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Mut Zur Wut

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Was liegt euch am Herzen?
Was bringt euch zum kochen?
Worüber muss dringend nachgedacht werden?

Darauf hat wohl jede(r) eine Antwort. Die 16 Gestalter und der Heidelberger Plakatspezialist Götz Gramlich, der zu einer sehr schönen Plakataktion eingeladen hatte, formulierten ihre Statements sehr unterschiedlich. In Heidelberg sind die Motive bis zum 15. Oktober 2010 im Stadtbild zu sehen.

Nicht im Museum, sondern dort, wo Plakate hingehören: auf der Straße, im öffentlichen Raum. Mehr darüber in unserem Interview mit Götz oder auf der Webpage:

www.mutzurwut.de
www.gggrafik.de

Das politische Plakat hat eine lange Tradition, in den vergangenen Jahren ist aus dem Genre aber immer weniger zu sehen. Was hat Dich bewogen, diese Aktion zu organisieren?
im prinzip genau das. in unserer schnellen, reizüberfluteten Welt gibt es doch mehr dinge als genug, die stillschweigend toleriert, aber nicht akzeptiert werden. hier hatte jeder gestalter die möglichkeit, dinge anzusprechen, die ihm am herzen liegen. mit der absicht, dem einen oder anderen bürger die augen zu öffnen, vielleicht mal einen gedanken loszutreten – die öffentlichkeit zu sensibilisieren. 

Wie siehst Du die Zukunft von Plakaten, bei der gegenwärtigen Verlagerung von Kommunikation in digitale Netzwerke?
ich sehe keine konkurrenz zwischen plakaten und digitalen netzwerken. das plakat ist direkt am menschen dran – in der öffentlichkeit. dem kann er sich kaum entziehen. um informationen aus blogs, netzwerken, websites zu ziehen muss ich erstmal online sein, und bewusst danach suchen. allerdings schaue ich mit spannung auf die zukunft des digitalen plakats. ich denke, da wird einiges passieren. 

Gibt es ein digitales Pendant zum Papierplakat im öffentlichen Raum?
ich denke bis jetzt noch nicht.

Hast du bereits Reaktionen auf die Aktion? Wie kommt das Ganze in Heidelberg an?
der ansatz war von anfang an, die plakate nicht nur in eine ausstellung zu packen, sondern dahin, wo sie hingehören: in die strassen. es macht spass, sich ein paar minuten in die nähe der plakate zu setzen und reaktionen zu beobachten. die leute bleiben stehen, schauen, sind irritiert. mittlerweile werden die plakate schon geklaut, was ein riesenaufwand ist, da sie auf spannplatten geleimt und dann auf holzrahmen gespaxt sind. ich finde, das ist ein gutes zeichen.

Denkst Du vielleicht an eine Fortsetzung? Eine Art Biennale oder so?
ja, daran denke ich. es ist zwar ein grosser aufwand, aber das veränderte stadtbild und die reaktionen der menschen zu sehen rechtfertigt denselben. ich würde die aktion gerne nächstes jahr wiederholen, allerdings bräuchten wir dann etwas finanziellen support. bisher tragen wir das alles alleine. die druckkosten für a1 und a0 poster (18 motive à 25 stück) und die genehmigungen für die hängung schlagen schon zu buche. wir haben jetzt postkartenheftchen mit allen motiven produziert, diese und komplette sets (17 motive plus siebdruck veranstaltungsplakat, alles in a1 – davon gibt es noch 5 stueck) bieten wir zum kauf an. wir hoffen, damit wieder etwas geld reinzubekommen. auch denke ich daran, eine art wettbewerb mit jurierung zu machen, der preis wäre, produziert und öffentlich ausgestellt zu werden. allerdings finde ich es auch reizvoll, leute einzuladen und zu schauen was kommt. 

Projekttext:

MUT ZUR WUT –
PLAKATE, DIE DEN MUND AUFMACHEN!

Keine Zeit war je aufregender, schneller und reizüberflutender als die unsere. Überall auf der Welt geschehen Dinge, die Aufmerksamkeit erregen. Dinge, die einen zum Grübeln bringen, zornig machen, uns spalten oder unter einem Banner zu vereinen vermögen. Doch was kann man in einer Welt tun, in der die Menschen mit immer größer werdender Gleichgültigkeit auf diese Dinge reagieren? Was kann man tun, wenn Missstände fast kritiklos hingenommen werden? Was kann man tun, wenn die Bürger statt sich zu informieren und kritisch zu hinterfragen sich immer mehr in Lethargie und vermeintlicher Hilflosigkeit verlieren? Ihnen die Augen öffnen! Und zwar mit Plakaten, die den Mund aufmachen, die die Menschen fordern und den Betrachter zum Nachdenken bringen.

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