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N.N. – Diplomarbeit von Julia Vukovic

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Heute stellen wir euch wieder einmal eine interessante Diplomarbeit vor. Sie stammt von Julia Vukovic und klingt zunächst einmal recht geheimnisvoll: N.N.

Der Titel Ihres Diploms steht für das aus dem griechischem stammende "nomen nescio" und bedeutet übersetzt, "noch nicht bekannter Name". Das ist von daher eine treffende Bezeichnung, da sie sich in Ihrem Diplom mit der heutigen Individualisierung und daraus resultierenden Anonymität zwischen und unter uns Menschen beschäftigt.

Sie stellte eine Zeitung mit Texten zu den Themen Individualisierung, Anonymität und Gesellschaft zusammen, schaffte eine Installation zum Thema und startete ein paar Aktionen, welche uns auf die – oft vorherrschende – Anonymität gegenüber der Menschen, die wir so auf der Straße treffen, aufmerksam machen sollen.




Ziel ihrer Arbeit ist somit ein wenig Gesellschaftskritik zu üben, um uns zum Nachdenken über unsere Gesellschaft insgesamt und über uns selbst als individuelle Persönlichkeit innerhalb der Gesellschaft anzuregen. Ich hoffe, ich habe dieses doch komplexe Thema für euch treffend zusammengefasst, Detaillierteres könnt ihr in Julias Interview lesen. Viel Spaß damit!



Interview & detailliertere Infos

Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.

11 Semester Kommunikationsdesign Studium an der HS Niederrhein, 1 1/2 Jahre Berlin, dort ein Praxissemester bei DDB, danach freiberuflich weiter für DDB tätig, ein halbes Jahr leben und arbeiten in Barcelona bei Grafica-Design.com. Nun bin ich seit Februar Diplomdesignerin und freue mich auf freie Projekte.

Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Wo liegen Deine Stärken?

Meine Leidenschaft gilt dem Editorialdesign und der Typografie.

Wo arbeitest Du am liebsten?

Wo ich mich in meiner Umgebung wohl und zu Hause fühle,
unabhängig von speziellem Land, Stadt, Büro, Wohnung, unter freiem Himmel, sowie mit Dach über dem Kopf.
Wenn sich dann noch die Möglichkeit ergibt, sich ihm Team mit netten Kollegen auszutauschen ist das perfekt.

Was inspiriert dich?

Sehen, schmecken, hören, fühlen.

Welche Bedeutung hat für Dich Design?

Design bedeutet für mich Kommunizieren und in Dialog treten und mit offenen Ohren und Augen, mal mehr und mal weniger, durch die Welt gehen.

Kannst Du uns eine kleine Beschreibung Deiner Arbeit geben?

Im Rahmen meines Diplomes habe ich mich mit mit der heutigen Individualisierung der der daraus resultierenden Anonymität beschäftigt. Aktionen im öffentlichen Raum, eine Installation und 94 Seiten Zeitung sollen aufmerksam machen. In wie weit werden wir immer mehr zu einer Singlegesellschaft und wie prägt uns dass, im Verhalten unseren Mitmenschen gegenüber. Ich habe zu beginn anonym agiert und in der Hochschule gelernte, alltägliche Bilder so umformuliert das sie einen neuen Kontext ergaben. Toilettenmännchen verloren ihren Kopf. Dieses spiegelt die Verwirrung der Identitätsfindung wieder, und stellte die Fragen in den Raum: Wer bin ich? Wo will ich hin? Kopflos.
Daraufhin beobachtete ich wie die Studenten reagierten. Es wurden Diskussionen geführt und Köpfe verrückt. Interaktion fand statt und ganz unbewusst setzte sich meine Zielgruppe mit meinem Thema auseinander. Die darauf folgende Installation im Foyer der Hochschule setzte die unbewusste Konfrontation fort. Zehn Pfeile unterschiedlicher Höhe verdeutlichen das Bild einzelner Individuen in der Masse. Die kleineren erscheinen anonymer und verlorener als die dominaten großen Pfeile. Durch die Raumgreifende Präsens der Pfeile und ihre Stabilität schaffte ich eine begehbare Installation. So war gewährleistet das sich die Studenten mit den Pfeilen mischten.

