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Beziehungsweisen

Author:

Beziehungsweisen – Nutznießer Strategie

Projektbeschreibung
Diplomarbeit: Hochschule Darmstadt, Fachbereich Gestaltung
Projektumfang: Modulares Spielkonzept, Spielmaterial, Gestaltungsprinzipien, Prototyp
Designer: Michael Hartmann und Sandra Hub
Betreuer: Prof. Christian K. Pfestorf

Hintergrund
Die Formen des Zusammenlebens verschiedener Lebewesen sind vielfältig und werden in dem taktischen Zug- und Würfelspiel »Beziehungsweisen – Nutznießer Strategie« außergewöhnlich thematisiert. Den Nutznießer gibt es in jeder Beziehung: Man findet ihn im Parasitismus, wo er als Schmarotzer dem Wirt Schaden zufügt. Im Kommensalismus dagegen entsteht für den Wirt kein Nachteil, während bei der Symbiose beide Partner einen Nutzen aus dem Zusammenleben ziehen. Der Spieler geht im Spielverlauf mit seinen Mitspielern diese Beziehungen ein. Er schlüpft zum Beispiel in die Rolle des symbiotischen Kolibris, der kommensalen Eiderente oder der parasitären Zecke. Auf spielerische Weise wird Wissen vermittelt, es werden Vorurteile abgebaut und Interesse an einer doch eher unpopulären Thematik geweckt.

Spielablauf
Die Spieler agieren mit Nutznießer- und Wirtsfiguren, die unterschiedliche Bewegungsmöglichkeiten haben. Die Wirtsfigur flieht vor den Nutznießern und sammelt dabei Aktionskarten sowie die zum Befall notwendigen Nutznießerchips. Befällt ein Spieler mit seiner Nutznießerfigur den Wirt eines Mitspielers, entscheidet er, ob er eine positive, neutrale oder negative Beziehung mit ihm eingehen möchte. Er wählt eine entsprechende Nutznießerkarte und nimmt damit die Identität des darauf beschriebenen Lebewesens an. Die Karte definiert über die Eigenschaften der Lebewesen auch die Auswirkungen des Befalls für Nutznießer und Wirt. Auf diese Weise werden Lebenspunkte gewonnen und verloren. Als taktische Komponente werden die Aktionskarten gesammelt und zu einem passenden Zeitpunkt ausgespielt. Hat ein Spieler die Zielpunktzahl erreicht oder wurden alle Nutznießerchips aufgebraucht, ist das Spiel beendet und eine Endwertung entscheidet über den Sieg.

Modulares Spielkonzept
»Beziehungsweise – Nutznießer Strategie« beinhaltet ein variierendes Regelwerk für unterschiedliche Altersgruppen und Spielertypen. Die Variante »Nutznießer Strategie« richtet sich dabei an strategische Spieler, während »Nutznießer« auf Spieler mit Vorliebe für schnelle, aktionsreiche Spiele ausgelegt ist. Das modulare Konzept erlaubt zudem den Ausbau der Thematik, wie auch die Einführung komplett neuer Spielwelten: Spielplan, Spieltableaus und Spielfiguren sind neutral gestaltet und werden beibehalten, während Anleitung, Hinweiskarten und Spielkarten ausgetauscht werden.

Beziehungsweisen – Nutznießer Strategie
1 Spielplan
24 Wirtsfiguren (größere Figuren; 4 Stück pro Farbe)
24 Nutznießerfiguren (kleinere Figuren; 4 Stück pro Farbe)
48 Rundenzähler (8 Stück pro Farbe)
2 Würfel (Augenzahlen 1 bis 3)
45 Nutznießerkarten (15 x Symbiose, 15 x Kommensalismus, 15 x Parasitismus)
45 Aktionskarten (15 x Symbiose, 15 x Kommensalismus, 15 x Parasitismus)
36 Nutznießerchips (je 12 Stück in den Farben Grün: Symbiont, Braun: Kommensale und Blau: Parasit)
6 Spieltableaus in den verschiedenen Spielfarben, mit Lebenspunkte-Skala
12 Magnete für Lebenspunkte-Skala (2 pro Tableau)
6 Spielhinweiskarten für Spieltableaus
6 Kurzregelkarten für Spieltableaus
1 Spielanleitung

Slanted-Interview mit Michael Hartmann und Sandra Hub

Gebt uns bitte ein paar Informationen über Euch und/oder die Firma, für die Ihr arbeitet.

