Papergirl_opencall_kl.jpg

Papergirl #4

Author:

Papergirl ist ein Kunst-Projekt bei dem im Stil von amerikanischen Paperboys gerollte Kunstwerke – alle Unikate – in den Straßen Berlins kostenlos an Passanten verteilt werden. Bevor die Kunstwerke an den Mann oder die Frau kommen, werden sie ausgestellt. Aisha hat das Projekt 2006 zum ersten Mal durchgeführt, sie sucht für dieses Jahr noch Leute, die sich daran beteiligen.

Im Gespräch mit Aisha haben wir weitere Infos zu dem Projekt »Papergirl« erfahren.

Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.
Ich bin Berlinerin und studiere seit 2004 Kommunikationsdesign an der KHB.
Seit 2006 mache ich einmal im Jahr das Projekt Papergirl, das diesen Sommer vom 17.07. bis 31.07. in die vierte Runde fährt.

Wie würdest du deine Design-Richtung bezeichnen, wie deinen Stil? Wo liegen Deine Stärken?
Meine Stärke sehe ich in der Mischung aus Grafikdesign und Kunst. Anfangs habe ich mich lange für Bildende Kunst beworben, konnte mich aber nie so richtig auf einen Stil oder ein Medium festlegen. Erst als ich dann zum Kommunikationsdesign gefunden habe, wurde mir klar, dass genau darin mein Potenzial liegt. Am liebsten arbeite ich spontan und »rough«. Ich liebe Siebdruck und Collagen und die Arbeit mit unterschiedlichen Materialien.

Wo arbeitest Du?
Im Moment noch a la casa, aber eine Ateliergemeinschaft mit Werkstätten ist mein Traum und der rückt grade näher.

Kannst Du uns eine kleine Beschreibung Deines Projektes geben?
Papergirl ist ein Projekt, bei dem jeder teilnehmen kann. Wir verteilen als Gruppe vom Fahrrad aus Kunstrollen an zufällige Passanten. Alle eingereichten Arbeiten werden zunächst ausgestellt und anschließend verschenkt. Durch die Entlehnung einer Technik, wie man sie ja von den amerikanischen Zeitungsjungs kennt, kann man seine Arbeiten auf anderem Wege als sonst in die Öffentlichkeit bringen. Der zusätzliche Reiz ist die gemeinsame Aktion.

Warum hast Du dieses Projekt gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?
Ausgangspunkt war eine Debatte über die Gesetzesverschärfung von Plakatieren im öffentlichen Raum. Damals wurde beschlossen, dass Sprühen und Plakatieren im Strafmaß gleichgestellt wird. Im Gespräch mit einer Freundin über neue Möglichkeiten seine Arbeiten zu zeigen, sagte sie: »Man müsste den Leuten seine Arbeiten einfach hinschmeißen, so wie es Paperboys machen!« Da war die Idee geboren! Ich wollte schon immer mal Teil eines Kollektivs sein oder eins gründen, daher beschloss ich die Sache so zu machen, dass möglichst viele Leute mitmachen und mitverteilen können. Das ist wirkungsvoller und macht auch viel mehr Spaß!

Was möchtest Du mit Deinem Projekt erreichen/aussagen?
Der Aspekt des Schenkens ist für mich sehr wichtig! Denn wann bekommt man heutzutage schon von unbekannt etwas geschenkt. Dieser Moment der ungläubigen Überraschung beim Empfänger ist einfach unbezahlbar!

Auf Design bezogen möchte ich mit Papergirl neue Wege öffnen. Kommunikationsdesign findet für mich nicht nur am Schreibtisch statt, sondern erstreckt sich auf alle Lebensbereiche. Die Intervention in den Alltag ist mir wichtig.
Ich finde Gestaltung muss nicht einfach nur Dienstleistung sein, sondern kann innovative Ideen mit sich bringen. Die meisten Gestalter, die ich kenne sind für mich Künstler, die keine Credits für ihre »Werke« beziehen. Ich bin für fließendere Grenzen. Deshalb wird Papergirl u.a. auch nicht kuratiert. Das heißt, alles was eingereicht wird, stellen wir auch aus; nichts wird aussortiert. Zum einen wird so der Betrachter zum Kurator, wie es zum Beispiel auch bei Straßenkunst der Fall ist, zum anderen wird so für den Macher der Schritt in die Öffentlichkeit erleichtert. Und zu aller letzt möchte ich niemandem vorschreiben, was er letztendlich verschenken darf!

Worauf an deiner Arbeit bist du besonders stolz? Was gefällt dir persönlich am besten? Gibt es irgendein interessantes oder außergewöhnliches Detail? Oder was ist an deinem Werk ganz besonders?
Bei Papergirl geht es mehr um Netzwerken, Teamwork und Öffentlichkeit als um die reine Gestaltung. Was ich sagen möchte, für mich ist das alles Teil von meinem Schaffen als Designerin. Zusammenarbeit ist wichtig; eine gute Gestaltung allein reicht nicht und das habe ich an diesem Projekt gelernt! Vor Allem wäre das Ganze alleine gar nicht mehr zu schaffen, daher hat sich für Papergirl Nr. 4 ein Team von zwölf Leuten gefunden, die größtenteils auch alle Gestalter oder Künstler sind. Bisher habe ich das Projekt weitestgehend allein durchgeführt, seit diesem Jahr haben wir verschiedene Aufgabenbereiche verteilt und dadurch bin ich zum ersten Mal eher Auftraggeber als Gestalter geworden, denn Flo und Lisa haben gemeinsam das Plakat gestaltet (www.ctrlc.de, www.lisavonbillerbeck.de), was eine ganz neue Perspektive für mich eröffnet hat.

Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?
Ich bin im Grunde eher ein spontaner Mensch, aber auch dickköpfig. Daher hat das Projekt von einer einmaligen Aktion, zu der wir einfach nur die Arbeiten verteilt haben, weiterentwickelt zu einem internationalen Projekt.

Was inspiriert Dich?
Die Stadt, meine Freunde, Kunst.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Mein Diplom machen und dann von Kunst und Grafikdesign leben! hihi







Team-Links:
www.papergirl-berlin.de
Roland Piltz: www.grobgrafik.de
Katharina Becker: www.designsfictionlab.de
Sophie Bayerlein: www.sophiesophie.de
Marius Wenker: www.mariuswenker.de
Lena Panzlau: www.lenasbuero.com
Anne Wizorek: www.ohwhataworld.de
Edith Carron: www.edithcarron.net
Nadja Schüller-Ost: www.n-s-o.net
Frl. Zucker: www.fraeuleinzucker.blogspot.com
Christian Klier

Fotocredits: just.ekosystem.org

Papergirl_opencall_kl.jpg