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Online-Petition in Sachen KD Wuppertal

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Der Studiengang Kommunikationsdesign an der Bergischen Universität Wuppertal soll überraschend zum Wintersemester 2009/10 auslaufend eingestellt werden, so entschied der Hochschulrat und Rektor.

Seit wenigen Tagen gibt es eine Online-Petition für den Erhalt und die Weiterentwicklung. Wer dafür ist, sollte hier unterschreiben.

Eine Erklärung des ehemaligen Wuppertaler Studenten Christian Boros, heute erfolgreicher Medienunternehmer mit Hauptsitz in Wuppertal und Tochterfirmen in Berlin und New York:
"Ich bin nur wegen des Studienganges nach Wuppertal gekommen. Nach meinem Studium habe ich hier auch wegen der Vielzahl guter Arbeitskräfte, die aus der Uni erwachsen, mein Unternehmen angesiedelt. Außer dem excelenten Studiengang, Pina Bausch und der Schwebebahn war Wuppertal für mich ein weißer Fleck auf der Landkarte. Soll jetzt nur noch die Schwebebahn bleiben? Wie kann man so leichtsinnig Stärken schwächen? Wuppertal ist ein Standort des "Denkens in Alternativen". Es ist unverantwortlich so ein Profil aufzugeben, das andere Städte mühsam erlangen wollen. Warum soll mein Unternehmen noch hier bleiben? Sollen wir warten bis wir unter Denkmalschutz gestellt werden?"

Stellungnahme/Medieninformation

Hat exzellente Ausbildung in der Region keine Zukunft?

Im Juni erfolgreich akkreditiert, im Juli eingestellt.

Am 14. Juli 2009 verkündete der Rektor der Bergischen Universität Wuppertal in einer Pressemitteilung die Einstellung des renommierten, erst kürzlich erfolgreich akkreditierten Studienganges Kommunikationsdesign. In der aktuellen Ausgabe des Uni-Magazins bezeichnet der Rektor den Studiengang noch als zukunftsträchtig.

Die Kommunikationsdesigner reagieren erstaunt und mit Unverständnis auf die Schließungspläne des Rektors:

„Im Juni erhalten wir die Bestätigung der erfolgreichen Akkreditierung des Studienganges mit sehr guten Bewertungen und im Juli verkündet der Rektor die Schließung. Das macht keinen Sinn“, so Prof. Hans Günter Schmitz, Sprecher des Studienganges.

Es wird mit zweierlei Mass gemessen

Auch das Argument einer mangelnder Quote bei den Einschreibungen kann man nicht nachzuvollziehen.

Zum einen waren die Zahlen der zurückliegenden Jahre vor der Akkreditierung bekannt und niemand hat einen Grund gesehen, deshalb von einer Akreditierung abzusehen. Nach der nun erfolgten Akkreditierung findet das nächste Bewerbungs- und Aufnahmeverfahren erst erst im Frühjahr 2010 statt. Erst dann hat man erste Zahlen für den akkreditierten BA-Studiengang Kommunikationsdesign.

Zum anderen sind auch die aktuellen Zahlen kein Grund den Studiengang zu schliessen.

Im Vergleich mit dem nicht in der Kritik stehenden Studiengang Industrie Design zeigen sich deutlich besser Zahlen für Kommunikationsdesign, bei aktuell gleicher Anzahl an Lehrenden. Von 2000 bis 2009 verzeichnete der Studiengang Kommunikationsdesign 1904 Bewerbungen (Industrie Design 679), davon schrieben sich nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung 331 (194) Bewerber/innen zum Studium ein. Die Einschreibungen für 2010 sind noch nicht erfolgt.

Die Einführung der Studiengebühren in Wuppertal, die Tatsache, dass in Düsseldorf Design noch ohne Gebühren studiert werden kann und die ständig gezielt gestreuten Gerüchte über eine mögliche Schließung des Studienganges haben zwar zu einem Rückgang der Bewerberzahlen geführt, aber es gab zu jeder Zeit deutlich mehr Bewerbungen als man hätte aufnehmen können und wollen. „Wir haben eigentlich gehofft, dass endlich Ruhe einkehrt und potentielle Bewerberinnen und Bewerber nicht durch ständig neue Hiobsbotschaften verunsichert werden“.

Qualität statt Mittelmass. Größte Erfolge in der Ausbildung gerade jetzt.

Der Zugang zum Studiengang Kommunikationsdesign wird über eine Aufnahmeprüfung
geregelt. Das Studium findet in vergleichsweise kleinen Projektgruppen statt, eine persönliche und individuelle Betreuung gehört zum Konzept, die Lehrenden sind in Ihren
Fächern international renommiert. „Damit entsprechen wir den Kriterien, die für Elite-
Universitäten massgeblich sind.“

Insbesondere in den letzten Jahren werden immer wieder Projekt- und Diplomarbeiten für Ihre aussergewöhnliche Qualität ausgezeichnet.

„Bei allem Respekt vor den Erfolgen der Vergangenheit, aber – wir waren in der Ausbildung
noch nie so erfolgreich wie in jüngster Zeit“ widerspricht Schmitz, dessen Lehrgebiet
regelmäßig mit internationalen Auszeichnungen bedacht wird. Aktuell ist das Ergebnis eines seiner Seminare für den „Designpreis des Landes Nordrhein-Westfalen“ nominiert, am 27. Juli erhält sein Lehrstuhl in New York des „Award of Excellence“ vom Type Directors Club New York.

