sollte jeder, auch ein Nicht-Physiker, verstehen können, wie unsere Welt überhaupt tickt (zumindest nach dem aktuellen Stand der Dinge).

Wie hast Du Dich mit dieser komplexen Thematik auseinander gesetzt? Wie schwierig war es, das physikalische Fachwissen anzueignen?

Nachdem ich die »alpha-Centauri-Recherchephase« abgeschlossen hatte, ging die eigentlich Arbeit erst los. Die einzelnen Videos mitzuschreiben und zusammenzufassen war zwar schon ziemlich aufwendig, doch um eine komplette Buchserie über das Licht zu schreiben, musste ich allerdings noch viel tiefer recherchieren. Nachdem ich Harald Lesch kontaktiert habe, um ihm von meinem Vorhaben zu erzählen, hat dieser mich erst einmal mit ordentlich Fachliteratur eingedeckt. Ich habe mir Bücher einverleibt, die normalerweise nur für Physikstudenten und Fachleute bestimmt sind. Aber ich war noch immer so sehr von dem ganzen Thema gefesselt, dass ich die gesamte Literatur rasant durchgearbeitet habe. Durch diesen seltsamen Motivationsschub, der mich seither begleitet, fiel mir das Lesen und Verstehen überraschenderweise wirklich leicht. Ich konnte sogar mit mathematischen Formeln hantieren, ohne die Nerven dabei zu verlieren. Und es hat sogar Spaß gemacht!

Wie sind Deine Betreuer mit diesem recht ungewöhnlichen Thema umgegangen? Sie konnten Dir fachlich, was die Physik angeht, vermutlich nicht sehr tiefgehend weiterhelfen?

Die Betreuer an meiner eigenen Hochschule fanden das Thema, nachdem ich sie ebenfalls in die Welt der Physik hineingezogen hatte, sehr interessant und standen dem Ganzen sehr aufgeschlossen gegenüber. Schließlich betrifft dieses Thema ja im Grunde jeden von uns. Inhaltlich konnten sie mir zwar nicht helfen, allerdings haben sie mich natürlich unterstützt, was die Gestaltung betraf, die ja neben dem Inhalt eine sehr wichtige Rolle in meiner Arbeit spielt. Bei der inhaltliche Ebene hat mir Harald Lesch sehr geholfen. Er hat meine kompletten Texte in Rekordzeit freiwillig, quasi »ehrenamtlich«, Korrektur gelesen, mir bei Fragen Rede und Antwort gestanden und am Ende sogar das Vorwort für meine Buchserie geschrieben. Und das alles, obwohl ich gar keine Studentin an seiner Hochschule war. Für diese tolle Unterstützung bin ich wirklich sehr dankbar! Ohne ihn wäre meine Diplomarbeit schließlich niemals entstanden ...

Wird Dich Astrophysik beruflich auf Deinem weiteren Weg begleiten? 

Auf jeden Fall! Ich bin nach wie vor total begeistert von diesem Fachgebiet und werde deshalb dranbleiben, um in diesem Bereich weiterzuarbeiten. Als nächstes werde ich zusammen mit Harald Lesch ein gemeinsames Buchprojekt starten und auch die Verlagssuche für meine Diplomarbeit läuft bereits. Komplexes Fachwissen, in humorvoller Sprache, locker und verständlich anderen zu vermitteln, das ist das große Ziel, das ich mir für meinen weiteren Weg vorgenommen habe. Dabei muss es aber nicht immer zwangsläufig die Astrophysik oder die Astronomie sein – das Konzept des »autodidaktischen Wissenaneignens«, das mir bei meiner Diplomarbeit sehr viel Spaß gemacht hat, lässt sich natürlich auch auf andere Bereiche übertragen. Ich werde versuchen, quasi als Vermittlerin zwischen Design und Wissenschaft, diese beiden Welten miteinander zu verbinden und dabei hoffentlich auch andere mit der Faszination, die von diesen recht gegensätzlichen Bereichen ausgeht, anstecken ...

Wird das Buch eventuell verlegt?

Es ist geplant, die Buchserie von einem Sachbuchverlag verlegen zu lassen sowie weitere Bücher in diesem Stil zu publizieren. Ein gemeinsames Buchprojekt mit Harald Lesch ist bereits in Planung. 

Wir wünschen Dir viel Erfolg!

Als das Licht laufen lernte
Eine literarisch-visuelle Reise in die Welt der Physik / Rückwärts in der Zeit, dem Licht auf der Spur, von heute bis zum Urknall

Gestaltung: Daniela Leitner
Hochschule: Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
Veröffentlichung: 2012
Umfang: 1108 Seiten
Format: 15,8 × 22,1 cm
Sprache: Deutsch
Specials: Die Buchserie ist »auseinandernehmbar« und »ins Rote verschoben«

www.danielaleitner.de


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