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Designblast an der HfG Karlsruhe

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Die HfG Karlsruhe zählt mit 415 Studierenden, darunter 90 Studierende im Bereich Kommunikationsdesign, und 17 Profs eher zu den kleineren Kunst- und Design-Hochschulen Deutschlands. Beim Veranstalten von Konferenzen – die Konferenz wurde im Rahmen eines Seminars anderthalb Semester lang von Studierenden in Zusammenarbeit mit Petra Schmidt und Sven Voelker organisiert – gehört die Hochschule zu den ganz Großen: Denn auch die zweite Auflage des Formats Designblast war äußerst charmant, familiär, erfrischend und rosa.

Rosa, weil im Gegenzug zum Vorjahr die Corporate Farbe von Designblast rosa und nicht gelb war. Statt 10.000 verteilter Bonbons auf dem Boden gab es dieses Jahr Zuckerwatte mit Himbeer-Geschmack als süßes Schmankerl für die 500 Besucher, die keinen Eintritt zu bezahlen hatten.

Bei der Erstauflage von Designblast standen nur Männer auf der Bühne, daher gab es 2009 eine reine Frauen-Runde. Alles Talente unter 40 Jahren, was zu dem Konzept des Konferenzformats zählt. Anlässlich der Tatsache, dass in den Medien noch immer die männlichen Designer dominieren eine schöne Idee. Am Ende der Konferenz fiel auf, dass Frauen in erster Linie sagen, wie sie etwas machen und Männer vielmehr, dass sie etwas machen. Ansonsten merkte man jedoch kaum Unterschiede, worüber Frauen und Männer Vorträge halten und es ging keineswegs in die Klischee-Ecke von wegen Häkel- oder Blümchen-Design oder dergleichen.

Kate Moross aus London machte den Anfang. Selbst erst 23 Jahre alt und gerade mit dem Studium fertig, legte die Designerin und Illustratorin einen klasse Auftritt hin. Sie zeigte auch viele Arbeiten, die sie eigentlich nicht zeigen dürfe, aber da wir in Deutschland wären... Die Britin bevorzugt es, bei ihren Arbeiten von Anfang bis Ende alles selbst zu machen – auch wenn es mal ein Videodreh, ein Fotoshooting oder Dinge sind, die sie zuvor noch nicht gemacht hat. »Logo Design ist der beste Einstieg in das Grafik Design«, sagt Kate, die seitdem sie 18 Jahre alt ist als Grafik Designerin arbeitet. »Jeder will gebrandet werden.« So entwickelte sie beispielsweise Logos für jeden in ihrer Umgebung. Zudem gestaltet sie viele T-Shirts, denn das sei immer ein gutes Geschäft.

Dreiecke sind Elemente, die immer wieder in ihren Arbeiten vorkommen (auch bei Ihrer Kleidung, sie trug eine Kette mit einem Dreieck als Anhänger u. siehe Folie unten). Bei ihrem Job wird sie durch Erfahrung motiviert, nicht durch Geld. Selbst in Monaten wie Januar dieses Jahr als es keine Arbeit gab. Ihr Motto lautet: „If you can’t do it, learn how to do it. If you learn, you can earn.“

Inspiration ist ein Begriff, der von vielen Designern verwendet wird. Moross bevorzugt da eher das Sammeln. Sie sammelt Kameras und Spielzeuge. Und hat seit 2007 mit Isomorph Records ihr eigenes Plattenlabel. Kürzlich schaffte sie es als Grafik Designerin sogar unter die „18 most influenced people in music“. Darüber hinaus hat sie letztes Jahr im Dezember mit 143 Pop Up Shop einen eigenen Shop in London aufgemacht, der neben Mode auch Fahrräder verkauft, die sie selbst gestaltet hat. Dort schenken ihr Leute, die es sich nicht leisten können in dem Laden etwas zu kaufen, etwas und dann schenkt sie ihnen auch etwas zurück.

