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Pierre Di Sciullo: Thank you for understanding

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Pierre Di Sciullo ist ein experimenteller französischer Typograf und Gestalter mit eigenem Studio Qui Résiste. 1961 in Paris geboren, unterwegs zwischen verschiedensten Medien wie Buch, Poster, Video, Film, Architektur und Raum. Schriften von ihm sind: Minimum, Maximum, Quantange, Basnoda, Sintétik, Gararond, Amanar.

Bisher kannte ich vor allem seinen umstrittenen Entwurf für das Erscheinungsbild des Amsterdamer Stedelijk Museum. Was sich genau hinter den Kulissen abgespielt hat, weiß keiner, jedenfalls wurde der Auftrag nun doch an das renommierte niederländische Büro Mevis en Van Deursen gegeben. Sciullo sagte heute nichts zu diesem Thema, nur der niederländische Moderator sagte diplomatisches im Sinne von "Die Strukturen im Stedelijk sind doch ziemlich festgefahren".

Pierre Di Sciullo überraschte uns mit wildestem Englisch-Französisch-Mix, ich ertappte mich bisweilen dabei, mehr auf den Klang der Sprache zu lauschen und als mich auf den Inhalt zu konzentrieren. Seine Projekte spielen mit Sprache und Formen, sind alle sehr farbig, er hat einen sehr eigenen Stil. Er gestaltet intuitiv sagt er, er war nie auf einer Designschule. Technische Systeme faszinieren ihn, er lotet die Möglichkeiten einer Fassadengestaltung mit farbigen Glassteinen aus, "I play with the limits of the machine".
In einem Buchprojekt visualisiert er seine Morgengeräusche, es ist ein Spaß ihm bei seiner Performance dieser Geräusche zuzuhören, Gegrummel, Geräuspere, Gehüstel, Geschnalze, Geklackse.
Immer wird ihm ein bestimmter Umstand im Alltag so bewusst, dass er ein Projekt daraus entwickelt. So auch die nette Durchsage im Zug nach ewigen Verspätungen und Unnannehmlichkeiten: " Merci de votre compréhension." Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis. Das ist der Titel der 13. Ausgabe seiner Publikationsreihe »Qui ? Résiste«. So weit ich es verstanden habe, hat er die Schrift Micromega für diese Publikation entworfen. Und die Micromega wiederum steht in einem Zusammenhang mit dem Ärger über die Zugdurchsagen.
... Wie gesagt, manchmal fiel es schwer seinen Gedankengängen folgen, aber vielleicht war ihm das auch nicht wichtig? Ich glaube, es geht ihm mehr darum, eine Wirkung zu erzielen und auf seine Art zu provozieren.

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