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»Fürsprache – ein Quentchen Deutsch«

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Vorwort zu »Fürsprache – ein Quentchen Deutsch«

Unsere Muttersprache ist ein aktuelles Thema. Mehr oder weniger gehaltvolle, witzige und interessante Werke wurden mittlerweile über unsere Sprache verfasst. »Denglisch« ist in aller Munde, der Untergang der deutschen Sprachkultur scheint uns bevor zu stehen.

Neben all diesen Diskussionen, hinter denen meiner Meinung nach die typisch deutsche Hysterie steckt, habe ich ein Buch gestaltet, das uns die Schönheit unserer Sprache vor Augen führt und sie uns bewusst werden lässt. Noch ist nichts verloren. Mein Thema entstand aus folgenden Gründen: Zunächst mein persönliches Interesse an Sprache und Literatur. Mich hat schon lange unsere Muttersprache begeistert und meine Bewunderung ist groß für diejenigen, die mit ihr umzugehen und sie einzusetzen wissen. Eine Frage, die mich besonders beschäftigte, war die Frage nach dem Weltruhm der deutschen Literaten, Schriftsteller und Philosophen, der sich von dem vieler Geistesgrößen anderer Länder abgrenzt. Weiterhin der aktuelle Kontext, in dem die deutsche Sprache steht. Es ist sicher, dass jede Sprache ständig in Bewegung und Veränderung ist – jedoch fällt es zunehmend schwer, in der momentanen Richtung
eine positive und natürliche Entwicklung zu sehen. Selbst an vielen Universitäten wird in naturwissenschaftlichen Fachrichtungen mittlerweile zu hundert Prozent auf Englisch gelehrt. Bei solchem Vorgehen bekommt man das Gefühl, das Deutsche sei überholt und als veraltet abgestuft.

Ganz besonders töricht wird es erst im angeblichen »Business-Englisch«. Undeutlichkeit und vor allem der Mangel an richtigem Englisch sind hier gang und gäbe und verleihen Begriffen eine »Pseudowichtigkeit«. Treffend formuliert das DIE ZEIT in einem kürzlich erschienenen Artikel: »So werden dem Trainee (deutsch: Lehrling) die Karriere-Optionen (deutsch: Hoffnungen gemacht), zum Asset Manager (deutsch: Kaffeekocher) aufzusteigen« (aus: DIE ZEIT, »Die verkaufte Sprache« – Nr. 31, 20. Juli 2007, S. 49). Ich habe aber kein Buch gestaltet, das der deutschen Sprache nachweinen soll. Vielmehr sah ich Bedarf darin, auf die Schönheit unserer Sprache aufmerksam zu machen – in einer nicht üblichen Form. Sonderthemen in Zeitungen nimmt man kaum mehr als auffallend wahr, von »Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod« erschien bereits das dritte Buch, die »Zwiebelfisch«-Kolumne von Bastian Sick auf SPIEGEL ONLINE ist mittlerweile die wöchentliche Standardlektüre vieler Leser geworden. Deutsch verkauft sich wirklich gut – nur kaum jemand kann es mehr richtig sprechen und schreiben? Der reißende Absatz diesbezüglicher Literatur zeugt zumindest von großem Interesse. Übermäßigen Anklang genießt dieses Thema seit geraumer Zeit in geschriebener Sprache und somit habe ich einen neuen Weg gefunden, mit unserer Sprache umzugehen. Vorrangiges Ziel meiner Arbeit ist es, die deutsche Sprache gestalterisch und spielerisch einzusetzen – ein Thema auf einem unkonventionellen Weg zu betrachten – ein Thema, das auf den ersten Blick nur auf geschriebener, zusammenhängender Sprache basiert, auf einer weiterführenden Ebene zu bearbeiten. Als Gestaltungsmittel habe ich die reine Typografie gewählt, da ich dies als adäquaten Weg empfand. Dabei war es nicht mein Ziel, bildnerisch und figürlich zu arbeiten – vielmehr war mein Anliegen, abstrakt und schlicht meine Arbeit zu präsentieren. Denn die Schönheit unserer Sprache liegt in ihr selbst und in ihrem Potential – und genau das war die Intention meines Buches.

Mein Ziel ist die Bewusstwerdung der Schönheit und der Reichhaltigkeit unserer Sprache. Es wird viel geschrieben über das Sterben der deutschen Sprache, die negativen Einflüsse und die böse englische Sprache, allen Übels Kern. Wie schlecht ist die Grammatik und der Ausdruck der Deutschen? Wir sind eine schon untergegangene Nation – mag man meinen. Es ist natürlich richtig, darüber zu berichten und für einen bewussten Umgang mit unserer Sprache zu plädieren.