Wir (Michael Hartmann und Sandra Hub) sind seit unserem Diplom in Kommunikationsdesign an der Hochschule Darmstadt im Februar 2007 als freiberufliche Designer tätig und haben im Januar 2008 die gemeinsame Agentur finalart/design gegründet. Dies war für uns ein logischer Schritt, nachdem wir bereits bei sehr vielen kleinen und großen Projekten innerhalb und außerhalb des Studiums erfolgreich zusammen gearbeitet hatten. Seitdem bauen wir unseren Kundenstamm und unser Netzwerk immer weiter aus.

Die Konzeption und Realisation von komplexen Corporate-Design-Projekten ist unsere große Leidenschaft. Dabei entwickeln wir neben dem Logo und den Gestaltungsrichtlinie medienübergreifend alle Formen der Unternehmenskommunikation wie bspw. Broschüren oder Internetseiten. Durch unsere enge und langfristige Zusammenarbeit mit Maximilian Pfeffer (Autor und Illustrator, Inhaber des Verlages finalart/books), Holger Demeter (Fotograf), Matthias Kohse (Webentwickler) und Prof. Christian K. Pfestorf (Hochschulprofessor, konzeption+gestaltung frankfurt) betreuen wir unsere Kunden umfassend und professionell.

Was ist Eure Grafikdesign Richtung? Wie würdet Ihr Euren Stil bezeichnen? Wo liegen Eure Stärken?

Dem Schwerpunkt entsprechend liegt unsere Stärke in der Entwicklung von vielschichtigen Corporate-Design-Lösungen. Dabei arbeiten wir sehr zielgerichtet und auf das jeweilige Medium und den Kunden abgestimmt. Unsere Entwürfe sind zeitlos, schnell erfassbar und dennoch inhaltlich umfassend.

Wo arbeitet Ihr am liebsten?

In unserem Büro, das eine kreative und effektive Arbeitsatmosphäre bietet. Hier lassen wir uns von guter Musik antreiben und inspirieren.

Was inspiriert Euch?

Wir sehen und lesen viel: Vor allem Bücher, Zeitschriften, das Internet, die Welt um uns herum. Auch gute Gespräche und Diskussionen wirken sehr inspirierend auf uns und bringen immer neue Ideen.

Welche Bedeutung hat für Euch Design?

Mit gutem Design lassen sich Informationen zielgruppengerecht, verständlich und ansprechend kommunizieren. Demnach ist gutes Design unverzichtbar für nahezu alle Informationen und jegliche Art von Kommunikation. Entsprechend diesem Anspruch, entwickeln wir unsere Designs.

Könnt Ihr uns eine kleine Beschreibung Eurer Arbeit geben?

Wir haben ein taktisches Zug- und Würfelspiel entwickelt, das die Formen des Zusammenlebens verschiedener Lebewesen thematisiert. Die Spieler nehmen dabei unterschiedliche Identitäten an und agieren dem jeweiligen Lebewesen entsprechend. So gehen Sie zum Beispiel im Spielverlauf symbiotische oder parasitäre Beziehungen ein, was symbolisch so dargestellt wird, dass ihre Figuren mit Hilfe von Magneten verbunden werden. Als taktische Komponente werden Aktionskarten gesammelt und zum passenden Zeitpunkt ausgespielt. Ein variierendes Regelwerk ermöglicht darüber hinaus die Ansprache verschiedener Altersgruppen und Spielertypen.

Warum habt Ihr diese Arbeit gemacht? Wie seid Ihr auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?

