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Designforum Freiburg

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Zum insgesamt fünften Mal – jedoch zum ersten Mal außerhalb der Hochschule, nämlich im E-Werk – fand am Samstag das Designforum Freiburg statt. Die Veranstaltungsreihe wurde 2004 im Rahmen einer Abschlussarbeit von Swetlana Schwarzkopf und Bernhard Pompeÿ ins Leben gerufen und widmete sich dieses Jahr dem Thema »Branded Pop - Vermarktungsstrategien der Popmusik«. So wurden als Referenten in erster Linie die Köpfe eingeladen, die bei der Zwiebelfisch Branded Pop-Ausgabe als Externe den Input für das Heft lieferten.

Das E-Werk ist eine super Location für Events, am Samstag genutzt wurde eine schöne Halle, ein länglicher Eingangsbereich, der Platz für ein paar Aussteller bietet, ein offener Café-Bereich und ein weiterer Raum, in dem Arbeiten von Designstudenten gezeigt wurden.




Viel interessanter als die Räume war natürlich das Programm. Gerrit Terstiege, Chefredakteur der form, und Klaus Theweleit, unter anderem Autor von Grafische Räume und Tor zur Welt, unterhielten sich über Bob Dylan und wie er sein Außenbild konturiert. Sie betrachteten zehn seiner Platten. Mit 20 Jahren trat Dylan noch als authentischer Folksänger auf. Auf seiner zweiten Platte war er mit Suze Rotolo, seiner damaligen Freundin zu sehen, wie sie eingehakt eine Straße entlang liefen. Ein ähnliches Motiv aus dem gleichen Shooting nahm Suze Rotolo als Cover für ihr Buch; Jack Wolfskin setzte ein vergleichbares Motiv kürzlich bei einer Anzeige ein. Bei den folgenden Covern wurde eher der sensible, melancholische, poetische Bob Dylan gezeigt und nicht mehr der politische Folksänger. Später auch inszenierte Bilder wie bei »Bringing it all back home«: Dylan sitzt mit einer Frau vor einem Kamin, um ihn herum einige repräsentative Gegenstände. Heute sieht man Bob Dylan auch verstärkt in der Werbung, wie beispielsweise für Apple.

»Pop Icons« lautete der folgende, sehr frische Vortrag von Henry Steinhau, einem Medienjournalisten und Blogger, der unter anderem für die Page oder Screen Multimedia geschrieben hat und heute am Institut für Medienforschung in Braunschweig arbeitet. Gezeigt und erklärt wurden unzählige Zeichen der Popmusik: Prince, Rolling Stones, Pink Floyd, Led Zeppelin, Bad Religion oder Xavier Naidoo um nur einige zu nennen. Auffällig ist, dass wenn Bandmitglieder selbst Grafik Designer sind, wie Ville Valo von HIM, diese häufig ausdrucksstärkere Logos haben. Henry Steinhau stellte seine Zuhörer nach erfolgter Einführung mit einem Silhouetten-Ratespiel auf die Probe. Und das Publikum hat sich keineswegs schlecht geschlagen.

Die Lese-Lounge mit Karin Schickinger, einer Redakteurin, die unter anderem für »Weib on Bike« oder Krimis geschrieben hat, und Dietmar Dath, ehemaliger Musikredakteur von Spex und Feuilleton-Redakteur der FAZ, war ein weiterer Programmpunkt an dem Nachmittag. Karin Schickinger trug den Krimi »Killing Campino« vor. Vorgabe hierfür war die Verwendung der Begriffe Pop, Campino, Zwiebelfisch und Wasser. Entstanden ist ein kurzweiliger Kurzkrimi, gespickt mit einigen Stellen, die die Zuhörer auch zum Schmunzeln brachte.

Dietmar Dath las die im Zwiebelfisch veröffentlichten Platten-Rezensionen von Bands vor, die es gar nicht gibt. Freiburger Studenten mussten sich hierfür Platten-Cover ausdenken, die dann im Zwiebelfisch-Magazin abgedruckt wurden. Was es nicht alles gibt oder nicht gibt.

Nach diesen Vorträgen wäre eigentlich mit David Carson ein sehr bekannter Hauptredner gekommen. Da dieser in der Karibik weilte und am Samstag kurzfristig absagte, kontaktierte Wolfgang Wick zwei Freunde, die ebenfalls etwas zum Thema Pop und Typo sagen konnten.

Sebsastian Lange von der Freiburger Agentur qu-int war der erste Teil des Carson-Ersatzes. Er stellte einige seiner Projekte vor, darunter auch die Seite Mynamewasgod.com und Flickermood. Das Filmchen haben wir hier bereits gebloggt; es erfuhr generell eine enorme Verbreitung in Blogs. So dass Ogilvy NY mit einer Banner-Kampagnen-Anfrage von IBM auf die Breisgauer Agentur zukam. Aus dem Animationsfilm Flickermood resultierte dann noch ein weiterer Job: zwei Anzeigen für das Gigaset von Siemens.

Die andere Hälfte des Carson-Ersatzes stellte Lars Harmsen dar. Er sprach über das Bastard-Project.

Die meisten Zuhörer waren, wie ich auch, anfangs über die Absage von Carson enttäuscht. Nach diesen zwei interessanten Vorträgen trauerte ihm wohl niemand mehr nach. Hat man doch schon lange nichts mehr von ihm gehört.

Bei der Party abends war ich leider nicht mehr anwesend. Vielleicht können an dieser Stelle ja andere Leute noch schreiben, wie sie diese oder den gesamten Konferenztag fanden.

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