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TYPO Tag 1, 19 Uhr – Jochen Rädeker

Jochen Rädeker von Strichpunkt sprach gestern Abend über das Ende des Endes und die Gestaltung der Zukunft. In 7 Fragen und 7 Antworten näherte er sich dem an, was für ihn »beyond Design« alles bedeuten kann.

Dafür bezieht er sich auf das ABC des Markenerfolgs. A steht hierbei für Algorhythmen, B für Big Data und C fü den Content. 

Wenn Big Data schon alles weiss, haben düstere Zeiten für den Designer begonnen. Das Ende des Designs wurde schon oft aufgerufen, z.B. »the end of print« von David Carson. Aber was kommt danach? Designer sind die Weltveränderer. 80 % aller Hirnaktivität geht über das Auge, begründet Rädeker.

Teamwork wird bei Strichpunkt groß geschrieben. Selbst den Kunden lässt er nicht außen vor. Man solle ihn bloß nicht unterschätzen, er sei meist doch besser als sein Ruf.

Designer sollen Grenzen aufbrechen. Schönheit gibt es überall, dafür braucht die Welt keine Designer. Richtig sei das neue schön.

Bei Strichpunkt zählen die 5 K's bei Pitches:
Kraft, Klarheit, Kreativität, Konsistenz und Kompatibilität.
So erhält man die Superkraft.

Früher, zur Zeiten der Ulmer Schule, zählte noch der Designleitspruch »form follows function«. Damals war die Form noch wichtiger als die Idee dahinter. Doch die Zeiten der Funktionalität seien vorbei, postuliert Rädeker. Nun beginnt die Zeit der Haltung. Designer sind keine Hübschmacher, sondern sie haben Macht über Menschen. Design ist auch Tiefenpsychologie. Durch Design, z.B. die Schriftgrösse kann man Text mehr oder weniger wichtig erscheinen lassen. So ruft Rädeker dazu auf, ehrlich und achtsam bei der Gestaltung zu sein. Und vor allem auch mal NEIN zu sagen, auch wenns weh tut. 

Nun kommt er zum Ende des Analogen. Wenn alles digital wird ist die Entscheidung zum Analogen viel bedeutsamer geworden. Es ist der Beginn des Sensitiven. Der Digitalität verdankt man den Rückzug zum Haptischen. Verpackungen sind wieder viel wichtiger geworden. »Digitales Sehen heisst haptisches Suchen«, erklärt er. 

Der Type Hype Shop ist eine Liebeserklärung an das Analoge. Dort kann man seine Suche nach haptischem Erleben erfüllen und alte Bleisatzregale bestaunen oder einen Kaffee an der Biomilchbar trinken. Das Prinzip des Shops ist Nachhaltigkeit, alles made in Germany, alles anfassbar. Nach einem langen Tag am Bildschirm sehr angenehm.

Das nächste Ende im Vortrag ist das Ende des Unwissens. Werbung findet heute in einer digitalen Realität statt. Wenn die Konzerne alles wissen gilt es wieder etwas zu entdecken. Der Designer kann mit Hilfe von Datenvisualisierungen Big Data zu einer Gestalt bringen. So sei auch das Ende der klassischen Markengestaltung eingeläutet. Man müsse nun das Interface zur Marke werden lassen und dabei die Marke entschlacken.

Das Ende seines Vortrags schliesst er mit den Worten: »Design ist BEWUSST MACHEN«. Und fügt noch dem Markenerfolg-ABC die Buchstaben E für Ethik und F für Fun hinzu.

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