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Stadtlogodesign

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Wilfried Weisenberger hat vor 4 Monaten die Plattform Stadtlogo Design ins Leben gerufen und präsentiert dort gelungene und weniger gelungene Logos von Städten. Durch eine Recherche ist er auf die Idee dazu gekommen. Um was es sich genau handelt und warum eine solche Plattform einen Mehrwert hat, hat er uns in einem Interview erläutert.

Wann haben Sie Stadtlogo Design gestartet und aus welchen Beweggründen?

Die Seite Stadtlogo-Design steht seit März diesen Jahres im Web, ist somit ein viermonatiger Frischling. Die Sache an sich ist somit keineswegs ausgereift, sondern befindet sich gerade erst auf der Suche nach seinem kreativen Weg. Ich hatte gerade mein Wissen aus dem 20 Jahre zurückliegenden Soziologiestudium zum Thema Semiotik etwas aufgefrischt und begegnete kurz darauf beruflich als Kommunalberater dem Thema Stadtlogo. Nachdem ich mir einige Stadtlogos angesehen hatte, wurde mir sehr schnell klar, dass hier die Bewegung wieder einmal weit schneller war als der Kopf – also im “Zeitgeist“ gehandelt wird, aber leider vielfach der Geist unterwegs scheinbar verloren geht. Leider gab es im Internet keine Plattform, die diese Katastrophen, aber auch die durchaus vorhandenen Lichtblicke, gegenüberstellte. Damit war die Idee zur Seite geboren.

Welche Ziele verfolgen Sie damit?

Die Idee dem Lebens- und Arbeitsraum Stadt ein individuelles Zeichen zu setzen, ist aus meiner Sicht nicht nur absolut richtig, sondern im sich verschärfenden Wettbewerb der Standorte geradezu dringend notwendig. Die zunehmende Mobilität der Menschen und die gleichzeitig Verknappung der Ressource Mensch, wenn ich das Demographieproblem einmal so nennen darf, zwingt die Kommunen dazu, vorhandene Bürger zu binden und potenzielle Bürger zu bewerben. Das oft verwendete Zauberwort im Standortmarketing heißt Identität. Das Potenzial eines Stadtlogos darf somit nicht leichtfertig vergeudet werden. Politiker und Verwalter einer Kommune sind bei der richtigen Auswahl eines von Profis gestalteten Logos aber vielfach überfordert. Damit will ich weder den Designer noch den Stadtväter und –mütter einen Vorwurf machen. Beide Seiten sind oft vom gestalterischen Element des Logos geblendet oder von Erklärungen der Hintergründe des Logos verzückt, die nur Insider verstehen. Semiotiker unterscheiden deshalb zwischen Zeichenträger und Zeichen, sprich, wenn die Botschaft des Logos nicht allgemein verstanden wird, ist die schönste Formgebung und faszinierendste Farbgestaltung nutzlos.

Ich sehe heute die Seite Stadtlogo-design zu allererst als kleiner Spiegel der „Gestaltungswelt Stadtlogo“. Er soll kompakt bisherige Umsetzungen widergeben. Das heißt, es ist meinerseits eine gewisse Sammelleidenschaft auszuprägen um eine ausreichende Ressource zu bekommen, die bei der zukünftigen Gestaltung von Stadtlogos helfen kann. Gleichzeitig wird damit eine Art Register geschaffen, um kontrollieren zu können, ob eine Idee wirklich einmalig ist. Schöne Beispiele solcher Probleme sind bereits bei den Logos von Offenbach oder Hildesheim auf der Seite zu sehen oder im Internet zu finden. Durch die „Schlagwörter“ sind Themen oder signifikante Umsetzungen von Merkmalen zu selektieren und werden einer Vergleichbarkeit zugeführt. Gleichzeitig kann die Sammlung als Ideenquelle verwendet werden.

Wie gesagt, stadtlogo-design ist noch jung und wird sich in den kommenden Jahren sicher kreativ weiterentwickeln. Eine Logomaschine wird aber sicher nicht daraus entstehen, wie das eher witzige französische Beispiel http://www.logo-de-ville.fr/. Das würde meinem Verständnis des Sinnes und der Aufgabenstellung des Stadtlogos nicht entsprechen.