Der Kern meiner Arbeit, die Zeitung, ist der Teil der die meisten Informationen für die Zielgruppe bündelt und in der sich die vorangegangenen Aktionen wieder finden. Der Titel N.N. steht für das aus dem griechischem stammende "nomen nescio" und bedeutet übersetzt, "noch nicht bekannter Name". In drei Kapiteln mit den Themen: Individualisierung, Anonymität und Gesellschaft fasse ich unterhaltende und informierende Texte zusammen. Verborgen unter jeder Doppelseite befinden sich Poster, diese bündeln die Informationen der Zeitung inhaltlich und visuell. Zusätzlich gibt es im Posterformat linierte und karierte Papiere, diese sind unterstützend mit den Titeln Seins, Deins, Meins, Keins, Unseres und Eueres gekennzeichnet. Auch in der Zeitung war mir wichtig Interpretationsfläche zu schaffen und den Leser dazu aufzufordern seine Meinung als persönlichen Teil beizutragen.


Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?

Mein Interesse galt schon immer insbesondere den Menschen um mich herum. Ich beobachte und analysiere gern.
Grund genug mich auch in meinem Diplom mit einem Gesellschaftlichem Thema zu beschäftigen. Wie leben wir, gibt es noch einen Sinn für Gemeinschaft? Ich denke auch der Weg von Barcelona zurück nach Deutschland hat eine entscheidende Rolle gespielt bei der Wahl meines Themas.

Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?

Denkanstösse geben und Wahrnehmungen schärfen um sich selbst und sein Umfeld genauer betrachten zu können. Weniger wollte ich Lösungen vorgeben, sondern in Dialog treten um Meinungen zuzulassen und neu zu überdenken, in was für einer Gesellschaft wir leben und wie wir uns in dieser entwickeln. Es darf gedacht, gesprochen und sich ausgetauscht werden ; )

Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?

Meine Publikation und auch die Aktionen im öffentlichen Raum werden zu Beginn an Hochschulen und Universitäten publiziert. Ich verspreche mir davon, eine noch offene und junge Generation von Studenten zu erreichen. Fragen zur eigenen Identität und ihrer Zukunft, sind gerade bei Studenten, die sich noch in der Identitätsbildung befinden, relevant.

Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?

Teils, teils. Ich denke das es wichtig ist sich erst konzeptionell Gedanken zu machen, aber das schliesst die Gestaltung und das drauf los arbeiten ja nicht aus.

Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?

Insgesamt hatte ich 4 Monate Zeit, in der die ersten 2 1/2 Monate ausschließlich der Recherche dienten.

Wer hat dich betreut?

Betreut wurde ich von Prof. Nora Gummert-Hauser und Dipl. Designer Fritjof Wild.
Ein großes Dankeschön für die immer tatkräftige Unterstützung und dem großem Vertrauen.

Hast du deine Arbeit handgemacht?

Meine Arbeit ist handgemacht, das 45gr/m2 leichte Zeitungspapier lies sich nur verstärkt auf 300gr Pappe ohne Probleme durch den Plotter schicken. Somit widmete ich jedem einzelnen Bogen eine Menge Zeit und Energie.
In der Siebdruckerei der Hochschule entstanden hinterher noch weitere Feinheiten.



Hast Du Vorbilder? Was interessiert Dich an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Dir?

Albert Folch Studio in Barcelona fasziniert mich und sicher gibt es da auch noch einige andere.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft?

Viele Projekte, mir unterschiedlichsten Designern, aus verschiedenen Ländern.


Vielen Dank für dein Interview und viel Erfolg weiterhin!

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