Kate Moross malt seit ihrer Kindheit sehr gerne. Die Originale verkauft sie jedoch nicht und verschenkt sie nur als ein Dankeschön.

Nach diesem ersten Vortrag fanden zwei Preisverleihungen statt, für die 12. Runde von dem Wettbewerb output und den print creativity award. Output ist ursprünglich aus der Diplomarbeit von Florian Pfeffer entstanden. Heute hat Pfeffer neben seiner Professorenstelle an der HfG Karlsruhe und seinem Büro in Amsterdam, mit output eine Non-Profit-Organisation, um den Austausch von Ideen junger Leute zu fördern. Beim diesjährigen Wettbewerb konnten vor allem gesellschaftlich relevante Themen und die Verbindung von analogen und dialogen Themen als Trends beobachtet werden. Aus 1.000 eingereichten Arbeiten wurden drei Arbeiten für den Print Creativity Award vorgeschlagen. Steve Michaelis und Martin Berkemeier wurden hierbei jeweils Zweite und Lena Loeber Erste. Über den Output Grand Prix konnte sich Katrin Schacke freuen.

Den zweiten Vortrag hielt Emma Thomas aus London. Sie macht außergewöhnlich schlichtes Design für Kunsteinrichtungen in und um London bei denen es häufig nur ein geringes Budget gibt. Der Name ihres Studios A practice for everyday life (APFEL) geht auf ein fast gleichnamiges Buch zurück, das sie während des Studiums gelesen hat. Bei ihren Projekten arbeitet sie häufig sehr eng mit den Kuratoren zusammen und arbeitet auch für viele Galerien wie zum Beispiel ancient & modern oder Tate Gallery of Modern Art.

Luna Maurer, die in Pforzheim studierte und seit zwölf Jahren in Amsterdam lebt, war die dritte Sprecherin. Sie war es nicht gewohnt auf deutsch über ihre Arbeiten zu reden. Dem ein oder anderen mag sie von dem Conditional Design Manifesto bekannt sein. Unter „conditional design“ versteht sie konditionelle Gestaltung; also Gestaltung, die an eine Bedingung geknüpft ist (wenn... dann...) und nicht fix ist, sondern veränderbar und in Abhängigkeit von etwas. In dem Manifest werden drei Hauptthemen beschrieben: Erstens der Prozess als laufende Maschine, zweitens die Konditionen und Rahmenbedingungen mit Logik zu gestalten und drittens den Input von der Umgebung in die Gestaltung mit ein zu beziehen.

Sie gibt den Studierenden den Tipp, das experimentelle Arbeiten auch in der Praxis weiterzuführen. Luna macht dies jeden Dienstag, wenn sie sich mit drei Freunden an ihrem Küchentisch zu einem Workshop trifft. Jede Woche gibt es unterschiedliche Aufgaben; das Ziel ist immer ein Plakat zu erstellen. So entsteht eine Posterserie. Jeder sitzt immer am gleichen Platz und malt mit demselben Stift. Das Ganze wird dann mit einem Video dokumentiert, denn die eigentliche Idee ist nicht, später das Poster auszustellen, sondern zu zeigen, wie es erstellt wurde.

Ein weiteres interessantes Projekt von Luna Maurer dauert schon seit 2005. Damals hat sie eine Kamera auf dem Dach einer kulturellen Einrichtung platziert, die alle fünf Minuten eine Aufnahme des Himmels macht. In diesem Fall sind die Natur und die Sterne der Input, die Kamera die Kondition und »alle fünf Minuten ein Bild machen« die Aufgabe. Ein vergleichbares Projekt hat sie für ein Krankenhaus gemacht: Hier hatten die Patienten auf einem Kanal eine Live-Verbindung zum Meer.