Daraus habe ich allerdings nur die notwendige Konsequenz gezogen, ein Buch zu gestalten, das den Lesern die Schönheit der Sprache ins Gedächtnis zurückruft. Ein Buch, das man gerne betrachtet und das mit Liebe zum Detail entstanden ist. Ein Detailreichtum, den auch die deutsche Sprache besitzt. Über die Recherche, die von der Lektüre von Zeitschriften wie die »Sprachnachrichten« (Verein Deutsche Sprache e.V.) über germanistische »Wälzer«, hin zu moderneren, allgemeinverständlichen Werken (dazu mehr in den entsprechenden Texten oder im Literaturverzeichnis) und übertrieben negativen Betrachtungen wie Mark Twains »Die schreckliche Deutsche Sprache«, habe ich mir ein Bild der Situation und des Stellenwerts des Deutschen machen können. Natürlich habe ich große deutsche Schriftsteller als beispielgebende Persönlichkeiten im Umgang mit Sprache nicht ausgelassen – sicher könnte man dieses Thema zum Lebenswerk werden lassen, sich Jahrzehnte damit beschäftigen und würde womöglich nie zu einem befriedigenden Ende kommen. Auch ich habe mit der nicht enden wollenden Themenvielfalt zu kämpfen gehabt, jedoch habe ich das mir gesetzte Ziel erreicht: Besonderheiten der deutschen Sprache herauszuarbeiten und sie, sofern möglich, von anderen Sprachen abgrenzen, und ihnen einen besonderen Stellenwert verschaffen. Dabei ist eine subjektive Betrachtungsweise natürlich nicht zu vermeiden. Einen Weg ins Buch fanden Themen, die ich persönlich für nennenswert oder liebenswert empfand.Ich bin keine studierte Germanistin, deshalb muss ich eine hundertprozentige inhaltliche Korrektheit ausschließen. Jedoch war das auch nicht mein Anliegen, das vielmehr darin lag, das Thema mit Liebe zu behandeln, den Leser diese Liebe durch die Gestaltung spüren zu lassen, so sein Interesse zu wecken und sich bisher unbeachtete und vermeintlich »normale« Ausdrucksweisen ins Bewusstsein zu rufen. Mein Buch richtet sich daher an alle, die der deutschen Sprache mächtig sind. An Studierte, die das Thema aus einem neuen, gestalterischen Blickwinkel sehen möchten.(Pressetext)

Diplomarbeit SS 07 Hochschule Mannheim
Titel: »Fürsprache – ein Quentchen Deutsch«
68 Seiten, Format: 220x180 mm
Typografie: QuadraatSans, Mrs. Eaves, Dalliance Script.
Die Arbeit beinhaltet Idee, Recherche, Themenauswahl, Text, Satz und Grafik
betreuende Professoren: Prof. Veruschka Götz, Prof. Dr. Thomas Friedrich.

Interview mit Katrin Moos

Slanted: Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.
Katrin: Mein Name ist Katrin Moos, ich bin 26 Jahre alt. Ich habe Ende letzten Jahres mein Studium im Fachbereich Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim abgeschlossen. Zur Zeit arbeite ich als freie Grafikerin, bin aber auf der Suche nach einer Festanstellung in einer Agentur, die mich weiterbringt (und die ich weiterbringen kann).

Slanted: Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Wo liegen Deine Stärken?
Katrin:Gegen Ende meines Studiums hat sich die Typografie und damit die Buchgestaltung als eine meiner Leidenschaften herauskristallisiert. Jedoch arbeite ich ebenso gerne im Bereich Internet/neue Medien. Mich fasziniert diese Entwicklung und die einhergehende Bedeutung für die Kommunikation.
Gestalterisch liegt eine Stärke von mir sicher in der Ideenfindung und der Konzeption. Eine Idee zu finden fällt sicher auch mir schwer, sie aber abzugrenzen, auf den Punkt zu bringen und aufs Wesentliche zu reduzieren dagegen nicht. Auch gestalterisch eine klare Linie zu finden, schnörkellos zu arbeiten aber trotzdem eine Ästhetik zu schaffen und Liebe ins Detail zu legen – das ist wohl einer meiner größten Pluspunkte.

Slanted: Wo arbeitest Du am liebsten?
Katrin: Am liebsten nicht zu Hause. Andere Orte geben mir neuen Input.

Slanted: Was inspiriert Dich?
Katrin: Wie gesagt erstmal eine fremde Umgebung. Fremde Sprachen, Menschen und Kulturen. Fremde Landschaften oder Großstädte, jeder Ort macht das auf seine Weise. Daneben natürlich Musik, Freunde, Menschen die ich kennen lerne, bewundere oder beobachte.

Slanted: Welche Bedeutung hat für Dich Design?
Katrin: Design ist wichtig weil es besser verstehen lässt und dem Betrachter oder Anwender mehr Spaß bringt. Funktion und Inhalte zu verdeutlichen und schöner zu machen ist eine wichtige Aufgabe, die leider viel zu oft unterschätzt wird.

