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TYPO Berlin, Tag 2, 12 Uhr: Ivo van Leeuwen und Sander Neijnens

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Graphiker und Typograf, Sander Neigens und Ivo van der Leeuwen, Illustrator, kommen aus der Stadt Tilburg in den Niederlanden. Tilburg ist laut den beiden wie ein großes, freundliches Dorf, mit dem Kruikenzeiker, einem alten Mann, als Symbol. Das Projekt began mit drei Symbolen, dem Kruikenzeiker, König Willem II und dem Draaiend Haus, einem modernen, um sich selber rotierenden Haus. Sander Neijnens hatte die Idee diese Icons als Ligaturen für seine erste Tilburgschrift zu nutzen. Sobald man Kruikenzeiker eintippt, sollte das Icon des Stadtsymbols erscheinen.

Diese ersten Versuche Bilder und Schrift auf diese Art und Weise zu verbinden machten Neijnens Lust auf mehr. Deshalb kontaktierte er van der Leeuwen, der schon viel Erfahrung hatte mit schwarzweiß Linolschnitten. Doch dieser kritisierte gleich den Schriftentwurf, die Neijnens erfunden hatte - sie war viel zu schnörkelig für Tilburg, so van Leeuwen. Sie wollten eine neue Schrift gestalten, die den Charakter von Tilburg besser einfing und sich an ihrer industriellen Vergangenheit und der humorvollen, eigensinnigen Natur ihrer Bewohner anlehnte, denn Tilburg mag arm sein, aber es hat doch einiges zu bieten. Wie Neijnens sagt: »Es ist eben eine Sans Serif Stadt.« Das war der Anfang.

Anstatt die Stadt selbst als Auftraggeber zu gewinnen, entschieden sie sich auf eigene Faust zu agieren und die Schrift dann allen in der Stadt zur verfügung zu stellen. Nach und nach kam die Persönlichkeit »Ans« aus Tilburg ins Leben, die Identität und Namensgeberin der »TilburgsAns«. Die Icons wurden zusammengestellt aus neuen sowie alten Persönlichkeiten, Wörtern und Orten der Stadt - so entstand ein ganz besonderes Porträt der Stadt in Schriftform, das 2016 veröffentlicht wurde.

Um die Entwicklung der Schrift zu finanzieren, hatten sie ein »Adoptionsplan« erfunden, in dem Fans des Projektes für 200 Euro eine Glyphe »adoptieren« konnten, um das Projekt zu unterstützen – als Gegenleistung erhielten sie einen signierten Druck. Für weniger gut betuchte Unterstützer gab es auch die Option für 10 Euro ein (selbstverständlich abgezähltes) Leerzeichen zu adoptieren, eine sehr lustige Idee. Dafür konnten sie sogar den einzigen Astronauten der Niederlande gewinnen, der nun stolzer Besitzer von »Space 64« ist. 

Ihren Vortrag beendeten Neijnens und van Leeuwen dann mit der Release ihrer neuen Version von TilburgsAns, der TilburgsAnsText, die ein ganz neues Schriftzeichen beinhaltet, inspiriert vom Tilburger Wort »jè« (es drückt sowohl Zustimmung als auch Unsicherheit aus, je nach Intonation). Das Wort gehört im Tilburger Dialekt immer ans Ende des Satzes und eignet sich somit ideal als Schriftzeichen. Die neue Schrift ist nun erhältlich unter tilburgsans.nl

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