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Cameo Magazin #2: Kloster Weingarten

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Dies ist eine Geschichte übers Hinschauen. Julius Matuschik und Sebastian Cunitz haben hingeschaut und mit Ihrer Kamera die deutsche »Willkommenskultur« und Asylpolitik in den Fokus gerückt.

Die beiden jungen Fotografen begaben sich für einige Zeit in die Lebenswelten von Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, um anderswo Frieden zu finden. Es sind die Perspektiven, Gedanken und Hoffnungen der Geflüchteten, die die beiden eingefangen haben, stille Momente und kleine Gesten aber auch Details, die sofort ins Auge fallen. 

Es beginnt mit einer Chance … 

Der Rottenburger Bischof Dr. Gebhard Fürst handelte nach dem Vorbild des Martin von Tours. Denn Nächstenliebe hieß für ihn auch, sich solidarisch Wohnraum zu teilen. So kam es, dass im April 2014 Geflüchtete in das leerstehende Gästehaus des Klosters Weingarten einzogen. Obwohl Klöster schon immer Herbergen für Flüchtlinge gewesen sind, glich es einer kleinen Sensation, dass ein Kloster zur Flüchtlingsunterkunft wurde. Häufig sind es hingegen triste Zweckbauten, ehemalige Kasernen oder Container-Dörfer. Das Kloster Weingarten auf dem Martinsberg blickt auf eine lange Geschichte zurück. 

Seit 1056 lebten dort Benediktinermönche, und das Kloster war eines der größten Süddeutschlands. In der Region besitzt es daher eine besondere Stellung und ist Symbol für Glaube und Tradition.

Heute findet man dort keine Benediktinermönche mehr, sie zogen 2010 mangels Nachwuchs aus. Drei Franziskaner-Nonnen kümmern sich zusammen mit einem Sozialarbeiter des Landkreises Ravensburg um die 39 männlichen Flüchtlinge aus Kamerun, Nigeria und Eritrea. 

Vorwort aus dem Magazin (Text: Luna Ali):

In der zweiten Ausgabe des CAMEO Magazins vereinen sich Briefe von Flüchtlingen und Bilder der Fotografen Sebastian und Julius erneut zum Thema Gastfreundschaft. Die Herausgeber wählten bewusst die Perspektive der Flüchtlinge und nicht jene der Öffentlichkeit. Wie die Briefe, so sind auch ihre Fotografien Ausschnitte aus dem Leben der Flüchtlinge. Die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit der Perspektiven, ob positiv oder negativ, kommen überein in der Frage, dass sich Deutschland und die deutsche Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen abschottet. 

Ein Beispiel gegen die Abschottung beschritt der Rottenburger Bischof  Dr. Gebhard Fürst, als er nach dem Vorbild des Martin von Tours handelte. Denn Nächstenliebe hieß für ihn auch, sich solidarisch Wohnraum zu teilen. So kam es, dass im April 2014 39 Flüchtlinge in das leerstehende Gästehaus des Klosters Weingarten einzogen. Obwohl Klöster schon immer Herbergen für Flüchtlinge gewesen sind, glich es einer kleinen Sensation, dass ein Kloster zur Flüchtlingsunterkunft wurde. Häufig sind es hingegen triste Zweckbauten, ehemalige Kasernen oder Container-Dörfer. 

Das Kloster Weingarten auf dem Martinsberg blickt auf eine lange Geschichte zurück. Seit 1056 lebten dort Benediktinermönche, und das Kloster war eines der größten Süddeutschlands. In der Region besitzt es daher eine besondere Stellung und ist Symbol für Glaube und Tradition. 

Heute findet man dort keine Benediktinermönche mehr, sie zogen 2010 mangels Nachwuchs aus. Drei Franziskaner-Nonnen kümmern sich zusammen mit einem Sozialarbeiter des Landkreises Ravensburg um die 39 männlichen Flüchtlinge aus Kamerun, Nigeria und Eritrea.

Trotz des öffentlichen Interesses an der Ankunft der Flüchtlinge im Kloster änderte sich wenig für die Flüchtlinge. Sie kämpfen immer noch gegen Einsamkeit, Diskriminierung, Langeweile, Hoffnungslosigkeit und Abschiebung. Und das zeigt diese Ausgabe einmal mehr und deutlicher als zuvor. 

So stellt einer der Flüchtlinge die Frage: »Wir alle müssen sterben, egal ob wir reich und gesund oder arm und krank sind. Ich würde gerne wissen, ob es eine Sünde oder nur ein Verbrechen ist, in Deutschland Asyl zu beantragen.« Gerade jetzt, da auch das Kirchenasyl zur Debatte steht, der Idee Schutzbedürftigen, Flüchtlingen, Mittellosen und Verfolgten zu helfen, gilt es einmal mehr, diejenigen an die christlichen Werte zu erinnern, die sie sonst gegen »Migranten« in der »Integration-Frage« ausspielen. 

Wie im ersten Magazin konnten die Fotografen einige junge Männer in Gesprächsabenden dafür gewinnen, an der zweiten Ausgabe des CAMEO Magazins mitzuwirken. In Absprache mit den Schutzsuchenden des Martinsberges sind die Flüchtlinge diesmal anonymisiert. Und so ist es kein reines stilistisches Mittel, sondern eine Aussage: Sie werden zwar auf der Straße angeschaut, aber niemand sieht wirklich hin. Das Magazin ist eine Gelegenheit, dies zu ändern! 

Cameo Magazin #2: Kloster Weingarten

Gestaltung: Marc André Offenhammer
Herausgeber: Cameo Kollektiv
Verlag: Eigenverlag
Veröffentlichung: September 2015
Umfang: 58 Seiten
Format: 17 x 24 cm
Sprache: Deutsch
Ausführung: Softcover
ISBN: 978-3-00-050462-4
Preis: 9,- Euro

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