Slanted: Kannst Du uns eine kleine Beschreibung Deiner Arbeit geben?
Katrin: Ich habe mich schon immer für die deutsche Sprache interessiert und habe mich entschieden, ein freies Projekt als Diplomarbeit zu machen. Ein ganz schöner Brocken und ich musste viele Abstriche machen und habe letztendlich ein sicher in gewissem Maße subjektives Buch zu den Schönheiten und Besonderheiten der deutschen Sprache geschaffen. Das Medium "Buch" sowie das gestalterische Mittel "Typografie", mit dem ich sehr abstrakt und schlicht gearbeitet habe, ergaben sich dabei schnell von selbst. Von der Recherche über die Abgrenzung der Themen, Text und Gestaltung – alles auf meinem Mist gewachsen. Aber das war auch mein Ziel: eine Abschlussarbeit zu kreieren, die durch und durch aus meiner Feder stammt. Entstanden ist somit ein Liebhaberwerk, das die deutsche Sprache aus einem neuen Blickwinkel betrachten lässt, nämlich einem gestalterischen. Somit interessant für alte Hasen der deutschen Sprache, aber auch für Neulinge, die nicht gleich von einer Masse an Information erschlagen werden wollen.
Ich habe sehr reduziert mit Farbe gearbeitet und typografisch jedes Thema individuell behandelt. Gegenüber diesen sehr frei gestalteten Illustrationen habe ich einen einheitlichen, sehr strengen Satzspiegel im Blocksatz gewählt, der jedoch grafisch immer wieder in die Gestaltung eingebunden wird. Für die typografischen Illustrationen habe ich ich als Hauptschrift die Mrs. Eaves in sämtlichen Schnitten gewählt, ab und an habe ich Highlights in der Dalliance gesetzt. Kontrastreich dazu habe ich im Fließtext als serifenlose Schrift die Quadraat Sans gewählt.

Slanted: Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?
Katrin: Wie gesagt entsprang die Grundidee aus meiner Liebe zur deutschen Sprache. Ihre Möglichkeiten und Schwierigkeiten faszinieren mich und ich hatte große Lust, mich über den Zeitraum einer Diplomarbeit damit zu beschäftigen. Der aktuelle mediale Kontext, in dem sich die deutsche Sprache befindet, bestärkte mich in meinem Vorhaben.

Slanted: Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?
Katrin: Ich wollte kein Trauerlied singen, sondern vielmehr die Rückbesinnung...die Schönheiten herausarbeiten. Den Leser will ich an die Besonderheiten der deutschen Sprache erinnern und durch die detailreiche und aufs Wesentliche konzentrierte Gestaltung besser verstehen lassen.

Slanted: Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?
Katrin: Eine kleine Auflage für Institutionen wie den "Verein der deutschen Sprache e.V." zu verlegen wäre sicher schön. Besonders bei meinem Thema, welches bisher sehr auf der geschriebenen Sprache und Texten basierte, wird die Möglichkeit der Gestaltung als Transportmittel für Information sehr deutlich und damit interessant für all jene, die viel gelesen haben und nun mal etwas sehen wollen.

Slanted: Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?
Katrin: Meine Konzeptionsphase während der Ideenfindung ist sicher recht lang. Bei diesem Thema sowieso, da ich ständig Inhalte neu sortieren und eingrenzen musste. Das heißt, bevor ich wirklich mit der Gestaltung beginne, will ich im Geist schon wissen, in welche Richtung ich mich bewegen werde. Sobald das feststeht, arbeite ich drauf los, muss mich aber während der Arbeit immer wieder neu sortieren um zu sehen, in welche Richtung ich gerade gehe.

Slanted: Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?
Katrin: Offiziell 4 Monate und während dieser Zeit habe ich auch am intensivsten an dem Buch gearbeitet. Es ging natürlich einige Zeit der Ideenfindung, Recherche und Planung voraus.

Slanted: Wer hat Dich betreut und wie hast Du davon profitiert?
Katrin: Betreut hat mich Prof. Veruschka Götz, Professorin für Typografie. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mich meinen eigenen Weg gehen ließ, mich aber in den richtigen Momenten ausbremste oder lenkte. Des weiteren ist sie sehr inspirierend, immer erreichbar und ich bin ihr sehr dankbar für die tolle Zeit und ihre Unterstützung.

Slanted: Hast Du Deine Arbeit handgemacht (gedruckt, veredelt etc.)?
Katrin: Nein, die Endproduktion wie Druck und Buchbindearbeit (Fadenheftung, Prägung etc....) habe ich von Profis erledigen lassen.

Slanted: Hast Du Vorbilder? Was interessiert Dich an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Dir?
Katrin: Spezielle Vorbilder habe ich keine. Sicher gibt es Personen die mich partiell interessieren und Inspirieren. Zu meiner Diplomarbeit hat mich z.B. die typografische Bibliothek von Klaus Detjen sehr angeregt.
Daneben kann mich so ziemlich jedermann inspirieren.

Slanted: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Katrin: Ich will wieder in eine Großstadt. Hamburg oder Berlin. Genaue Pläne habe ich noch nicht, aber ein Ziel ist auf jeden Fall, nie die Leidenschaft an meiner Arbeit zu verlieren. Längerfristig freue ich mich auf mein eigenes Designbüro.










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