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Badabum! Neue Grafik aus Barcelona

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Heinrich Raatschen arbeitet in Public Relations und Marketing und lebt in Düsseldorf. Außerdem schreibt er über moderne Illustration und Comics – heute mal für uns über drei spanische Grafikdesigner, die sich zusammen getan haben, um trotz Wirtschaftskrise ihr Talent in Workshops, Webshops, Grafiken und Bilderbüchern zu beweisen: 

Badabum! Neue Grafik aus Barcelona

Konzentriert blickende Kinder lassen sich von Mitgliedern der spanischen Künstlergruppe Badabum das Comic-Zeichnen beibringen. Man sieht es auf den Bildern vom letzten Comic-Workshop in Barcelona. Auf der Facebook-Seite von Badabum sind Hinweise zu ihrer laufenden Ausstellung in Valencia. Und auf einer E-Commerce-Plattform für kreative Do-it-Yourself-Vermarktung hat die Gruppe (zwei Grafikerinnen und ein Grafiker) einen Web-Shop eingerichtet. So verkaufen sie ihre Poster und Bilderbücher. Und warum nicht die alte Tradition der Ausschneide- und Bastelbögen mit neuen, ansprechenden Motiven für die Gegenwart nutzen?

Laura Miyashiro, Pep Brocal und Blanca Hernández sind zusammen Badabum  

Spaniens kreative junge Grafiker strecken sich einfallsreich nach der Decke. Die Finanzkrise beutelt das aufstrebende Land, das sich nach dem Tode des Diktators Franco für Demokratie und liberale Mittelstandswerte begeisterte. Zuletzt wurden 26 % Arbeitslosigkeit registriert. Sollte die erste echte Europa-Generation Spaniens an der Wirtschaftskrise scheitern? Wohl kaum. Die Facebook-Page von Badabum hat 1.700 Fans, das spaßige Promotion-Video (siehe unten)  bereits 1.500 Views, zahlreiche Ausstellungen in Spanien und die ersten Präsentationen im Ausland sind erfolgreich absolviert. 

 

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Heinrich Raatschen im Gespräch (Original auf Spanisch per Mail am 31.01.2013) mit Laura Miyashiro (Zeitschriftenillustration, Character Design), Pep Brocal (Buchillustration, Comics) und Blanca Hernández (Grafikdesign, Holzschnitt): 

Lasst uns über Business sprechen. Was waren 2012 eure stärksten Einnahmequellen? Illustrations-Aufträge? Workshops?Als wir vor drei Jahren angefangen haben, wollten wir eine Plattform, wo wir all das tun konnten worauf wir Lust hatten und was der kommerzielle Markt nie verlangte. Als die Krise stärker wurde und wir weniger Arbeit hatten, haben wir uns entschieden. Denn jetzt hatten wir zum ersten Mal Zeit dafür. Wir stecken die Einnahmen von Badabum immer in neue Projekte, wir leben nicht davon. Das war unsere Prämisse seit Anfang an.

Sind Comic-Workshops mit Kindern eine gute Idee?
Die Arbeit mit Menschen, Erwachsene oder Kinder, ist immer interessant. Du kannst sie entdecken lassen, wozu sie mit ein wenig Begeisterung und Liebe fähig sind.

 

Ehrliche Meinung: Sind Kinder gut im Entwickeln von Charakteren? Machen Kinder gute Storyboards?
Ja. Sie haben das Gefühl sie können alles und blockieren ihre Fantasie nicht mit Vorurteilen.

Auf eurer Facebook-Seite habt ihr jetzt 1.700 Friends. Was ist das Ziel bis Ende 2013?
Hoffentlich kommen die Facebook-Freunde uns nicht alle am selben Tag zum Abendessen besuchen! Spaß beiseite, Facebook scheint eine gute Plattform, um unsere Arbeit zu verbreiten, um zu sehen, was anderen Menschen und Gruppen in der Welt tun und um in Verbindung mit Menschen zu sein, die du sonst unmöglich erreichen könntest. Aber wir wissen auch, dass das eine virtuelle Welt ist.

 
Und euer Webshop auf Etsy – ein Showcase oder ein Vertriebskanal? Hattet ihr Vorbilder?
Beides. Aber der Verkauf in der realen Welt funktioniert besser. Unsere Produkte müssen in die Hand genommen und ausprobiert werden, damit man ihren speziellen Zauber versteht. Normalerweise kaufen Leute, die vorher etwas gesehen und damit gespielt haben. Das funktioniert am besten auf Messen wo du selbst anwesend und direkt im Kontakt mit den Menschen bist.

Peps Kinderbuch-Serie vom kleinen Olaf erscheint bei Bang Ediciones gleichzeitig auf Katalanisch, Spanisch und Französisch. Ist Frankreich für euch der Eintritt in den europäischen Markt?
Ja, die Franzosen haben in der Regel mehr grafische Kultur. Dort lesen und kaufen auch die »normalen« Leute, das große Publikum, schon immer Comics. Das ist in unserem Land nicht so, aber es ändert sich. Die Minderheit, die sich dafür interessiert, wird größer.

 
Erzählt mal über euren Ausflug auf das Seoul Design Festival 2011.
Die anderen spanischen Teilnehmer (Mariscal, Juli Capella, Vasava) waren sehr anerkannte Zeichner und hatten mehr Erfahrung mit dieser Art Veranstaltung. Für uns hingegen war es sehr viel Stress. Korea und Asien im Allgemeinen scheinen uns ein sehr hartes Umfeld in Bezug auf den Wettbewerb zwischen den Menschen. Das interessiert uns als Lebensmodell überhaupt nicht. 

Was sind eure nächsten internationalen Pläne?
Pep präsentiert auf dem Comic-Festival in Angoulême (31. Januar bis 3. Februar 2013) seinen zweiten Olaf in französischer Übersetzung. Demnächst kommt sein nächstes Comic-Album für Erwachsene bei Entrecomics auf Spanisch heraus. Badabum plant 2013 ein ruhigeres Jahr, um später gut überlegte und interessante neue Produkte herauszubringen. Nach drei Jahren frenetischer Aktivität bei Badabum brauchen wir das. Aber natürlich haben wir noch viele unvollendete Geschichten auf dem Tisch.

 
 
Fotos: Marti Andinach Fernandez, exposmiscelanea
Grafiken: Die Grafiken stammen aus der Holzschnitt-Serie »Liebe im Rhythmus des Boogie Woogie / Amor a ritmo de Bugui bugui« von Blanca Hernández und Pep Brocal.

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