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post festum

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In Ihrer Diplomarbeit »post festum«, versucht Alexandra Bauch eine Antwort auf die Frage zu bekommen, was genau es bedeutet, Designer außerhalb der Hochschulmauern zu sein. Um dieser Antwort ein Stückchen näher zu kommen, hat sie sich auf die Suche nach den ehemaligen Absolventen ihrer Hochschule begeben, recherchiert, gefragt und Antworten bekommen.

Alexandra Bauch im Slanted Interview:

Slanted: Du stellst in deiner Arbeit viele Fragen zum Thema. Hast du auf alles Antworten gefunden?

Zu Beginn meiner Diplomarbeit, habe ich mir ein sehr weitreichendes Ziel gesteckt, da ich diese von mir selbst gestellten Fragen in einem allgemein gültigen Kontext betrachten wollte. Ich habe allerdings sehr schnell bemerkt, dass ich mich in meiner Recherche beschränken sollte und so habe ich mich auf die Werdegänge von ehemaligen Design-Studenten meiner Universität begrenzt. In den Einzelinterviews bin ich auf einige der Fragen zurückgekommen. Es war äußerst spannend, die unterschiedlichsten Meinungen zu hören und so eine Art Stimmungsbild des Berufsbildes der Designer einzufangen. Eindeutige Antworten auf diese Fragen zu finden ist natürlich sehr schwierig und war auch nicht die Intention meiner Arbeit.

Slanted: Deine Recherche hat sich ausschließlich auf das Umfeld der Bauhaus-Universität bezogen. Glaubst du, dass an anderen Hochschulen die Ergebnisse deiner Studien ähnlich wären?

Ich glaube schon, dass an anderen Hochschulen ebenso vielfältige Charaktere mit den unterschiedlichsten Berufen nach Beendigung ihres Design-Studiums hervorgehen. Man muss allerdings bedenken, dass an der Bauhaus-Universität Weimar das sehr freie Lehrkonzept des Projektstudiums verfolgt wird. Ein sehr selbstständiges Arbeiten wird erfordert und Eigeninitiativen gefördert – vielleicht anders als an manch anderen (Fach-)Hochschulen mit striktem Lehrplan.  Über die Hälfte unserer Absolventen arbeiten freiberuflich, was sicherlich neben der wirtschaftlichen Lage auch zu einem großen Teil durch die Ausbildung bedingt ist.

Slanted: Haben dich manche Ergebnisse aus deinen Umfragen überrascht? Welche?

Sehr erstaunt hat mich, dass tatsächlich 54,5% der ehemaligen Design-Studenten freiberuflich arbeiten und sich lediglich 25% in einem festen Arbeitsverhältnis befinden. Meine Befragung richtete sich ausschließlich an den Studiengang Visuelle Kommunikation, dessen Ausbildung sich um die Teilbereiche Konzeptionelle Gestaltung, Text, Text-Bild, Typografie, Fotografie und bewegtes elektronisches Bild gruppiert. Erstaunlich fand ich deshalb auch, dass 53 % der Absolventen ihren Lebensunterhalt vollständig oder zumindest teilweise mit Grafikdesign bestreiten. Fotografen oder Künstler behelfen sich zum Beispiel mit grafischen Nebentätigkeiten, da ihre berufliche Situation teilweise sehr heikel ist. 

Die Diskrepanz des Studiengangs Visuelle Kommunikation zwischen angewandtem und künstlerischem Schaffen, stellt für einige (direkt) nach dem Studium ein großes Problem dar. Ein Großteil hätte sich mehr Anleitung zur eventuellen späteren Selbstständigkeit während der Ausbildung gewünscht. Die meisten Personen (93%), die an der Befragung teilgenommen haben, arbeiten als Gestalter und können von ihrer Tätigkeit leben. 

Man muss allerdings bedenken, dass ich zwar die Meinung von fast 50% aller ehemaligen VK-Studenten unserer Universität einfangen konnte, jedoch trotzdem  eine Dunkelziffer an Absolventen besteht, über deren Verbleib ich (noch) nichts herausfinden konnte. Alles in allem war ich sehr überrascht, wie viele Ehemalige ich ausfindig machen konnte, und ich habe mich sehr über das Interesse und die Auskunftsbereitschaft gefreut. 

Pressetext:
Vor etwas mehr als fünf Jahren habe ich mit meinem Studium der »Visuellen Kommunikation«  an der Bauhaus-Universität Weimar begonnen. Ich hatte keine genaue Vorstellung, was dieses Wort beinhaltet, noch weniger jedoch hatte ich eine Ahnung davon, welchen Beruf ich nach Beendigung meines Studiums ausführen werde. Das, was ich wusste, war, dass man bei erfolgreichem Abschluss den Titel »Diplom-Designer« erhält. Doch was bedeutet dies tatsächlich? Was heißt es, »Designer« zu sein? In erster Linie ist es ein kaum aussagekräftiger Begriff, schließlich darf sich jeder Designer nennen, und die »Nail-«, »Hair-«, »Brötchen-« und »Travel-Designer« sind nur der Anfang einer langen Liste.  

»Designer« ist weder ein geschützter Beruf, noch kann man ihm ein eindeutiges Tätigkeitsfeld zuschreiben. Nennen wir uns Grafik-Designer, Gestalter oder gar »Visual Communication Consultant«?  

Was steht uns nach erfolgreichem Studienabschluss bevor? Wo landet die jährliche Flut tausender »Design«- Absolventen? Wer übt eine Tätigkeit in seinem erlernten Fachbereich aus?  Wer ist Quereinsteiger in einem entfernten Berufsfeld? Werden wir auch in 30 Jahren noch »Designer« sein? 

In meiner Diplomarbeit habe ich mich unter anderem mit diesen Fragen auseinandergesetzt und versucht am Beispiel unserer Universität herauszufinden, wie das Leben und die berufliche Realität nach dem Studium der Visuellen Kommunikation und der Facettenreichtum des »Designer-Seins« aussieht. 

Seit Gründung der Fakultät Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar im Jahr 1993 haben 412 Studenten bis zum Wintersemester 2009/2010 ihr Diplom im Fachbereich Visuelle Kommunikation absolviert. 

Ich habe mich auf die Suche nach dem Verbleib der ehemaligen VK-Studenten begeben. Um einen groben ersten Eindruck zu bekommen, habe ich eine Online-Befragung durchgeführt und 46% aller diplomierten Kommunikationsdesigner der Bauhaus-Universität Weimar erreichen können. Im Anschluss habe ich exemplarisch ausgewählte Einzelpersonen zu einem persönlichen Gespräch getroffen. Dabei sind acht Interviews mit zehn Absolventen in Weimar, Erfurt und Berlin entstanden. 

Meine Arbeit soll als Zwischenstand betrachtet werden und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Man hätte diese Recherche um ein Vielfaches ausdehnen und unzähligen interessanten Lebensläufen nachspüren können. 

Entstanden ist eine Momentaufnahme zur Lage der Designprofession.

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