Bereits im dritten Semester haben wir zum Thema »Parasitismus« im Kurs »Entwurf« bei Prof. Christian K. Pfestorf ein Brettspiel konzipiert. Allerdings entstand dieses Spiel in einem recht kurzen Zeitraum, weshalb es nicht sehr ausgereift war. Zum Diplom haben wir gemeinsam mit unserem Professor entschieden, dass wir die Idee wieder aufgreifen und zum Thema »Formen des Zusammenlebens verschiedener Lebewesen« ein hochwertiges und modulares Brettspiel entwickeln.

Mehr als vier Monate haben wir an den Spielprinzipien und -regeln gearbeitet, die so modular konzipiert wurden, dass die Spielmaterialien für Erweiterungen und andere Thematiken weiter verwendet werden können. Durch ein verändertes Regelwerk und Zusatzspielmaterialien (wie bspw. neue Hinweiskarten) wird so ein erweitertes oder neues Spiel geschaffen, während die grundsätzlichen und aufwendigen Spielmaterialien (wie z. B. Tableaus und Spielplan) weiter verwendet werden.

Was möchtet Ihr mit Eurer Arbeit erreichen/aussagen?

Wir möchten zeigen, dass auch komplexe Thematiken optisch und inhaltlich spannend und spielerisch vermittelt werden können. Es lebe der »Homo ludens«!

Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?

Wir würden das Brettspiel gern in Aktion in den Wohnzimmern von begeisterten Spielern sehen.

Arbeitet Ihr eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?

Wir beginnen grundsätzlich mit einer Konzeption, basierend auf einer umfangreichen Recherche, die unseren Entwürfen Tiefe und Nachhaltigkeit gibt. Nur mit dem nötigen Hintergrundwissen ist es uns möglich Designs zu kreierten, die den Ansprüchen unserer Kunden und uns gerecht werden.

Wie lange habt Ihr an Eurem Werk gearbeitet?

Ingesamt fünf Monate haben wir an der Diplomarbeit gearbeitet. Dabei beanspruchten das modulare Spielkonzept und die Spielprinzipien ungefähr vier Monate. Die Gestaltung haben wir parallel dazu entwickelt. Vor allem die Entwicklung der Foto-Illustration-Kombination hat dabei viel Zeit und Nerven gekostet (an dieser Stelle nochmals vielen Dank an »Eye of Science«, die uns die wirklich unglaublichen Bilder der Kleinstlebewesen zur Verfügung gestellt haben). Die extrem handwerkliche Realisation haben wir in etwa drei Wochen gemeistert.

Wer hat Euch betreut und wie habt Ihr davon profitiert?

Wir wurden von Prof. Christian K. Pfestorf betreut, unter dessen Leitung wir zuvor bereits andere Projekte realisiert haben. Aufgrund seiner Begeisterung für dieses ungewöhnliche Projektthema war die Zusammenarbeit äußerst fruchtbar.

Habt Ihr Eure Arbeit handgemacht (gedruckt, veredelt etc.)?

Die Diplomarbeit ist vollständig in Handarbeit entstanden.

Wir haben bspw. die Spielkarten selber gedruckt und mit einer matten selbstklebenden Folie überzogen, so dass diese unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit sind und die Haptik einer »richtigen« Spielkarte simulieren.

Die aufwendigen Holzarbeiten sind mit Hilfe und unter der Anleitung eines befreundeten Schreiners entstanden.

Beim Zuschneiden der metallischen Teile (zum Beispiel ins Holz eingelassene Magnete und Eisen-Plättchen) hatten wir Hilfe von einem Werkzeugmacher-Meister.

Habt Ihr Vorbilder? Was interessiert Euch an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Euch?

Konkrete Vorbilder haben wir keine, wobei es sicherlich Agenturen und Designer gibt, deren Arbeiten und Entwicklung wir gerne beobachten.

Was sind Eure Pläne für die Zukunft?

Dass wir uns mit unserer neu gegründeten Agentur finalart/design (www.finalart.de) etablieren und viele Jahre erfolgreich Designs konzipieren und realisieren können.

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