Wie kommen Sie zu den Logos/Beiträgen. Recherchieren Sie selbst oder werden Ihnen Vorschläge zugesandt?

Bislang habe ich nahezu alle Logos und Beiträge dem Internet entnommen. Dies beginnt meistens durch eine im Laufe der Zeit immer kreativere Suche in Google.

Insbesondere bei den internationalen Logos ist es wichtig die richtigen Suchwörter zu finden, da die Bezeichnungen in den verschiedenen Ländern voneinander abweichen. In jüngster Zeit schreibe ich auch Kommunen an und bitte um das entsprechende Material, insbesondere dann, wenn es um interessante Beispiele geht, zu denen ich keinen textlichen Hintergrund im Netz finde. Vorschläge von außen wären natürlich gerne willkommen.

Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, welche Städtelogos vorgestellt werden?

Ich selektiere nicht nach Qualität, es geht ja um die Abbildung des Spektrums, das heißt, tolle Logos stehen in friedlicher Nachbarschaft neben echtem Zumutungen. Einziges Kriterium ist eine einigermaßen gute Bildqualität und vor allem ein Text, das den Hintergrund und die Entstehung des Logos erklärt. Ohne diese Einschränkung wäre meine „Ausbeute“ natürlich viel größer. Aber es besteht kein Grund zur Eile, Stadtlogo-design kann in Ruhe wachsen.

Sie ermöglichen den Besuchern eine persönliche Bewertung der Logos durch ein Voting-System. Schadet man oder hilft man mit solchen Systemen?

Ich bin mir selbst noch nicht so sicher, wohin das führen wird. Mein Eindruck ist, dass viele Besucher spontan nach Optik und Geschmack urteilen. Das widerspricht eigentlich meinem Verständnis der Zielsetzung des Stadtlogos. Natürlich wäre es schöner, wenn die Besucher sich Gedanken machen würden, was Ihnen das jeweilige Logo an Botschaft transportiert. Würden sie dann den Hintergrund lesen und dann urteilen, ob Idee und vermittelte Botschaft zusammenpassen, das wäre perfekt. Aber dieser Anspruch ist sicher zu hoch gegriffen. Trotzdem mag ich im Moment nicht von der Votierung absehen, da ich im Hintergrund Auswertungen und Rankings vornehme, die aber auf der Seite nicht explizit erscheinen. Es ist z.B. interessant festzustellen, dass unter den Top 10 genau jene Logos zu finden sind, die eine klare Botschaft haben. Dies ist insbesondere der Fall, seit dem erste Hochschulen für Design einen Link auf die Seite gesetzt haben.

Sehen Sie als Stadtlogo-Experte bestimmte Trends bei den Logos? Gibt es regionale oder auch internationale Unterschiede?

Ich selbst kann bislang keinen generellen Trend erkennen. Die Ansätze sind doch recht verschieden. Die Einen beauftragen Designer mit der Entwicklung andere lassen ihr Logo durch Schüler- oder Kinderwettbewerbe gestalten. Das widerspricht in gewisser Weise der Möglichkeit einer Trendbildung. Auffällig ist aber doch, dass bei den jüngeren Werken die „puristische“ typographische Umsetzung des Stadtnamens vermehrt zu finden ist und offensichtlich gut ankommt. Im internationalen Vergleich ist zumindest ein unterschiedliche Beliebtheit für Stadtlogos erkennbar. In Deutschland greift man doch recht häufig auf dieses Imagemittel zurück. Deutlich weniger geben sich andere Kommunen europäische Länder wie Italien, Frankreich oder Spanien ein individuelles Logo. Typisch gehen die Amerikaner damit um. Sehen Sie einfach mal auf die Seite, dann werden Sie sofort verstehen, was ich meine. Hoch spannend finde ich die japanischen Stadtlogos mit der Verquickung von Schriftzeichen und z.T. geographischen Hinweisen.

Wollen Sie uns zum Schluss noch Ihr persönliches Lieblingslogo verraten?
Oh, das ist schwierig – aber ganz vorne liegen bei mir Magdeburg oder Feucht. Tolles Design, eine klare Botschaft, die neugierig macht und dann erfüllt, was das Zeichen versprochen hat.

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