In einem Amsterdamer Museum erhielten die Besucher jeweils vier blaue Aufkleber (insgesamt 10.000 Aufkleber) um sie auf dem Boden des Museums ganz nahe nebeneinander zu platzieren. Zu beobachten war, dass die Besucher die Sticker nicht willkürlich auf den Boden klebten, sondern sich durchaus darüber Gedanken machten, welche Stelle sie sich aussuchten und was für ein Gesamtbild dabei entsteht.

Nach der Mittagspause war Catrin Altenbrandt von Pixelgarten, über die wir in der nächsten Slanted-Ausgabe auch näher berichten werden, an der Reihe. Seit 2003 arbeitet sie mit Adrian Niessler zusammen. Beide studierten gemeinsam an der HfG Offenbach wo sie vor zwei Jahren ihr Diplom machten.

Der Raum gilt als Ausgangspunkt vieler ihrer Arbeiten. Beispielsweise auch in der Arbeit »Um was es nicht geht«. Dabei haben sie sich selbst Rahmenbedingungen gestellt wie beispielsweise, dass nur im Raum vorhandene Materialien verwendet werden dürfen und jeden Tag ein Bild entstehen soll. Der Ort und die Zeit als Konstanten, Catrin und Adrian als Variablen. Die Arbeit wurde bei der Ausstellung »Gute Aussichten – Junge deutsche Fotografie« ausgestellt.

Seit etwa anderthalb Jahren arbeiten sie für das Magazin beef. Das anfängliche Design gab Mutabor vor. Pixelgarten verschafft dem Magazin seither einen schlichteren Charakter und macht auch einige Illus selbst.

Weitere Projekte, die Cathrin vorgestellt hat, waren eine Modestrecke für die Intro bei der sie nur mit Klamotten und ohne Models arbeiteten, eine Modestrecke für die Neon, bei der Computerspiele nachgestellt wurden, ein Katalog für die Fotografin Christiane Feser mit der es eine sehr enge Zusammenarbeit gab, ein Katalog für Christine Schiewee, das Magazin B-Seite, ein Magazin für Offenbach, das sie vor etwa vier Jahren entwickelt haben und das mit Vergilben des Lacks immer interessanter wird oder das Cover für das dgv-Buch Tactile.

Kasia Korczak, die in den Niederlanden und in Großbritannien studiert hat und heute in Brüssel lebt, arbeitet zur Hälfte als Designerin und zur Hälfte mit einem Art Kollektiv, das aus vier Personen besteht. Über ihre letztere Tätigkeit berichtet sie ausführlich. Am Einprägsamsten fand ich die Mosaike aus Spiegelteilen, welche die Künstlergrupe im Iran umsetzen ließ.

Der letzte Vortrag von Marije Vogelzang aus Amsterdam war noch einmal richtig unterhaltsam. Stieg die auf „eating design“ spezialisierte Designerin doch gleich damit ein, dass ihr die Ideen in der Regel unter der Dusche kommen. Und die sind echt gut: Sie schafft es, mit ihren Food-Kreationen Kindern Gemüse schmackhaft und Fettleibigen gesundes Essen nahe zu bringen; sie kreiert Essen für unterschiedliche Sternzeichen und denkt sich manchmal Fisch- oder Fleisch-Kreationen aus, die dann aus Marzipan nachgebaut werden.

2004 gründete Marije Vogelzang in Rotterdam mit Proef ihr Studio und Restaurant. Seit 2006 arbeitet sie in Amsterdam.


Prof. Sven Voelker, Professor für Kommunikationsdesign


Petra Schmidt, Kuratorin

Kate Moross:






Die Preisverleihung:

Emma Thomas:



Luna Maurer:

Catrin Altenbrandt:









Kasia Korczak:

Marije Vogelzang:







Ein paar Impressionen:






Das Programmheft:


Gina, das Pferde-Model



(Cover-Foto: Chris Spatschek/HfG Karlsruhe; alle weiteren Bilder sind von Slanted)

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