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Pacificação

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Pacificação ist der Begriff der Befriedung der Favelas in Rio de Janeiro. Diese Maßnahme wurde 2009 ins Leben gerufen, um die Stadt auf die kommenden Großereignisse, FIFA Weltmeisterschaft 2014 und Olympischen Spiele 2016, vorzubereiten. 

Dies bedeutet, dass viele Favelas durch spezielle Militär- und Polizei-Einheiten von Gewalt, Waffen und Drogenhandel »gesäubert« werden. Felix Kleymann hat in seiner Diplomarbeit an der FH Dortmund sowohl alle beteiligten Kampfeinheiten als auch die Situation in den Favelas dokumentiert.
 
Du hast Deine Abschlussarbeit über Drogenbanden in Rio de Janeiro gemacht. Wie bist du zu diesem Thema gekommen?
Bei meiner Arbeit Pacificação geht es um den Prozess der Befriedung in Rios Favelas. Ich habe versucht ein Licht auf alle Perspektiven zu werfen. Der Prozess ist sehr komplex und für Außenstehende nur schwer zu begreifen. Man muss sich überlegen dass die favelas über 30 Jahre sich selbst überlassen wurden und der Drogen-/Waffenhandel für viele Beteiligte ein lukratives Geschäft war. Jetzt unter dem Druck der Weltöffentlichkeit, ist die Stadt Rio gezwungen für Sicherheit zu sorgen unter Berücksichtigung der bevorstehenden Großereignisse, Fussball WM 2014 und Olympischen Spielen 2016. 

Ich habe für meine Abschlussarbeit ein Thema gesucht, das mit Jugend und Kriminalität zu tun hat. Zudem war diese Arbeit die größte Herausforderung an mich, da ich weder Sprach– noch Ortskenntnisse hatte. Ich habe sozusagen bei null angefangen. Es war ein Test an mich selber, um zu sehen wie ich unter realen Bedingungen zurecht komme.
 
Du warst vor Ort und hast faszinierende Fotos geschossen. Gab es gefährliche Situationen, in denen du dir gewünscht hättest, nicht geflogen zu sein?
Bei meinem 3 monatigen Aufenthalt habe ich viel riskiert um die Geschichte aus möglichst vielen Perspektiven und mit guten Fotos in erster Linie zu erzählen, dabei bin ich immer wieder an Grenzen gestoßen. Es gab allerdings nie einen Moment an dem ich mir gewünscht habe nicht geflogen zu sein. Es war eine schwierige Zeit da ich mich jeden Morgen aufs Neue motivieren musste, um gegen alle Schwierigkeiten die dort vorherrschten zu bestehen. Am Ende bin ich allerdings mit einem für mich zufrieden stellenden Ergebnis wieder nach Hause geflogen.

Wie haben die Leute auf Dich reagiert?
Das ist schwierig zu beschreiben. Ich würde mal sagen von absoluter Ablehnung mitunter von Gewalt bis hin zu überschwänglicher Freude. Besonders innerhalb der Favelas habe ich mir sehr schnell angewöhnt den Menschen mit sehr viel Respekt und Freundlichkeit zu begegnen. Dort hat man als Ausländer nicht den besten Ruf. Ich habe mich stets bemüht dieses Bild zu verbessern und ich glaube auch das hat mir so manche Tür geöffnet. Ich denke es ist wie überall auf dieser Welt, wenn man Menschen offen und ehrlich begegnet, kann man mit fast jedem zurecht kommen. Wenn man es allerdings wie viele Touristen macht, nur mal schnell in die Favela, Fotos machen und sich wie in einem Zoo aufführen, damit man zuhause sagen kann, man war in einer Favela, ist es klar, dass das den Eindruck von Ausländern im Allgemeinen nicht besonders gut aussehen lässt.
 
Warum hast Du Dich für das Zeitungsformat entschieden?
Ich habe mich ganz bewusst für eine Zeitung entschlossen. Aus folgenden Gründen. Die Zeitung, sowie das Thema sind temporär, was heißt, dieser Prozess der Befriedung ist nicht angelegt für immer weiterzugehen. Somit ist es kein Thema, was in ein Buch passt. Die Zeitung unterstreicht mit ihrem Charakter die Aktualität der Geschehnisse. Gleichzeitig kann ich mit meiner Auflage ein viel größeres Publikum erreichen als ich es zum Beispiel mit einem Buch kann. Es war mir sehr wichtig eine »echte« Zeitung zu produzieren. Ich wollte keine “fake” Zeitung im Offset und Digitaldruck herstellen. Somit habe ich mich mit Druckhäusern in ganz Deutschland in Verbindung gesetzt um jemand zu finden, der mir meine Idee optimal umsetzen kann. Es ist ja keine klassische Zeitung mit viel Text und kleinen Bildern, sondern ganz im Gegenteil, die Fotos stehen im Vordergrund. Und man kann die Zeitung auch als Ausstellung bzw. Poster nutzen, da jedes Foto auf einer Panoramaseite steht und nicht mit den anderen zusammenhängt.
 
Pacificação

Gestaltung: Felix Kleymann und Chrisopher Haas
Herausgeber & Fotografie: Felix Kleymann
Veröffentlichung: Juli 2013
Umfang: 24 großformatige Fotos auf 52 Seiten
Format: 70 x 51 cm
Sprache: Englisch
Auflage: 1000 nummerierte Exemplare
Preis: EUR 18,-

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