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Bruch Magazin – Eine grafische Momentaufnahme

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Christian Schäfler hat sich in seiner Diplomarbeit mit dem Wandel der Musikwirtschaft beschäftigt. Entstanden ist ein Magazin, welches sich mit den Veränderungen und dem Status Quo beschäftigt. Wir haben Christian zu seiner Arbeit befragt und Einblicke in seine Arbeit erhalten.

Slanted: Du beschäftigst dich in deiner Diplomarbeit mit dem Wandel der Musikbranche seit dem Aufkommen der digitalen Revolution. Woher kommt dein persönliches Interesse für diese Thematik?

Christian: Zunächst einmal liebe ich Musik – schon immer! Seit frühester Jugend bin ich leidenschaftlicher Musikhörer und -sammler. Angefangen beim Sammeln von Schallplatten, CDs und DVDs über Magazine und Bücher, begann ich dann früh mit dem Gitarre Spielen und landete schließlich durch all dies beim Fotografieren und meiner heutigen Passion, dem Grafik Design. Das gehört für mich bis heute alles zusammen und treibt mich an.

Wie wir nun alle wissen hat sich der Musikmarkt seit dem Erscheinen von MP3 erheblich verändert. Als Sammler und Gestalter stellte ich mir dann irgendwann die Frage, ob das Interesse an einem greif- und erlebbaren Tonträger heute etwa verflogen ist und was für eventuelle Auswirkungen dies auf die Zukunft der Musikindustrie haben könnte. Von den einen verteufelt und von anderen als Innovation verherrlicht, kenne und nutze ich selbst natürlich auch die bequemen Vorzüge digitalen Musikkonsums – finde aber den Werteverlust schade und weiss es sehr zu schätzen eine mit Herzblut gestaltete und produzierte Platte in Händen zu halten.

Slanted: Wie bist du bei deiner Arbeit vorgegangen und was waren besonders wichtige Phasen bzw. Meilensteine während der Arbeit?

Christian: Zunächst habe ich mich gründlich über den Themenbereich informiert. Passend zur Problematik dienten mir hierfür analoge wie digitale Medien. Aufgrund der massiven Informationsmenge, durch welche ich mich durcharbeiten musste und wollte, begann ich bereits in dieser Phase mit der Entwicklung des visuellen Konzeptes. Hier stellte sich rasch heraus, dass sich eine dialektische Herangehensweise für das Thema anbietet. Ich wollte die thematischen Wiedersprüche visuell stark hervorheben und habe so mit vielen optischen Gegensätzlichkeiten und Irritationen gespielt. Gleichzeitig war mit wichtig sehr vielschichtig zu arbeiten und somit Kurzweiligkeit zu schaffen, da Musik meiner Meinung nach beim Hörer im Idealfall genau dies auslösen sollte.

Während des Entstehungsprozesses kontakt mit so vielen unterschiedlichen Menschen aus dem Musikumfeld aufzunehmen, hat mich natürlich besonders gefreut. Auch die Texte, welche mir teilweise zur Verfügung gestellt (nerdcore.de, spreeblick.com usw.) oder sogar extra fürs Magazin geschrieben wurden, zu koordinieren und zu organisieren, war sehr spannend.

Sehr überrascht und erfreut war ich darüber hinaus über die rege und bereitwillige Teilnahme an meiner eigens für die Diplomarbeit initiierte Online-Umfrage. Das hat mir gezeigt, das mein gewähltes Thema definitiv von Relevanz ist.

Slanted: In deinem Magazin beschäftigst du dich stark mit Typografie. Welche Schriften hast du verwendet und wie ist deine Entscheidung auf diese gefallen?

Christian: Da mir ja besonders wichtig war, die Unentschlossenheit und Gegensätzlichkeit, welche die Problematik umgibt, darzustellen und herauszuarbeiten, fiel meine Schriftwahlt auf die wunderschöne »Narziss« sowie die »Narziss Text« von Hubert Jocham und als Kontrast zu dieser die »Klavika« von Eric Olson. Mit Hubert Jocham habe ich direkt persönlichen Kontakt aufgenommen und er hat mir netterweise seine Schriften für meine Diplomarbeit zur Verfügung gestellt. Dankeschön nochmals auf diesem Weg!

Trotz der offensichtlichen Unterschiede der gewählten Fonts, sollten beide unbedingt modern anmuten, um die Aktualität der Materie zu untermauern. Ich empfand es auch als notwendig, bei der Schriftmischung einen ähnlichen Grauwert zu schaffen, dies gelang mit der »Narziss« und der »Klavika« ausgezeichnet. Gleichzeitig sollten genügend Variationsmöglichkeiten gegeben sein, um auch den Aspekten »Musik, Dynamik und Schwingung« ein Gesicht zu geben. Die beiden Schriftenarten boten sich übrigens hervorragend an, mit ihnen semantisch zu arbeiten – was mir noch mehr Spielraum beim Gestalten gab.

Slanted: Danke fürs Gespräch!

Bruch Magazin
Eine grafische Momentaufnahme

Herausgeber & Gestaltung: Christian Schäfler
Veröffentlichung: 2010, 2. Auflage
Umfang: 76 Seiten + Booklet
Format: 21 x 25 cm
Sprache: Deutsch
Specials: Booklet inside, limitiert auf 50 Stück

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Kurzbeschreibung der Arbeit:
Die Musikwirtschaft hat in den zurückliegenden Jahren sehr starke Veränderungen durchlaufen. Seit inzwischen nun schon über zehn Jahren befindet sich der Musikmarkt durch die vermeintlich digitale Revolution in einer Umbruchsphase, die scheinbar kein Ende finden will. So kommt die Frage auf: Befindet sich die Musikbranche in der Krise oder tun sich ungeahnte Chancen für sie auf? Zum einen gibt es die ständigen Versuche seitens der Industrie und den Plattenfirmen eine Lösung der Thematik zu erzwingen. Dem gegenüber stehen interessante und neue Ansätze einer progressiven Generation von Musikern, Kreativen und Medie schaffenden, die – so hat es zumindest den Anschein – wenigstens die Sympathie des Konsumenten gewinnen können. Keine der beiden Seiten will es akzeptieren als Verlierer dieser Problematik verstanden zu werden – echte Gewinner tun sich aber auch nicht hervor. Ausgerechnet der wichtigste Teil dieser Kette wird allerdings meist nicht gebührend bedacht: der unfreiwillig Schuldige, der Hörer, der Fan, also der potenzielle Käufer. Dieser befindet sich entweder in der verführerischen Situation seine Musik zu stehlen (raubkopieren), auf Traditionen zu schwören, einer analogen Retrowelle anzugehören oder sich erst gar keine Gedanken um die bestehende Diskussion zu machen.

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