Die besondere Qualität des Studienganges bestätigte erst im Juni auch die erfolgreiche Akkreditierung. Die für die Bachelor-Akkreditierung verantwortliche Agentur Aquas, Bonn, attestierte dem Studiengang u.a. eine „überzeugende Qualität in der Lehre“.

Kreative Berufe stärken die Wirtschaft der Region.

Den Vorwurf mangelnder Wirtschaftlichkeit weisen die Kommunikationsdesigner zurück. „Wir waren, wie viele andere Studiengänge auch, nie wirtschaftlich im Sinne einer Unternehmensökonomie. Eine Lehre, die auf die individuelle Förderung kreativer Persönlichkeiten ausgerichtet ist, kann in diesem Sinne auch nie wirtschaftlich sein.“

Volkswirtschaftlich und im Sinne der Region macht es aber durchaus Sinn exzellente Ausbildung zu fördern.

Eine Region profitiert enorm von der Ansiedlung kreativer Berufe. Die so genannten „Creativ Industries“ sind ein wichtiger Motor für die wirtschaftliche Entwicklung Wuppertals und des bergischen Städte-Dreiecks. „Andere Regionen versuchen händeringend, kreative und unternehmerisch denkende Menschen anzusiedeln, weil man erkannt hat,dass diese Menschen mit ihren Ideen und Unternehmensgründungen das kulturelle Leben und die Wirtschaftskraft der Region stärken.“ Die Kommunikationsdesigner haben zudem die höchste Gründungsquote der Universität, viele Büros haben sich in den letzten Jahren in der Region erfolgreich angesiedelt.

Irreführende Bezeichnungen verwirren Bewerber/innen

Die Bestrebungen von Rektorat und Dekan, mit dem Fach „Mediendesign/Medientechnik“ eine Alternative „aus dem Hut zu zaubern“ stößt nur auf Unverständnis. Zum besseren
Verständnis: Im Fach Medientechnik, das bis vor wenigen Monaten noch unter Gestaltungstechnik firmierte, können angehende Lehrer im Zweitfach „Mediendesign/Medientechnik“ oder „Farbtechnik/Raumgestaltung/Oberflächentechnik“ belegen, um an Berufsschulen entsprechend auszubilden. Diese Ausbildung ist sinnvoller Weise für Pädagogik-Studenten konzipiert und ist keineswegs vergleichbar mit der Ausbildung für Kommunikationsdesigner und auch nicht dafür vorgesehen.

Kompromisse sollten Konflikte lösen, nicht verschärfen.

Den Vorwurf „mangelnder Kompromissfähigkeit“ lässt man Studiengang Kommunikationsdesign nicht gelten. „Ein Kompromiss ist immer die Lösung eines Konfliktes, aber nicht dessen Verschärfung“ kommentiert Sprecher Schmitz die neue Abteilungsstruktur im Fachbereich Design und Kunst, die von den Kommunikationsdesignern abgelehnt wird.

„Wir werden geschlossen, weil wir nicht „ja“ gesagt haben zu „Lösungen“ die uns weiter
benachteiligt hätten und die die Probleme, die wir angemahnt haben, festgeschrieben
hätten. Es gab andere, bessere Lösungen, aber dazu es fehlte es im Rektorat an Wohlwollen und Weitsicht.“

Konstruktive und innovative Vorschläge von Seiten der Kommunikationsdesigner wie z.B. die Konzeption eines neuen Fachbereiches für „Kommunikationsdesign und Medientechnologie“ mit einer Forschungsplattform „MediaLab“ wurden nicht berücksichtigt und auch nicht dem Hochschulrat vorgestellt.

Unverständnis und Proteste gegen die mögliche Schließung des Studienganges in Wuppertal.

Der renommierte Illustrator und Von der Heydt-Preisträger Wolf Erlbruch, ebenfalls Professor im Studiengang Kommunikationsdesign empfindet das Vorgehen der Hochschulleitung und die Aktivitäten gegen den Studiengang Kommunikationsdesign als „Schande für die Hochschule und für die Region“.

Der erst kürzlich für seine Diplomarbeit mehrfach ausgezeichnete Kommunikationsdesigner Marcus Sonntag hatte sich in einem Schreiben an den Hochschulratsvorsitzenden gewandt und erklärt „Es sei ein Skandal, wie der Studiengang Kommunikationsdesign demontiert
und die Folgen für den Standort Wuppertal und der Region billigend in Kauf genommen
würden.

Prof. Tönis Käo, emeritierter Lehrstuhlinhaber für Industrial Design an der Bergischen Universität, erklärt: „Um die Qualität der Lehre zu wahren, muss das Kommunikations-
design an die Folkwanghochschule umsiedeln, oder die Universitätsleitung lässt sich eines Besseren belehren.“

Andere Absolventen starteten eine Online-Petition, die Studentinnen und Studenten wollen sich an den Petitionsausschuss des Landtages wenden.

Bergische Region oder Ruhrgebiet

Zu den Perspektiven äußert sich Studiengangsprecher Hans Günter Schmitz trotzdem optimistisch:
„Wir wollen den Studiengang in Wuppertal erfolgreich fortführen. Wenn man uns aber an
der Bergischen Universität Wuppertal und in der Region nicht fördert, dann konzentrieren wir uns mit Engagement darauf, gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen in Essen, an der Folkwanghochschule ein Kompetenzzentrum für Kommunikationsdesign in NRW aufzubauen. Die erfolgreiche Arbeit mit talentierten und begeisterungsfähigen Studierenden wird weitergehen - in Wuppertal oder in Essen. Qualität überlebt.“

Prof. Hans Günter Schmitz
Sprecher des Studienganges Kommunikationsdesign

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